157 Vermögensklagen Frantisek Oldrich Kinskys

Palais Kinsky in Prag

Das Palais Kinsky in Prag, einige Schlösser, Zehntausende Hektar Grundstücke und Wälder in Nord- und Ostböhmen. Darum geht es in insgesamt 157 Klagen, die ein in Argentinien lebender Nachkomme der Fürstenfamilie Kinsky in Tschechien erhoben hat. Markéta Maurová berichtet.

Für Aufregung auf der tschechischen politischen Szene sorgte kürzlich ein Urteil des Bezirksgerichts im ostböhmischen Usti nad Orlici, demzufolge Frantisek Oldrich Kinsky Landgüter in dieser Region zugesprochen wurden. Dabei zeigte sich, dass Kinsky nicht nur um diese ersucht, sondern insgesamt 157 Anklagen erhoben hat. Seine Familie hatte das Vermögen nach dem Zweiten Weltkrieg auf Grundlage der sog. Benes-Dekrete verloren, da sie angeblich mit den Nationalsozialisten zusammenarbeitete. Archive bieten heute u.a. Zeugnisse über die Mitgliedschaft seines Vaters in der NSDAP und der Sudetendeutschen Partei. Dieser wird auch in einem Brief erwähnt, den der tschechoslowakische Botschafter in England Jan Masaryk im Juli 1939 an den damaligen Außenminister Kamil Krofta schrieb: "In den letzten 14 Tagen kann man in London eine Frontalattacke der deutschen Propaganda konstatieren. Leider befindet sich unter Hitlers Vertrauten auch unser Oldrich Kinsky." Über derlei Dinge wisse er nichts, sagte der Sohn Frantisek Oldrich Kinsky in einem Interview für den Radiosender BBC in der vergangenen Woche. Sein Rechtsanwalt erklärt dazu, dass Kinsky keinen Restitutionsanspruch erhebt. Er habe nämlich seinen Besitz nicht vom Vater, sondern vom Urgroßvater geerbt, der 1904 gestorben war. Im Besitzstreit gehe es nicht darum, ob Kinskys Vater ein Kollaborateur war, weil er das Vermögen nicht besessen, sondern nur verwaltet habe.

Frantisek Oldrich Kinsky berief sich in dem erwähnten BBC-Gespräch u.a. auch auf gute Beziehungen mit seinem tschechischen Verwandten Radslav Kinsky. Dieser hat Anfang der 90er Jahre nach der Rückkehr aus der Emigration in Frankreich ein umfangreiches Vermögen seiner Familie im Rahmen der Restitution zurückbekommen. Es handelt sich jedoch um das Mitglied eines anderen Zweigs der großen Familie, der sich zur tschechischen Nation bekannt hatte. Radslavs Vater hatte sogar eine Deklaration der Mitglieder alter tschechischer Adelsfamilien initiiert, die sich 1938 gegen die Auflösung der tschechischen Staatlichkeit geäußert hatten. Er wünscht sich nicht, mit der Causa seines fernen Verwandten verbunden zu werden, folgt aus einem Kurzgespräch, das ich mit Radslav Kinsky führte.

Für die Aufmerksamkeit der Medien sorgt nun ein anderer Mann des Namens Kinsky. Ist es Ihnen angenehm, ist es Ihnen gleichgültig, interessieren Sie sich für diese Causa?

"Ich lese die Zeitungen, aber ich habe nichts dazu zu sagen. Es ist ein Verwandter, der nicht ganz nah zu unserem Zweig der Kinskys steht. Und ich glaube, die Causa muss ganz normal behandelt werden, mit den Gesetzen, die jetzt im Land existieren. Es ist nicht meine Angelegenheit, diese Sache zu kommentieren."

Frantisek Oldrich Kinsky ist nicht nah mit Ihnen verwandt. Haben Sie sich mal getroffen?

"Ja, ich glaube nur zweimal, bei irgendeiner gesellschaftlicher Angelegenheit in Frankreich oder so. Aber sonst kenne ich ihn eigentlich nicht."