Tschechische Tourismusbranche erholt sich

Pustevny

Die Zeiten, als neugierige Touristen nach der Grenzöffnung 1989 aus purer Neugier scharenweise in die Böhmischen Länder strömten, um zu sehen, wie es hierzulande, sprich jenseits des Eisernen Vorhangs, aussieht, sind längst vorbei. Mittlerweile hat die Tourismusbranche in Tschechien eine Krise hinter sich, die zum Teil mit den Ereignissen um den 11.September 2001 und zum Teil auch mit den Flutkatastrophen 1997 und 2002 zusammenhing. Nun hat sie wieder Aufwind, wie die jüngsten Trends andeuten. Die bevorstehende EU-Erweiterung wird sich wohl auch als bedeutender Faktor auswirken. Mehr dazu im folgenden Beitrag von Jitka Mladkova:

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Mittel- und Osteuropa erhole sich von den zurückgegangenen Touristenzahlen, besagt die jüngst veröffentlichte Analyse der internationalen Beraterfirma Oxford Analytica. Die neuesten Zahlen von Touristen, die Anfang des laufenden Jahres Tschechien besucht haben, sind im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres um 15 Prozent gestiegen. Die Jahresbilanz 2003 spricht von insgesamt 6,5 Millionen Touristen, die rund 100 Milliarden Kronen, das sind umgerechnet etwa 3,3 Milliarden Euro, in Tschechien ausgegeben haben. Fachexperten zufolge verfügt Tschechien in dieser Hinsicht über ein noch größeres Potential. Allein in diesem Jahr, so die Prognosen, seien bis zu 12 Prozent mehr Touristen zu erwarten, insgesamt also rund 7,2 Millionen. Allein aus Japan, wie die bisherigen Buchungen bei Reisegesellschaften andeuten, dürften um 30 Prozent Besucher mehr als im Vorjahr nach Tschechien kommen. Am stärksten vertreten werden wahrscheinlich nach wie vor die deutschen Touristen sein. Als größte Tourismus-Magnete Tschechiens erweisen sich fünf Lokalitäten: an erster Stelle Prag, gefolgt von Cesky Krumlov/Krumau, Olomouc/Olmütz, Karlsbad und die so genannten Felsenstädte. Ihr Bekanntheitsgrad außerhalb der tschechischen Grenzen soll aber durch entsprechendes Marketing noch mehr bestärkt werden. David Gladis, Leiter der Regierungsagentur zur Tourismusförderung, verfolgt hierzu ein recht ambitioniertes Ziel:

"In der Propagierung wollen wir uns darauf konzentrieren, dass diese fünf Lokalitäten innerhalb von einigen Jahren jedem Europäer, wenn er den Namen Tschechische Republik hört, in den Sinn kommen. Das ist ein langfristiges Ziel. Unser Zeithorizont liegt dafür im Jahre 2010."

Um dieses Ziel zu erreichen, da müsste man schon eine Werbeoffensive unternehmen, und wie es scheint, hat Gladis gerade das geplant. In der Anfangsphase hat seine Agentur folgendes vor:

" Wir nehmen an rund 50 internationalen Tourismusmessen teil. Außerdem sind wir dabei, unsere Webseiten zu erweitern. Derzeit sind sie in etwa 15 oder 16 Sprachversionen zu finden. Unsere Auslandsvertretungen in circa 20 Ländern organisieren eine ganze Reihe von interessanten Veranstaltungen."

Nun, das Ausmaß der Propagierung eines Landes als Touristenziel ist in erster Linie von den Finanzmitteln abhängig. In diesem Jahr kann die Agentur CzechTourism, die Tschechien im Ausland sozusagen "verkaufen" soll, nur mit 200 Mio Kronen Unterstützung rechnen. Ihr Chef sagt dazu:

" An Geld mangelt es uns. Ein kleiner Vergleich: z.B. Österreich verfügt über das 30-Fache für die Tourismuswerbung. Ungarn verfügt im Vergleich mit uns über das Fünfeinhalbfache."

Gladis freut sich aber gleichzeitig über die Gelder vom Ministerium für regionale Entwicklung, mit dem demnächst eine Werbungskampagne auf den TV-Sendern CNN, BBC, Eurosport und Discovery. Die tschechische Tourismusbranche hat aber auch einen anderen Grund zur Freude: In absehbarer Zeit kann sie auch mit Geldern aus den europäischen Strukturfonds rechnen.