Barockschloss Koloděje wird Sohn des früheren Besitzers zurückgegeben
Das Barockschloss Koloděje am östlichen Prager Stadtrand muss an den Sohn seines früheren Besitzers zurückgegeben werden. Das entschied nun ein Berufungsgericht in Prag. Seit dem Jahr 1948 befand sich das Schloss im Besitz der tschechoslowakischen beziehungsweise der tschechischen Regierung, die sich oft in Koloděje zu Verhandlungen traf.
„Das Berufungsgericht hat in letzter Konsequenz entschieden, dass ein Missbrauch der Beneš-Dekrete vorliegt und Antonín Kumpera zu Unrecht verfolgt wurde.“ so der Sprecher des Gerichts, Petr Kulawiak.
Das Urteil ist damit rechtskräftig. Entsprechend zufrieden zeigte sich der Anwalt des Klägers, Tomáš Chlost. Nach dem 17 Jahre dauernden Rechtsstreit mit dem tschechischen Staat, werde es nun endlich Gerechtigkeit geben, so Chlost. Die Regierung muss also Schloss Koloděje räumen. Bisher hatten sich dort oft die tschechischen Politiker ihre Sitzungen angenehmer gemacht. Entsprechend wehmütig reagierte Džamila Stehliková, Ministerin für Menschenrechte, auf das Gerichtsurteil:
„Das Schloss wird mir fehlen. Es ist ein wirklich zauberhafter Ort. Dort gab es die schönsten Regierungsverhandlungen. Dreimal so schön wie sonst.“
Von Stehlikovás Kabinettskollegen war aber bereits zu hören, dass man auf Koloděje auch verzichten könne. Der Regierung blieben in Prag noch genügend repräsentative Gebäude für Empfänge und Tagungen, hieß es. Zum Beispiel das Lichtenstein Palais nahe der Prager Burg.
Koloděje ist nicht die erste Staats-Immobilie, die an die ehemaligen Eigentümer oder deren Nachkommen zurückgeht. In den neunziger Jahren geschah das gleiche schon mit dem westböhmischen Schloss Lnáře. Über die zukünftige Nutzung von Schloss Koloděje hat sein neuer Eigentümer Vítězlav Kumpera aber noch nicht entschieden. In Frage komme die Einrichtung eines Familienmuseums. Und auch der Keller des Schlosses könnte eine Ausstellung beherbergen. Dort befand sich in den fünfziger Jahren nämlich ein Gefängnis des kommunistischen Sicherheitsdienstes. Eins kommt für Kumpera aber nicht in Frage. Und das ist eine Vermietung an die tschechische Regierung.