1 Jahr nach dem Hochwasser: Cesky rozhlas Regina nimmt Rundfunkgebäude wieder in Betrieb

Rundfunkgebäude in Prager Stadtteil Karlin

Im nun folgenden Medienspiegel lädt Sie Silja Schultheis in den Prager Stadtteil Karlin zu einer Führung durch das frisch modernisierte Gebäude des Rundfunksenders Regina ein. Nach dem Hochwasser im vergangenen August, das durch die Kanalisation in den Sender gelangte und den Mitarbeitern buchstäblich die Manuskripte von den Schreibtischen spülte, die gesamte Technik lahm legte und enorme Schäden am gesamten Gebäude verursachte, konnte Regina fast ein Jahr lang nicht aus Karlin senden. Provisorisch zog man in das Hauptgebäude des Tschechischen Rundfunks in der Vinohradska Straße um. Am 2. Juni dieses Jahres endlich konnte das ursprüngliche Domizil in Karlin wieder feierlich in Betrieb genommen werden.

Praha-Karlin - auch ein Jahr nach dem Hochwasser wird in diesem zweifelsohne am meisten beschädigten Bezirk noch auf Schritt und Tritt gebaut, werden Wände abgeklopft, Straßenbahngleise verlegt. Die Sokolovska, eine der Hauptverkehrsstraßen des Stadtteils - eine einzige Baustelle. Fußgänger steigen selbstverständlich über den Bauschutt und weichen routiniert den Straßensperren und Betonmischmaschinen aus. Etwas abseits der Straße ein ruhiger Park und dahinter ein frisch renoviertes hellgelbes Gebäude im Stil der Neorenaissance vom Anfang des Jahrhunderts, umgeben von einem gepflegten Garten. Seit Aufnahme des Sendebetriebs am 31.8. 1964 sendet Regina aus diesem Gebäude. Während der sowjetischen Okkupation vier Jahre später spielte die Station eine wichtige Rolle, als es darum ging, trotz des Sendeverbots weiter Informationen auszustrahlen. Da die Sowjets von den technischen Möglichkeiten in Karlin nicht wussten, konnte man die dortigen Studios vorübergehend nutzen, um den Sendebetrieb aufrecht zu erhalten.

Unterwegs im neuen Rundfunkgebäude von Cesky rozhlas Regina mit Marek Tietze, stellvertretender Direktor des Senders und hier für alle ökonomischen Fragen zuständig. Gleich unten in der Eingangshalle eine Tafel mit der Hochwassermarke vom vergangenen Jahr. Erinnerungen an die damaligen Ereignisse:

"In diesem Raum - wie in allen anderen hier im Erdgeschoss auch - kam es zu einer totalen Zerstörung jeglicher Möbel, Technik usw. durch das Hochwasser. Das Wasser stand hier etwa 80 cm hoch, das heißt ging bis an die Schreibtischplatten. Dazu kommt, dass das alles gerade ein paar Tage alt war. Ich erinnere mich noch, wie kurz nach dem Hochwasser die Rechnungen für die neuen und bereits wieder zerstörten Möbel bei mir eingingen..."

Heute kann Regina mit Stolz auf ihre hochmodernen Studios blicken - ohne Ausnahme handelt es sich um Einmannstudios, in denen der zuständige Redakteur zugleich die gesamte Technik bedient. Zusätzliche Techniker, wie sie im Hauptgebäude des Tschechischen Rundfunks in der Vinohradska üblich sind, werden hier nicht benötigt. Wer bei Regina eine Anstellung als Redakteur sucht, muss nachweisen, dass er im Umgang mit solchen Studios geübt ist.

Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, dass das Durchschnittsalter des Regina-teams weit unter 30 liegt. Dabei produzieren die etwa 70 Mitarbeiter, von denen die Hälfte fest angestellt ist - für eine Hörerschaft, die zumeist deutlich älter ist - zwischen 35 und 65. Doch zurück zur Rekonstruktion des Gebäudes. Besonders stolz ist Marek Tietze auf die beiden Seitenflügel des Rundfunkpalastes, die das Hochwasser gleichsam auf natürliche Weise von ihrer sozialistischen Raumgestaltung befreit hat:

"Beide diese Flügel sind Beweis dafür, dass wir das Gebäude nicht nur wiederherstellen nach dem Hochwasser, sondern es auch seiner ursprünglichen Gestalt vom Beginn des Jahrhunderts annähern. Dieser große Raum hier war z.B. vor den Überschwemmungen in viele Einzelzimmer unterteilt, die jeweils nur ein Fenster hatten und dunkel und hässlich waren. Jetzt ist das hier ein sonnendurchleuchteter Raum."

So eine Modernisierung hat natürlich auch ihren Preis und die Frage liegt nahe, woher Regina die Mittel dafür nehmen konnte - zumal viele vom Hochwasser betroffene Tschechen von ihren Versicherungen ja allenfalls symbolische Summen bekommen hatten. Marek Tietze:

"Die Rekonstruktion dieses Gebäudes belief sich auf mehrere Zehnmillionen Kronen, wobei allerdings die überwiegende Mehrheit davon die Versicherung getragen hat. Gott sei Dank, war die Versicherung sehr entgegenkommend und war bereit, nicht nur die Wiederherstellung des Gebäudes, sondern auch seine Modernisierung zu finanzieren. Dank dieser Bereitschaft konnten wir das Gebäude und die Studios auf diese Weise modernisieren."

Ohne das Hochwasser, so weiß der stellvertretende Regina-Direktor aus Erfahrung, wäre eine solche Modernisierung wesentlich schwerer durchzusetzen gewesen:

"Wenn Sie unter normalen Umständen etwas verändern wollen, müssen Sie Geld dafür auftreiben und begründen, warum Sie die Veränderungen vornehmen wollen. Wenn etwas zerstört ist, dann bekommen Sie das Geld für die Erneuerung ohne große Nachfragen direkt."

Doch noch ist die Beseitigung der Hochwasserschäden im Karliner Rundfunkgebäude von Cesky rozhlas Regina längst nicht abgeschlossen. Man habe jetzt das Souterrain und das Erdgeschoss renoviert, also diejenigen Räumlichkeiten, in die das Wasser durch die Kanalisation unmittelbar eingedrungen war. Über die noch bevorstehende Arbeit abschließend noch einmal Marek Tietze:

"Für den Herbst dieses Jahres planen wir die Renovierung der restlichen beiden Stockwerke, in die zwar kein Wasser gelangt ist, die aber dadurch betroffen sind, dass der Rundfunk ja als Ganzes funktioniert und beschädigte Technik in den unteren Geschossen auch den Rest des Gebäudes betrifft. Wir sind also genötigt, auch die oberen Räume zu renovieren. Wir sind jetzt bei der Hälfte angelangt - nicht was den Arbeitsaufwand und schon gar nicht die Kosten betrifft, denn oben wurde ja viel weniger beschädigt. Aber von der Fläche her haben wir jetzt die Hälfte."

Unterdessen plant Marek Tietze bereits den Ausbau der im Kellergeschoss gelegenen Kantine zu einer Kneipe, die auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen soll. Und eben jene Öffentlichkeit kann sich am 6. September im Rundfunkgebäude selbst ein Bild von den Renovierungsarbeiten des vergangenen Jahres machen. Dann nämlich ist bei Regina "Tag der offenen Tür".

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