Aktivisten-Demo für Sozialzentrum und Legitimierung des Squattings

Über 500 Menschen haben sich am Samstag in Prag vor dem Gebäude der ehemaligen Lungenklinik im Stadtteil Žižkov versammelt, um für eine alternative Nutzung der verwohnten Liegenschaft zu demonstrieren. Die Kundgebung und ein anschließender Marsch zu einem zentralen Platz des Stadtteils verliefen friedlich und ohne Vorkommnisse.

Das Gebäude, in dem lange Drogensüchtige und Obdachlose hausten, haben Aktivisten der Bürgerinitiative Klinik im Dezember wiederholt besetzt. Zunächst säuberten sie die Räumlichkeiten und kämpften dafür, dort ein kommunales Zentrum mit Garten, Bücherei, Kantine und weiteren Nutzungsmöglichkeiten einrichten zu können. Die Verhandlungen mit dem Magistrat der Stadt scheiterten jedoch, so dass sie von der Polizei aus dem Haus verwiesen wurden. Eine Gruppe von zirka 30 Squattern hat die ehemalige Klinik danach willkürlich ein zweites Mal besetzt, was dem Anliegen der Initiative nur schadete. Die Squatter wurden ebenfalls von der Polizei aus dem Haus entfernt.

Auf der Kundgebung am Samstag erklärte der Sprecher der Initiative Klinik, Arnošt Novák, dass die Verhandlungen mit dem neuen Prager Stadtrat zur Schaffung des Autonomen Sozialzentrums erfolgversprechend laufen. Deshalb müsse die Kundgebung auch friedlich bleiben. Anderseits habe man sich heute zusammengefunden, um das Squatting zu entkriminalisieren. In gewissen Fällen sei dies durchaus legitim, erklärte der Sprecher.

Der Prager Vize-Oberbürgermeister Matěj Stropnický hat dem Magistrat der Stadt bereits vorgeschlagen, das Gebäude vom Staat zu mieten und es den Aktivisten zur Nutzung zu überlassen. Der Stadtrat wird am Dienstag darüber verhandeln.

Autor: Lothar Martin