Nachrichten Samstag, 23. Dezember, 2000
Von Martina Schneibergova
Havel schlug dem Verfassungsgericht vor, einige Absätze aus dem novellierten Zentralbankgesetz zu streichen
Präsident Vaclav Havel hat am Freitag dem Verfassungsgericht den Entwurf zur Streichung einiger Absätze aus dem novellierten Gesetz über die Tschechische Nationalbank unterbreitet. Darüber informierte Präsidentensprecher Ladislav Spacek die Nachrichtenagentur CTK. Havel wirft der neuen Rechtsnorm vor allem vor, dass sie unbegründet und verfassungswidrig in die autonome Stellung der Zentralbank eingreife. Das Gesetz weiche - so Spacek - von der Verfassung ab, was das Hauptziel der Zentralbank anbelange und beschränke die Kompetenzen des Staatspräsidenten, den Aufsichtsrat der Zentralbank zu ernennen.
Die Störung im AKW Temelin wurde beseitigt
Im südböhmischen Atomkraftwerk Temelin ist die Störung an einer Turbine, zu der es am Freitag früh kam, beseitigt worden. Darüber informierte der AKW- Sprecher Milan Nebesar am Freitagabend die Nachrichtenagentur CTK. Er fügte hinzu, der kleine technologische Missstand stellte keine Gefahr dar. Die tschechische Atomsicherheitsbehörde sagte, das Personal des AKWs habe nach der Störung den Reaktor rechtzeitig heruntergefahren und habe ihn unter Kontrolle gehabt.
Österreichische Atomkraftgegner begannen am Freitagmittag am österreichisch- tschechischen Grenzübergang Wullowitz-Dolni Dvoriste das sog. "Camp des Widerstands gegen das AKW Temelin" zu errichten.
Der Krisenausschuss des Tschechischen Fernsehens forderte Hodac zum Rücktritt auf
Mehr als 400 Angestellte des tschechischen öffentlich-rechtlichen Fernsehens, Gewerkschafter und Vertreter verschiedener Fernsehberufe sind am Freitagmittag im Gebäude des Senders in Prag zusammengetroffen, um übe die Lage im Fernsehen nach der Ernennung des neuen Generaldirektors Jiri Hodac zu diskutieren. Der Krisenausschuss der Angestellten des Tschechischen Fernsehens, der das Treffen einberufen hatte, hat am Donnerstagabend den "Solidaritätspakt ausgerufen, dessen Ziel es ist, zu verhindern, das die neue Führung des Senders die Angestellten für ihre Teilnahme an Protestaktionen gegen das Verfahren des Fernsehrates bei der Wahl des neuen Direktors bestraft. Der Krisenausschuss erklärte weiter, dass die protestierenden Angestellten die Wahl des neuen Direktors nicht anerkennen. Der neue Direktor Jiri Hodac hat am Freitag den Sprecher des Senders Jiri Trava abberufen, weil er - so der Direktor - allzu sehr mit der Person des früheren Direktors Dusan Chmelicek verbunden sei.
Vertreter des Krisenausschusses des Tschechischen Fernsehens sind am Freitagnachmittag mit dem neuen Generaldirektor Jiri Hodac zusammengetroffen. Sie teilten ihm mit, dass sie die Wahl des neuen Direktors für unprofessionell halten und ihn deswegen in diesem Posten nicht respektieren. Sie forderten Hodac erneut zum Rücktritt auf.
Die Abgeordneten der Freiheitsunion verlangen, dass die Mitglieder des Fernsehrates der Parlamentskommission für Medien erläutern, warum der Generaldirektor des Tschechischen Fernsehens Dusan Chmelicek abberufen und Jiri Hodac zu seinem Nachfolger ernannt wurde. Mit der Lage im Tschechischen Fernsehen befassen wir uns ausführlich im Tagesecho im Anschluss an die Nachrichten.
Zwei Choreographien von Jiri Kylian wurden im Nationaltheater in Prag aufgeführt
Das Ballettensemble des Prager Nationaltheaters hat am Donnerstagabend zwei Choreografien des weltberühmten, Jahre lang m Exil lebenden tschechischen Choreografen Jiri Kylian aufgeführt. Es handelte sich um eine abstrakte Darstellung der Sinfonietta von Leos Janacek und ein Ballett nach Ravels Oper "Das Kind und der Zauber". Jiri Kylian übernahm vorige Woche in Prag den Ehrendoktortitel der Akademie der musischen Künste und wurde am 16. Dezember in Monte Carlo mit einigen Nizinski-Preisen bedacht. Zugleich wurde er dort zum besten Choreografen des Jahres 1999 gewählt.
Die Mehrheit tschechischer Schüler hat ab Freitag Ferien
Die Mehrheit der tschechischen Schüler hat ab Freitag Weihnachtsferien. Auf in die Schulbänke werden die Schüler am Mittwoch, dem 3. Januar, zurückkehren.
Jan Zelezny zum Sportler des Jahres 2000 gewählt
Der Speerwerfer Jan Zelezny ist zum dritten mal zum besten Sportler des Jahres in der Tschechischen Republik gewählt worden. Er siegte in einer Umfrage des Klubs der Sportjournalisten, deren Ergebnisse am Donnerstagabend veröffentlicht wurden. Der 34-jährige Leichtathlet, der ein dreifacher Träger olympischen Goldes ist, triumphierte auch in einer Umfrage des Tschechischen Fernsehens und wurde von mehr als 126.000 Zuschauern zum Sportstar des Jahres gewählt.