Könige, Dichter und Musikgenies: Berühmte Gäste in Karlsbad

Seit Jahrhunderten lockt das Heilwasser in Karlovy Vary / Karlsbad Persönlichkeiten aus aller Welt an. Kaiser Franz Joseph und König Edward VII., Goethe und Schiller, Beethoven und Brahms waren dort zur Kur.

Kurbäder gelten spätestens seit dem 18. und 19. Jahrhundert als wichtige gesellschaftliche Treffpunkte. Seit dieser Zeit kommt dort eine recht illustre Gesellschaft zusammen. Nicht anders ist das im Fall des berühmtesten Kurortes Tschechiens, Karlsbad.

„Die Architektur unserer Stadt ist durch den Historismus geprägt. Denn immer, vom Mittelalter an, gab es hier viele internationale Gäste, unter ihnen auch Kaiser und Könige. Über ihre Aufenthalte werden viele Geschichten erzählt.“

Soweit die Stadtführerin Jana Hradílková. Ihre Erzählung beginnt mit dem deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe, der 1785 zum ersten Mal nach Karlsbad kam:

„Johann Wolfgang von Goethe verweilte dreizehn Mal in unserer Stadt. Aber er kam nicht nur für drei Wochen, sondern blieb hier auch vier Monate lang. Er trank das Wasser gerne, machte Spaziergänge, und er liebte die Natur.“

Foto: Markéta Kachlíková,  Radio Prague International

„Durch diese Türe schritt Goethe

Foto: Markéta Kachlíková,  Radio Prague International

Viel erzählt wird über Goethes Spätliebe. 1821 lernte er in Marienbad die siebzehnjährige Ulrike von Lewetzow kennen. Sie trafen später auch in Karlsbad zusammen:

„Zwei Jahre später, sie war 19 und er 74 Jahre alt, wollte er sie heiraten. Er bat ihre Mutter um Ulrikes Hand, aber die Mutter nahm sein Angebot nicht an, da der Altersunterschied zu groß war. Goethe fühlte sich plötzlich alt und verließ unseren Kurort. Das war 1823, und er kam danach nie wieder. Er starb neun Jahre später. Ulrike hat nie geheiratet und starb mit 95 Jahren.“

Auf Goethe stößt man an vielen Orten in Karlsbad und seiner Umgebung – eine Büste im Kurpark, ein Goethe-Wanderweg und eine Goethe-Aussichtswarte erinnern an ihn, sowie mehrere Gedenktafeln an Häusern, in denen er während seiner Aufenthalte wohnte:

Foto: Markéta Kachlíková,  Radio Prague International

„Gegenüber dem Hotel Atlantik sehen wir die Pension ‚Zu den drei Mohren‘, in der Goethe neunmal abstieg. Man sieht da auch sein Zitat: ‚Ich bin dieser Quelle eine ganz andere Existenz schuldig‘. Und über der Tür steht eine Anschrift auf Deutsch: ‚Durch diese Türe schritt Goethe‘.“

Der erste Aufenthalt von Goethe war im Haus „Zum weißen Hasen“. Der Hase ist auf der Fassade zu sehen. Und bei seinem letzten Aufenthalt 1823, bei dem er die Ablehnung von Ulrikes Mutter erhielt, nächtigte er in einem Haus, das heute „Mozart“ heißt. Damit wird auf einen anderen berühmten Gast verwiesen.

Foto: Markéta Kachlíková,  Radio Prague International

„Wir stehen nun vor dem Haus ‚Mozart‘. Wolfgang Amadeus Mozart hatte einen Sohn, der bei seiner Geburt Franz Xaver hieß. Sein Vater, das Musik-Genie, starb mit 35 Jahren. Der Sohn erbte ein bisschen Musik-Talent, er komponierte kleinere Stücke und Werke für Blasinstrumente. Bei der Kommunion von Franz Xaver änderte seine Mutter seinen Namen auf den des Vaters, Wolfgang Amadeus. Er litt an Leberkrebs, deswegen weilte er hier in Karlsbad, die Kur wurde von einer reichen Gräfin bezahlt. Er starb hier und ist hier begraben. Auf dem Grabstein steht: Wolfgang Amadeus Mozart, aber es handelt sich eben um den Sohn des Komponisten. Der Vater hat leider ein unbekanntes Grab in Wien.“

Mozarts Grabmal

Grabstein von Franz Xaver Wolfgang Mozart | Foto: Jana Strejčková,  Tschechischer Rundfunk

„Wolfgang Amadeus Mozart – Tonkünstler und Tonsetzer“, steht auf dem Grabmal in Tschechien. Mozart wurde 1844 auf dem Friedhof von Ondřejov bestattet, auf dem die verstorbenen Kurortbesucher aus dem Ausland begraben sind. Im Jahr 1911 wurde der Friedhof in Mozart-Park umbenannt. Auf Mozarts Grab liest man weiter:

„Sohn des großen Mozart.
Dem Vater ähnlich an Gestalt und edlem Gemüte.
Der Name des Vaters sei seine Grabschrift,
so wie seine Verehrung des erstern
der Inhalt seines Lebens war.“

Wir haben bereits von Goethe gesprochen, also sollten wir auch Friedrich Schiller erwähnen. Er besuchte Karlsbad nur einmal. Er kam 1791 zu einer einmonatigen Kur wegen seiner Asthma-Erkrankung, begleitet von seiner Frau Lotte, seiner Schwägerin Karoline von Beulwitz und seinem Leibarzt Ferdinand Eicke aus Jena. Sie wohnten im heute nicht mehr existierenden Haus Zum Weißen Schwan. Schiller begann dort die Arbeit an seiner Wallenstein-Trilogie. Auf dem Rückweg nach Jena machte er im nahen Cheb / Eger Halt, um das Zimmer, in dem Albrecht von Wallenstein ermordet wurde, zu besichtigen. Zur Erinnerung an Schillers Aufenthalt in Karlsbad wurde 1909 ein monumentales Denkmal im Jugendstil von Friedrich Ohmann im Kurpark enthüllt.

Foto: Markéta Kachlíková,  Radio Prague International

Bach, Beethoven, Brahms

Mit Jana Hradílková spazieren wir weiter auf den Spuren der Kurgäste in Karlsbad. Viele seien zu erwähnen, sagt sie und nennt den Psychiater Siegmund Freud, der sieben Mal dort zur Kur weilte, oder den Komponisten Johannes Brahms, der sich dort kurz vor seinem Tod aufhielt:

Grandhotel Pupp | Foto: Kristýna Maková,  Radio Prague International

„Diese Stadt inspirierte wirklich viele Künstler. Von den Komponisten sind auch Richard Wagner, Clara Schumann oder Ludwig van Beethoven zu nennen. Johann Sebastian Bach war hier zweimal. Er komponierte in unserer Stadt einen Teil der Brandenburger Konzerte. Beethoven gab im Grandhotel Pupp ein Benefizkonzert und wollte den ganzen Ertrag der Stadt Baden bei Wien widmen. Denn die Stadt erlebte einen riesigen Brand, und er wollte ihr helfen. Er dachte sich, dass in Karlsbad ja reiche Aristokraten und Herrscher aus ganz Europa verweilten und er so sicher eine bedeutende Summe zusammentragen könne. Leider waren die Reichen aber geizig, und Beethoven dementsprechend sehr enttäuscht.“

Mehrere Male besuchte auch der tschechische Komponist Antonín Dvořák die Stadt.

„Er kam hier nie zu Kur her oder um aus den Quellen zu trinken, sondern nur, weil hier zwei seiner Verleger, der eine aus Berlin, der andere aus Wien, zur Kur verweilten. Dvořák spielte für sie seine neuen Werke.“

Aber nicht nur bei Dichtern und Komponisten war Karlsbad beliebt. Auch viele Monarchen kamen wiederholt zur Kur nach Karlsbad. Am Anfang des 18. Jahrhunderts war der russische Zar Peter der Große zweimal dort. Im 19. Jahrhundert kam unter anderem der österreichische Kaiser Franz Josef:

Quelle Svoboda | Foto: Barbora Němcová,  Radio Prague International

„Franz Joseph besuchte unsere Stadt dreimal. Er führte hier unter anderem Gespräche mit dem russischen Außenminister und mit Bismarck. Die Bäder galten sehr oft als Treffpunkt der Politiker und Herrscher im 19. Jahrhundert und dann auch im 20. Jahrhundert.“

Unsere Begleiterin erwähnt auch die Gattin von Franz Joseph, die österreichische Kaiserin Elisabeth, genannt Sissi:

„Wenn wir Richtung Mühlbrunnkolonnade gehen, kommen wir zur Quelle Svoboda / Freiheit. Als die Habsburger hier herrschten, hieß sie Franz-Joseph-Quelle. Oberhalb der Quelle steht die Villa Tereza, in der Sissi im Juni 1892 mehr als zwei Wochen wohnte. Damals hingen überall in der Stadt Plakate: Die Kunden und Bürger wurden gebeten, Sissi nicht zu stören. Niemand durfte sie ansprechen, sie verlangte absolute Ruhe. Sie verbrachte die ganzen Tage im Kurwald. Es ist bekannt, dass sie nur wenig Essen zu sich nahm, sie wollte schlank sein, und sie trank auch fast nichts. Schon nach zwei Tagen baten ihre Leibwächter, österreichische Polizisten, um eine Ablöse. Denn sie konnten ihr Tempo gar nicht halten, und ihre Lebensweise war für sie zu anstrengend. Sissi betete sehr gern im Kurwald. Nicht weit vom Kurzentrum entfernt befinden sich Felsen mit heiligen Bildern, wo sie mehrere Tage verbrachte und betete.“

Foto: Markéta Kachlíková,  Radio Prague International

Stilikone Edward VII.

Der britische König Edward VII. liebte vor allem Marienbad, hinterließ aber auch in Karlsbad seine Spuren. Jana Hradílková erzählt eine Anekdote zu seinem Aufenthalt:

„Er verbrachte immer einen ganzen in Marienbad, und während dieser vier Wochen besuchte er immer für zwei oder drei Nächte auch unsere Stadt. Einmal ging er im Kurwald spazieren und zerriss sich dabei seine Hose. Er war Gastgeber eines Dinners im Grandhotel Pupp. Er war in Eile und schaffte es nicht zurück in sein Hotel. Er kaufte eine neue Hose in einem Geschäft in der Straße ‚Alte Wiese‘. Die Hosen lagen dort in Schichten in einem Regal, und es waren Falten darauf. Damals, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, hatten die Männer nie Bügelfalten auf den Hosen. Der Besitzer des Geschäfts wollte die Hose bügeln, aber der König war in Eile, und nahm die Hose so wie sie war. Er kam in den Saal und begrüßte die geladenen Gäste. Die Gentlemen merkten nichts, aber ihre Gattinnen sagten: Schau mal, neue Mode! Am nächsten Morgen kamen alle Gentlemen zur Trinkkur in die Kolonnaden mit Bügelfalten auf den Hosen. Das ist keine Legende, sondern wirklich wahr. Es wurde darüber sogar in der Zeitung berichtet, denn die erlauchte Gesellschaft sah in Edward VII. den ‚Arbiter der Eleganz‘ für die Gentleman-Mode.“

Prominente Gäste gab es auch in den kommunistischen Zeiten, setzt die Stadtführerin fort:

„Während des kommunistischen Regimes gab es hier ein staatliches Sanatorium, in das Minister und Regierungsvorsitzende aus den sozialistischen Ländern zur Kur kamen. Die Gattin von Leonid Breschnew war zum Beispiel sehr oft in Karlsbad zur Kur, da sie starke Diabetikerin war, und unsere Quellen ihr hervorragend halfen.“

Sie selbst habe in ihrem Leben die Ehre gehabt, mehrere bedeutende Gäste durch die Stadt zu führen, schließt Jana Hradílková ihre Erzählung ab:

„Zum Beispiel den norwegischen König Harald V. mit Königin Sonja. Sie kamen im März 1997 in unsere Stadt. Ihre Tochter studierte Physiotherapie, und sie wollten das berühmte Bad sehen. Wir gingen mit dem König zur Verkostung zur Mühlbrunn-Quelle. Er nahm ein Schlückchen und war leise. Er sagte kein Wort.  Dann ein zweites Schlückchen – wieder Stille. Erst nach dem dritten Schluck sagte er: ‚Oh, it is not unpleasant.‘ Also: ‚Es ist nicht ganz übel‘.“

Mühlbrunnen | Foto: Markéta Kachlíková,  Radio Prague International
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