Prager Ex-OB Bém bewirbt sich für Chefposten der Drogen-Beobachtungsstelle

Der ehemalige Prager Oberbürgermeister Pavel Bém bewirbt sich um die Stelle des Direktors der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) mit Sitz in Lissabon. Das schrieb die Tageszeitung „Lidové noviny“ in ihrer Samstagausgabe. Bém hat die erste Runde des Auswahlverfahrens erfolgreich überstanden und ist damit einer der fünf Kandidaten, die noch im Rennen sind. In den nächsten Monaten folgen noch vier Ausscheidungsrunden, informierte das Blatt.

Die Drogen-Beobachtungsstelle in Lissabon sei eine sehr bedeutende Institution auf ihrem Gebiet in Europa. Es reize ihn, sich für die dortige Chefposition zu engagieren, doch er stehe erst am Anfang eines langen Weges, sagte Bém in einem Interview für „Lidové noviny“. Zudem sei die Tschechische Republik bislang nicht besonders erfolgreich bei der Besetzung hochrangiger Posten in Europa, daher versuche er, dies ein wenig zu ändern, wird Bém in dem Gespräch zitiert.

Vor seinem Einstieg in die Politik hat sich Bém als Experte zur Bekämpfung der Drogenabhängigkeit einen Namen gemacht. Er half in den 1990er Jahren das erste Kontaktzentrum für Drogenabhängige in Tschechien aufzubauen und arbeitete ebenso die erste Strategie für eine Antidrogenpolitik nach der Wende aus. In seiner Zeit als Prager Oberbürgermeister machte Bém indes eher negative Schlagzeilen durch einige Affären, die dem von ihm begünstigten Klientelismus in Prag zugerechnet werden. Dazu gehören das Projekt der sogenannten Opencard wie auch der überteuerte Bau des Straßentunnels Blanka.

Autor: Lothar Martin