Archäologische Ausgrabungen im Stift Plasy

Siegelfragmente

Plasy / Plaß war das erste Zisterzienserkloster in Böhmen, das vom Herrscher des Landes gestiftet wurde. Gegründet wurde es Mitte des 12. Jahrhunderts. Der Gebäudekomplex wird derzeit in Stand gesetzt. Bei den Vorbereitungen auf die Restaurierung der früheren Residenz des Abtes wurden archäologische Forschungen durchgeführt. Diese brachten neue Erkenntnisse über die Geschichte des Stifts.

Kloster Plasy | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Das Städtchen Plasy liegt etwa 25 Kilometer nördlich von Plzeň / Pilsen. Das dortige Zisterzienserkloster entstand im 12. Jahrhundert. In der Zeit des Barock wurde das Stift grundlegend umgebaut. Habsburger-Kaiser Josef II. ließ es dann Ende des 18. Jahrhunderts auflösen. Später kaufte Österreichs Kanzler Clemens Metternich das Areal. Heute verwaltet das Nationalinstitut für Denkmalpflege (Regionale Verwaltung in České Budějovice) den Gebäudekomplex. Die Archäologin Marcela Waldmannová führt seit 2015 Forschungen in Plasy durch.

Sediment mit archäologischen Funden | Foto: Nationalinstitut für Denkmalpflege,  Regionale Fachstelle in Plzeň

„Bei unserer Arbeit haben wir eine ganze Skala an Funden entdeckt. Sie stammen genau aus dem 13. Jahrhundert wie aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts – also der Zeit, als das Kloster offiziell aufgelöst wurde. Im 13. Jahrhundert stand bereits das Gebäude der Hauptkirche des Konvents mit der romanischen Bartholomäus-Kapelle auf dem Gelände. Gefunden haben wir Fragmente eines mittelalterlichen Klosterspitals. Dieses stammt aus dem 13. oder 14. Jahrhundert – also aus der Blütezeit des Stifts von Plasy.“

Bei den Führungen durch das Kloster werden der Öffentlichkeit auch die Räumlichkeiten des früheren Spitals gezeigt. Diese seien jedoch erst in der Zeit des Barocks entstanden, wie die Archäologin anmerkt.

Senkgrube | Foto: Nationalinstitut für Denkmalpflege,  Regionale Fachstelle in Plzeň

„Vor der königlichen Kapelle haben wir Teile von Mauerkonstruktionen, Kellern und Kanälen ausgegraben, die von einer mittelalterlichen Anlage stammen. Der Architekt Zdeněk Chudárek, der sich seit vielen Jahren mit der Geschichte des Klosters in Plasy beschäftigt, verbindet diese Funde mit einem mittelalterlichen Krankenhaus, das es seit mehreren Hundert Jahren nicht mehr gibt. Neben den Mauerfragmenten haben wir beispielsweise ein Mosaikpflaster gefunden, dies war eine Spezialität der Zisterzienser. Es handelt sich um unterschiedliche Keramikfliesen. Sie hatten verschiedene Formen, darunter die einer Blume. Die Blütenblätter waren aus dunkelgrauer Keramik, die Blütenmitte war rot. Auf dem Boden bildeten die Fliesen ein Mosaik. Wir haben jedoch nur einzelne Stücke des Pflasters ausgegraben.“

Konservatorische Bearbeitung von Mosaikfliesen aus dem verschütteten Keller des verschwundenen mittelalterlichen Klosterspitals | Foto:  Nationalinstitut für Denkmalpflege,  Regionale Fachstelle in Plzeň

Hundehalsband und Mosaikpflaster

Deckel | Foto: Jana Kosová,  Tschechischer Rundfunk

Die Archäologen haben das Pflaster mit Funden aus anderen Klöstern in Böhmen und in Mähren vergleichen…

„Die Motive, mit denen die Keramiken verziert waren, sind sich sehr ähnlich. Die Unterschiede liegen in der Gestaltung der Oberfläche und in den Farben. Entsprechende Pflaster gibt es auch im Ausland: in Deutschland und vor allem in Frankreich, wo der Zisterzienserorden entstanden ist.“

Für Laien seien aber vor allem die Funde aus der Zeit des Barock interessant, glaubt die Expertin.

Hundehalsband | Foto:  Westböhmisches Museum

„Diese sind in einem sehr guten Zustand. Denn sie lagen in einer Senkgrube. Diese wurde seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr genutzt und war zugeschüttet. Dadurch kamen aber keine Wettereinflüsse an das Material heran. Das heißt, dass Leder und Stoff, die an der Luft sonst langsam zerfallen, erhalten geblieben sind. Konkret haben wir beispielsweise ein Hundehalsband gefunden. Dies ist ein ziemlich einzigartiger Fund für ein Kloster. Zudem sind wir auf ein Mühle-Spielbrett, Schachfiguren und Papierfragmente gestoßen. Bei Letzteren handelte es sich um Teile einer Zeitung, sogar die Schrift ließ sich entziffern.“

Tierknochen | Foto: Zdeňka Sůvová,  Tschechisches Ägyptologisches Institut

Des Weiteren entdeckten die Archäologen in der Senkgrube Fragmente von Tierknochen, Samen, Gras und Pflanzen. Dies bietet Aufschluss darüber, welche Pflanzen im Kloster gezüchtet wurden. Laut den Experten waren es damals neu gezüchtete Arten wie Buchsbäume, Kastanienbäume, Johannis- und Stachelbeeren, Kirschpflaumen und Fenchel. Von importierten Pflanzenarten sind Feigen-, Dattel- und Johannisbrotbäume und Pfeffersträucher belegt.

Mühle-Spielbrett | Foto: Westböhmisches Museum

Bildband und Ausstellung geplant

Holzpuppe | Foto:  Nationalinstitut für Denkmalpflege,  Regionale Fachstelle in Plzeň

Was passiert mit nun mit den Fragmenten der Gegenstände, die in Plasy gefunden wurden? Zuerst müssten sie konserviert werden, sagt Marcela Waldmannová.

„Anschließend versuchen wir, sie weiter zu erforschen. Wir suchen nach Analogien und werden unsere Erkenntnisse veröffentlichen. Für unsere Arbeit ist es sehr nützlich, die Funde miteinander zu vergleichen. Dabei kann das Alter der Funde präzisiert werden. Wir wollen 2023 ein Buch herausgeben, das sich mit der hiesigen Prälatur zu Barockzeiten beschäftigen wird. Die Funde aus der Senkgrube vermitteln uns Erkenntnisse über den Alltag im Kloster. Ich würde gerne einige der Gegenstände auch der Öffentlichkeit zeigen. Wir müssen nur die entsprechenden Voraussetzungen dafür schaffen. Denn Material wie Leder darf nicht austrocknen, aber auch nicht allzu feucht werden. Gerne würden wir eine Ausstellung direkt in Plasy veranstalten. Alternativ ließe sich auch eine Wanderausstellung über die archäologischen Forschungen zusammenstellen, dann könnte sie an verschiedenen Orten Tschechiens gezeigt werden.“

Foto:  Westböhmisches Museum

Die Senkgrube, in der die Forscher das ganze interessante Material gefunden haben, befindet sich an einem Ort, der bisher nicht zugänglich ist. Sie liegt auf dem Gelände der Residenz des Abtes, die erst 2022 oder 2023 für die Öffentlichkeit geöffnet werden soll.

„Geplant ist, die Senkgrube zu beleuchten und während der Führung durch den Garten des Abtes den Besuchern zu zeigen.“

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