Tschechien fürchtet Pfändung und lässt Kunstschätze von Ausstellungen zurückholen

Tschechien hat aus Angst vor Pfändung weitere Kunstwerke aus Ausstellungen in Deutschland zurückgeholt. Betroffen sind nun auch die Max-Liebermann-Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn sowie die sächsische Landesausstellung „Via regia“ in Görlitz. In Bonn seien zwei Bilder abgeholt worden, teilte der Sprecher der Bundeskunsthalle am Dienstag mit. Statt der Bilder seien nun Fotografien und ein erklärender Text zu sehen. Aus der Görlitzer Kaisertrutz wurden zwei Terrakotten abgeholt, wie die Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden mitteilten. Man gehe aber davon aus, dass beide Stücke – eine Terrakottaplatte mit Blattrelief und ein Pilasterkapitell aus dem 16. Jahrhundert – nach einer kurzfristigen Verständigung zwischen der tschechischen und deutschen Regierung sowie dem Freistaat Sachsen wieder nach Görlitz zurückkehren, hieß es.

Tschechien hatte aus Angst vor Pfändung schon zuvor Leihgaben aus Ausstellungen zurückgeholt, darunter zwei Werke aus der Aachener Kunstausstellung „Leonardo des Nordens - Joos van Cleve“. Prag reagiert damit auf den Verlust von drei tschechischen Kunstwerken in Österreich vor zwei Wochen. Ein Wiener Gericht hatte zwei Gemälde und eine Skulptur als Sicherheiten in einem 20 Jahre zurückliegenden Streit beschlagnahmen lassen.

Eine Liechtensteiner Pharma-Firma fordert von Tschechien rund 370 Millionen Euro Entschädigung, weil sie in den 1990er Jahren von einer Ausschreibung ausgeschlossen wurde – zu Unrecht, wie ein Pariser Schiedsgericht entschied. Tschechien erkennt den Richterspruch nicht an und weigert sich zu zahlen.

Autor: Lothar Martin