Autobahnen

Ahoi und Start frei zu einer neuen Ausgabe unseres Verkehrsmagazins "Mobil ans Ziel". Es begrüßen Sie Markéta Maurová und Lothar Martin.

Die tschechische Regierung vor kurzem den Entwurf über Zeitplan und finanzielle Absicherung des Programms zum Ausbau des hiesigen Verkehrsnetzes bis zum Jahr 2010 zur Kenntnis genommen. Im Ergebnis der Verhandlung erhielt Verkehrsminister Jaromír Schling den Auftrag, den Entwurf nunmehr mit den Hauptmännern der neugebildeten Landkreise zu behandeln. Welches sind die markanten Bausteine des Programms? Aufgrund der Finanzknappheit will sich das Verkehrsressort auf jene Projekte konzentrieren, die es als vorrangig erachtet. Dazu gehören der Ausbau des Autobahnnetzes um weitere 450 Kilometer, die Errichtung weiterer Schnellstraßen in einer Gesamtlänge von 890 Kilometern, die Modernisierung und der Ausbau von Straßen der I. Ordnung in einer Länge von 1520 Kilometern und die Modernisierung und Rekonstruktion von Straßen II. und III. Ordnung in einer Gesamtlänge von 777 Kilometern.

Ferner will der tschechische Staat bis 2010 die Eisenbahngleise in einem Umfang von knapp 1900 Kilometern und die Wasserstraßen in einer Länge von 334 Kilometern modernisieren. Zu den erstrangigen Vorhaben gehört auch die Modernisierung und Erweiterung des internationalen Flughafens Prag-Ruzyne. All diese Vorhaben kosten jedoch auch eine Menge Geld. Laut Schätzungen des Verkehrsministeriums wird die Modernisierung des tschechischen Verkehrsnetzes bis zum Jahr 2010 über 920 Milliarden Kronen (ca. 50 Milliarden Mark) verschlingen, von denen knapp 20 Milliarden Mark allein für die Ausbesserung des vernachlässigten Straßennetzes draufgehen werden. Schon heute weiß man jedoch, dass zwischen allen erforderlichen Vorhaben und den finanziellen Möglichkeiten zu Modernisierung und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ein Finanzloch von 380 Milliarden Kronen (ca. 21 Milliarden Mark) klafft. Darum wollen wir uns in den nächsten Minuten mit einigen jener Straßenprojekte befassen, die bereits im Bau sind oder deren Bau unmittelbar bevorsteht. Bleiben Sie dran, dann erfahren Sie, um welche Projekte es sich handelt.

"Für einige Ortsteile unserer Gemeinde bedeutet die Realisierung dieses Baues eine wesentliche Erleichterung der gegenwärtig sehr massiven Verkehrsbelastung, die durch die über diese Ortsteile verlaufende Europastraße E 55 hervorgerufen wird."

Mit diesen Worten macht Jirí Skalický, der Bürgermeister der nordböhmischen Gemeinde Velemín, jedem klar, was der Bau der Autobahn D8 von Prag bis zur tschechisch-sächsischen Grenze für die Einwohner seines Ortes zur positiven Folge hat. Gleichzeitig erteilt er den Umweltaktivisten eine Abfuhr, die sich nach wie vor nicht damit anfreunden wollen, dass ein 16 Kilometer langes Teilstück dieser Verkehrsader nun doch durch das Landschaftsschutzgebiet Böhmisches Mittelgebirge führen soll. Umweltminister Milos Kuzvart bestätigte dieser Tage nicht nur die für das Bauvorhaben im Schutzgebiet erforderliche Ausnahmegenehmigung, sondern ließ statt der das Gebiet komplett unterquerenden Tunnelvariante nun auch eine Trassenführung zu, die Brücken und überirdische Tunnel vorsieht. Wenn auch unter strengen Auflagen. Doch diese erachten die Umweltschützer als unzureichend, weshalb sie gegen diesen Entscheid vor einem ordentlichen Gericht klagen wollen.

Die Straßenbauer sind jedoch zuversichtlich, dass sie bereits 2002 mit dem Bau des Autobahn-Teilstücks Böhmisches Mittelgebirge beginnen und die gesamte Trasse in einer Länge von 92 km wie geplant bis 2005 fertigstellen können. Im Juni diesen Jahres wird man bereits auf dem 55 km langen Abschnitt Prag - Lovosice durchgehend über den Asphalt der D8 rollen können. Welche Vorteile der Bau dieser Autobahn noch zur Folge hat, dazu erklärte der Leiter des Umweltreferates Litomerice/Leitmeritz, Jan Zadrazil:

"Der Bau der Autobahn wird eine Verringerung der Emissionen und was noch wesentlicher ist, auch eine Verringerung der Lärmbelästigung in den wertvollsten Gegenden des Böhmischen Mittelgebirges nach sich ziehen."

Zu Wochenbeginn am Montag haben die Straßenbauer auch mit dem Bau des ersten Streckenabschnitts der Umgehung von Plzen/Pilsen begonnen, die das noch fehlende Teilstück der Autobahn D5 von Prag zum tschechisch-bayrischen Grenzübergang Rozvadov/Waidhaus darstellt. Es handelt sich um den Abschnitt Sulkov - Útusice, der rund 41 Prozent der mehr als 20 km langen Umgehung ausmacht. Dieser Abschnitt soll dem Verkehr im Mai 2003 übergeben werden, während die Beendigung des verbleibenden Teilstücks der Autobahn D5 für Ende 2003 vorgesehen ist. Voraussetzung dafür ist, dass der gerichtliche Einspruch der Gegner der vom Ministerium für regionale Entwicklung gebilligten Trassenführung, die im verbleibenden Teilstück u.a. die Unterquerung des Valík-Berges vorsieht, abgewiesen wird. Der entsprechende Entscheid des Oberstes Gerichtes in Prag wird für März erwartet.

Neben dem offensichtlichen Durchbruch bei der Lösung der strittigen Fragen bei den Autobahnen D5 und D8, kommt nun endlich auch der Bau der Autobahn D3 ins Rollen. Verkehrsminister Schling hat jedenfalls unlängst zum Ausdruck gebracht, er sei guter Hoffnung, dass mit dem Baubeginn für diese Trasse, die auf einer Länge von 171 km eines Tages Prag und Ceské Budejovice/Budweis mit der Grenze nach Österreich verbinden soll, noch in diesem Jahr zu rechnen sei. Für den ersten Bauabschnitt würden bereits die ersten 100 bis 200 Millionen Kronen bereitgestellt, so der Minister, der sich uns gegenüber auch äußerte, um welchen Abschnitt es sich dabei handelt: "Das erste Teilstück der D3, das zwischen Mezno und Tábor errichtet wird, hat eine Länge von ca. zehn Kilometern und sollte in zwei Jahren, bis Ende 2003, fertiggestellt sein. Danach wird sich der Bau weiterer Streckenabschnitte nahtlos anschließen." Als möglicher Termin für das Bauende der gesamten Autobahn D3 wird vage das Jahr 2010 genannt.

Zum Abschluss unserer heutigen Sendung haben wir noch zwei Informationen, die insbesondere die Anwohner im böhmisch-sächsischen Grenzgebiet erfreuen werden. Denn noch in diesem Jahr ist hier mit Verbesserungen im grenzüberschreitenden Verkehr zu rechnen. Am meisten aufatmen werden sicher die Einwohner im nordböhmischen Rumburk/Rumburg und im sächsischen Neugersdorf. Hier wird nämlich ab 1. März mit dem Bau eines neuen Grenzüberganges begonnen. Dieser soll gewährleisten, dass die Abfertigung des starken LKW-Verkehrs endlich ganz und gar außerhalb beider Städte erfolgen wird. Dazu werden dieser Tage die Arbeiten zum Bau einer rund einen Kilometer langen Straße aufgenommen, die die Umgehungen von Rumburk und Neugersdorf miteinander verbinden wird. Die Straße soll bis Ende April fertiggestellt sein, so dass man davon ausgeht, schon ab dem 1. Juni am noch unvollständigen Übergang mit der provisorischen Abfertigung der Trucks beginnen zu können. Dies würde bereits zu einer Entlastung von bis zu 70 Prozent des LKW-Verkehrs in beiden Orten führen.

Mit der endgültigen Fertigstellung des neuen Grenzübergangs wird für Mitte nächsten Jahres gerechnet. Ein neuer Grenzübergang soll noch dieses Jahr auch im nordböhmischen Bezirk Most/Brüx entstehen. Es ist der Übergang Mnísek-Deutscheinsiedel, der für den Personenverkehr und Lastentransport für Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen errichtet wird. Zur Auftragsvergabe für den Bau des Übergangs, der im Oktober eingeweiht werden soll, haben sich in Tschechien 16 Firmen gemeldet. Mit der Errichtung der neuen Grenzverbindung einhergehen wird auch die Rekonstruktion der knapp fünf Kilometer langen Straße von Mnísek nach Klíny. Bei so vielen Bauvorhaben bleibt uns nur zu wünschen, dass diese im vorgegebenen Zeitplan realisiert werden. Damit auch Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, alsbald von den neuen Straßenverbindungen Gebrauch machen können.