Tschechischer Staatspräsident hält Neujahrsansprache

Petr Pavel

Der tschechische Staatspräsident, Petr Pavel, hat die zweite Neujahrsansprache seiner Amtszeit gehalten.

Vor dem Portal der Prager Burg stehend, wandte er sich am Mittwoch über die öffentlich-rechtlichen Medien an die Menschen im Land. Er wolle nicht auf das alte Jahr zurückschauen, sondern nach vorne blicken, begann das Staatsoberhaupt seine etwa zehnminütige Rede.

Die traditionellen guten Neujahrswünsche seien derzeit dringlicher denn je, fuhr Pavel fort. Er verstehe die Ängste und Sorgen angesichts der kommenden Tage und Monate. Als Gründe nannte der Präsident die anhaltenden Kriege und Krisen, unerfüllte Erwartungen und steigende Lebenskosten. Im Zuge dessen würden Werte in Zweifel gezogen, die lange als unveränderbar galten.

Seine persönlichen Erfahrungen aus zwei Jahren Amtszeit würden aber zeigen, dass die tatsächliche Lage in Tschechien lange nicht so schlecht sei, wie sie in bewusst verbreiteten Negativmeldungen erschienen, betonte Pavel. Das Land sei fest eingebunden in das starke Sicherheitsnetz der Nato sowie weiterer internationaler Garantien, und der Haltung Tschechiens würde auf internationaler Ebene Respekt entgegengebracht.

Weiter unterstrich der Präsident, dass die wirtschaftliche Lage im Land nicht schlecht sei. Erneut sprach er sich für die Einführung des Euro aus. Ein optimistischen Blick in die Zukunft ist laut Pavel angebracht, weil er auf seinen Reisen durch das Land erfahre, dass Solidarität, gegenseitige Hilfe und Freundschaft unübersehbare Eigenschaften der tschechischen Gesellschaft seien. Dennoch wisse er, dass ein Viertel der Menschen hierzulande in wirtschaftlich und sozial bedrohten Regionen lebe. Darum sei die Angleichung der Lebensbedingungen in den einzelnen Kreisen eine der wichtigsten Herausforderungen, mahnte das Staatsoberhaupt.

Er selbst werde sich weiter dafür einsetzen, dass die Stimmen der sozial Schwachen gehört würden, versprach Pavel. Ein wichtiges Mittel dafür seien weiterhin seine Reisen in die Regionen und die Gespräche mit den dortigen Einwohnern. Ihm täte es leid, dass in der heutigen Zeit die Bereitschaft zum Dialog und zu Kompromissen verlorengehe. Dazu trage etwa bei, dass die Sprache der Politiker zu Marketingslogans verkäme, so Pavels Kritik. Es sei zu erwarten, dass sich dies im Vorfeld der Parlamentswahlen im Herbst noch verstärke und dass die Menschen noch mehr Lügen und der Verdrehung von Wahrheiten ausgesetzt würden. Dennoch seien die Wahlen wichtig, bekräftigte Pavel, und jede Stimme habe Gewicht.

Am meisten wünsche er sich, dass aus Gefühlen der Skepsis und Enttäuschung heraus nicht die Demokratie angezweifelt werde, fügte Pavel hinzu. Ein würdiges Leben in Freiheit habe einen höheren Wert als die Abhängigkeit von der Willkür einer autoritären Macht. Er selbst werde sich um eine politische Diskussion im Land bemühen, die anständig und sachlich sowie auf Grundlage von Argumenten und Fakten geführt werde, so der Präsident, der sich mit seinen guten Wünschen für das neue Jahr am Ende seiner Ansprache auch direkt an die junge Generation und die Schulkinder in Tschechien wandte.

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