KZ-Äußerungen des tschechischen Abgeordneten Okamura sorgen für Eklat

Der tschechische Abgeordnete Tomio Okamura hat die Existenz eines Konzentrationslagers im südböhmischen Lety während des Nationalsozialismus geleugnet und damit Empörung ausgelöst. Mehrere Politiker forderten am Montag seinen Rücktritt. Der Mythos von einem Konzentrationslager für Roma sei nach verfügbaren Informationen eine Lüge, sagte der frühere Präsidentschaftskandidat Okamura dem Nachrichtenportal Parlamentnilisty.cz. In dem „Arbeitslager“ sei niemand ermordet worden. Die Menschen seien an den Folgen von Alter und Krankheit gestorben, behauptete Okamura.

Der tschechische Menschenrechtsminister Jiří Dienstbier junior forderte Okamura auf, alle politischen Ämter niederzulegen. Ein solcher Mensch gehöre nicht in eine anständige Gesellschaft, sagte der Sozialdemokrat nach Angaben der Agentur ČTK. Den Völkermord anzuzweifeln und zu relativieren sei eine Niederträchtigkeit, teilte der konservative Oppositionspolitiker Miroslav Kalousek mit.

Im Lager Lety waren Historikern zufolge zwischen 1940 und 1943 etwa 1300 Roma interniert, von denen 327 starben und mehr als 500 ins deutsche KZ Auschwitz verschleppt wurden. Okamura, Sohn einer tschechischen Mutter und eines japanischen Vaters, ist Vorsitzender der Partei Úsvit přímé demokracie (Morgenröte der direkten Demokratie).

Autor: Lothar Martin