Weihnachten im Wandel/Rückblick
Im Zusammenhang mit dem turbulenten Geschehen im und um das Tschechische Fernsehen vergisst man mehr oder weniger, dass die Weihnachtszeit noch nicht zu Ende ist. Wir wollen einen kurzen Rückblick machen, aber nicht auf die eben vergangenen Weihnachtsfeiertage, sondern auf die Zeiten, als es hierzulande nicht möglich war, die Weihnachten als ein Fest der Geburt Christi mit allen zugehörigen Konnotationen gefeiert werden konnten. Das ist elf Jahre nach der Wende fast vollkommen in Vergessenheit geraten. Im Jahre 1952 sprach der damalige Ministerpräsident und spätere Staatspräsident Antonin Zapotocky über neue Symbole der neuen, sprich kommunistischen Ära. Hören Sie dazu einen Auszug aus seiner Ansprache, die er im Tschechoslowakischen Rundfunk hielt:
"Auch die legendären Weihnachten bleiben nicht unverändert. Die Weihnachtsbäumchen strahlen zwar nach wie vor und man wartet auf die Bescherung. Aber es verschwinden schon die Krippen, die einst von den Weihnachtstagen als deren Begleiterscheinung nicht wegzudenken waren. Früher musste in der Weihnachtszeit die Krippe mit dem Christkind in jedem Haushalt sein, auch wenn man sie nur aus Papier ausschnitt und ins Moos gesteckt im Fenster ausstellte. Das auf Stroh liegende Christkind, im Stall mit Ochs und Esel, über dem Stall der strahlende Stern von Bethlehem - das war das Symbol des alten Weihnachtsfestes. Und warum? Es sollte die Werktätigen und Bedürftigen daran erinnern, dass die Armen eben in den Stall gehören! "Wenn das Christkind im Stall geboren werden konnte, warum könntet dann nicht auch ihr dort geboren werden? Warum könnten dort eure Kinder nicht zur Welt kommen," sprachen die Reichen und Mächtigen zu den Armen und den Werktätigen. Und so haben auch in der Zeit der kapitalistischen Vorherrschaft, als die Reichen regierten und die Armen schufteten, viele Werktätige in Ställen gelebt und ihre Kinder dort zur Welt gebracht. Die Zeiten haben sich allerdings verändert. Viele Umbrüche wurden vollzogen. Auch das Christkind ist groß und älter geworden, ein Bart ist ihm gewachsen, es verwandelt sich zum Väterchen Frost. Es ist nicht nackt, trägt kein Lumpenkleid mehr, ist schön gekleidet in Pelzmütze und Pelzmantel. Nackt und zerlumpt laufen auch unsere Werktätigen und ihre Kinder nicht mehr herum.
Väterchen Frost kommt zu uns aus dem Osten und seinen Weg beleuchten auch Sterne. Nicht aber der eine von Bethlehem, sondern eine ganze Menge von roten Sternen in unseren Kohlengruben, Hüttenwerken, Fabriken und auf Baustellen. Diese Rotsterne verkünden freudig, dass eure Mütter und Väter die Aufgaben des vierten Jahres des ersten Gottwald-Planjahrfünfts in ihren Arbeitsstätten erfüllt haben. Je mehr es von diesen strahlenden Sternchen geben wird, um so fröhlicher wird unser Weihnachtsfest sein, das zu einer fröhlichen Feier der erfüllten Aufgaben unserer ganzjährigen Arbeit wird."