Kleine Weinbauern protestieren gegen Produktionslimits

Die tschechischen Weinbauern haben ihren eigenen Worten zufolge in den letzten zehn Jahren keinen einzigen schlechten Jahrgang vermerkt, obwohl die Jahre klimatisch unterschiedlich waren. Abgesehen vom Wetter, brachte das Jahr 2004 doch etwas, was den Weinbau in Böhmen und Mähren wesentlich beeinflusst hat: deR Beitritt des Landes zur Europäischen Union. Hören Sie mehr zum Thema von Markéta Kachlíková.

Der EU-Beitritt der Tschechischen Republik hat den Weinbauern hierzulande viele Änderungen und eine Verhärtung ihrer Lebensbedingungen gebracht. Der einheitliche Markt erleichtert die Präsenz von ausländischen Konkurrenten in Tschechien. Die Aufhebung von Zollgebühren ermöglicht es, Wein aus Westeuropa billiger zu verkaufen. Es zeigte sich allerdings, dass die Preissenkung nicht so dramatisch war, wie man noch im Frühjahr angenommen hatte, und dass sie vor allem billigere Sorten betrifft.

Neue und härtere Regeln gelten auch für kleine Weinbauern, die den Wein nur für ihren eigenen Bedarf produzieren. Sie können ohne Registrierung nur eine beschränkte Menge Trauben anbauen und nur eine gewisse Menge Wein produzieren. Sollten sie dieses Limit überschreiten, müssen sie sich registrieren lassen und zahlreiche Formulare wegen der Verbrauchssteuer ausfüllen, die allerdings null Prozent beträgt. Fast 12.000 Personen haben bisher eine Petition gegen die ausschweifende Bürokratie in diesem Bereich unterzeichnet. In der vergangenen Woche wurde dagegen in Brno/Brünn demonstriert. Die Stimmen einiger unzufriedener Winzer:

"Die Verbrauchssteuer liegt im Moment bei Null. Ich weiß daher nicht, warum die Zöllner uns plagen. Warum wollen sie so viele Papiere, wenn sie im Moment kein Geld als Verbrauchssteuer verlangen."

"Der Zöllner fragt nicht, ob er darf oder nicht, er geht und klopft auf die Fässer. Das ist nicht gut, das mögen die Weinbauern überhaupt nicht, und er sollte es daher unterlassen."

Die Weinbauern verlangen eine Erhöhung der Weinproduktion ohne verpflichtende Registrierung auf mindestens 2000 Liter. Das Parlament kam ihnen bereits vor kurzem entgegen, indem das ursprüngliche Limit von 500 auf 1000 Liter erhöht wurde. An diesem Montag wurden Repräsentanten der kleinen Weinbauern vom südmährischen Landkreisvorsitzenden empfangen, der ihnen seinen Beistand zusagte. Keine Unterstützung finden sie allerdings beim Agrarministerium. Man verweist darauf, dass für tschechische Winzer dieselben Regeln wie für andere Winzer in der EU gelten. Der Landwirtschaftsanalytiker Petr Havel fügt hinzu, dass es sehr schwer wäre, eine Ausnahme für Tschechien auszuhandeln:

"Wenn jemand mehr Wein produzieren wird, finde ich es relativ korrekt, dass dies in Evidenz geführt und belegt wird. Denn er beeinflusst schon irgendwie den regionalen Markt. Und natürlich, wenn man etwa nur in der Tschechischen Republik und nicht in der Europäischen Union Limits erhöhen und die Bürokratie beschränken würde, würde dies de facto eine Benachteiligung ausländischer Produzenten bedeuten."