Allergien in der Tschechischen Republik
Mediziner sprechen von Allergien als Epidemien unserer Epoche. Auch vor Tschechien macht diese Entwicklung nicht halt. Über Allergiekrankheiten in der Tschechischen Republik berichtet Jörn Nuber.
Asthma, Heuschnupfen und andere Allergien sind nicht ansteckend und kommen überall auf der Welt vor. Statistiken belegen aber, dass Allergien besonders in englischsprachigen Ländern verbreitet sind. Mehr und mehr gerät daher der westliche Lebensstil in den Focus der Allergologen. So konnte in einer weitbeachteten Studie festgestellt werden, dass Allergien in der ehemaligen DDR kurz nach dem Fall der Mauer nahezu unbekannt waren, wohingegen in Westdeutschland bereits etliche Neurodermitiker, Asthmatiker und Heuschnupfenpatienten ärztlich behandelt werden mussten. Da heute die Zahl der Allergieerkrankungen im Osten fast genauso hoch wie im Westen ist, äußerten einige Wissenschaftler die Vermutung, dass dies mit den veränderten Hygienebedingungen zu tun haben könne. Professor Spicak, Allergologe und vorsitzender der Tschechischen Gesellschaft für Allergologie, stellt die These, dass der sogenannte sozialistische Lebensstil die Verbreitung von Allergien hätte einschränken können aber -zumindest für die tschechische Republik- in Frage:
"Nach der politischen Wende können wir nicht sagen, dass sich auch das Allergieverhalten geändert hätte. Wir sind vielleicht in Prag und unseren Städten 150-160 Kilometer von Dresden und Leipzig entfernt, aber die Anzahl der Allergiker in der Tschechischen Rpublik ist vielleicht dieselbe wie in Frankreich, Westdeutschland, Schweiz und anderen Westländern."
Die Verbreitung einer besonderen Art von Allergie will Professor Spicak allerdings schon auf die seit 1990 ermöglichte Veränderung des Lebensstils zurückführen. Durch den Zugang zu einem viel reichren Angebot an ortsfremden Nahrungsmitteln konnte eine Erhöhung der Lebensmittelallergien festgestellt werden:
"Was wir mehr und mehr feststellen sind Nahrungsmittelallergien, und das ist vielleicht in Verbindung zu bringen mit den Veränderungen im Nahrungsstil. Wenn sie zum Beispiel Kiwi nehmen: Kiwis hatten unsere Kinder niemals, jetzt hat jedes Kind vielleicht manchmal in der Woche auch eine Kiwi und andere Nahrungsmittel. Das Angebot ist sehr reich. Das ist vielleicht die große Änderung."
Wenn auch die Ursachen der massiven Weiterverbreitung von Allergien nicht genau erkannt und in absehbarer Zeit auch nicht beseitigt werden können, hat sich doch gezeigt, dass durch Aufklärung und Anpassung an die Umstände, wenigstens das Auftreten allergischer Symptome besser kontrolliert werden kann. Da die allergischen Symptome von Asthmatikern besonders dramatisch sind, hat Professor Spicak vor einigen Jahren mit seinen Kollegen und dem tschechischen Gesundheitsministerium die Tschechische Initiative für Asthma gegründet.
"Im Gebiet des Asthma haben wir die sogenannte Tschechische Initiative für Asthma gegründet. Sie organisiert Informationen für Ärzte, asthmatische Patienten, aber auch für sogenannte gesunde Leute. Wir publizieren die Zeitschrift "Asthma, Allergie und Bronchitide" zur Information und zur Erziehung der Leute."
Außer der Herausgabe der Zeitschrift führt die tschechische Initiative für Asthma auch Fortbildungsprogramme für Ärzte durch. Im Klub der Asthmatiker, der regional organisiert ist, treffen sich Betroffene und Angehgehörige zum Erfahrungsaustausch über die Krankheit. Zusätzlich können sich Asthmapatienten auf einer Internetseite über das Neuste zum Thema informieren. Die Aufklärungsarbeit zeigt Früchte. Im Zeitraum von 1993-1999 sank die Zahl der zur Behandlung von Asthmaanfällen eingenommenen Medikamente erheblich.
Im Vordergrund der Information steht die weitmöglichste Ausgrenzung der Allergieauslösenden Faktoren aus dem Alltag. Oft reicht es dabei schon den Allergiker, insbesondere den Asthmatiker, nicht zum Passivrauchen zu zwingen, um ihm das Leben zu erleichtern.