Quinoa statt Kartoffeln? Schulspeisung in Tschechien soll angepasst werden

An der Schulspeisung nehmen täglich anderthalb Millionen Kinder in Tschechien teil. Was da genau auf dem Teller landet, ist den Kantinen vorgeschrieben. Nun soll die Zutatenliste überarbeitet werden.

Was in den tschechischen Schulen zum Mittagessen auf den Tellern kommt, schreibt derzeit eine 30 Jahre alte Verordnung vor. Demnächst soll sie aktualisiert werden. Jana Dostálová ist stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft für Ernährung (SPV). In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagt sie, dass der neue Speiseplan, den das Staatliche Gesundheitsinstitut ausgearbeitet hat, durchaus einige Vorteile bringt:

„Vor allem ist die Reduktion von Zucker und Salz zu nennen. Und die Anteile von Gemüse und Vollkornprodukten wurden erhöht.“

Vorgesehen ist auch, Fertiggerichte und Palmöl zu verbieten, Milch soll reduziert werden. Dostálová übt allerdings vor allem Kritik an den geplanten Änderungen, etwa wegen des höheren Anteils an Hülsenfrüchten. Denn diese beinhalten der Ernährungswissenschaftlerin zufolge zwar eine große Menge Ballaststoffe. Bei vielen Menschen verursachten sie aber Blähungen. Zudem sei fraglich, ob die Köche in den Kantinen in der Lage seien, die Zutaten zu leckeren Gerichten zu verarbeiten. Andernfalls drohe, dass in Zukunft noch mehr Essen in den Müllkübeln lande, so Dostálová.

Die Wissenschaftlerin stellt zudem in Frage, ob die Reduktion der Fleischmenge zielführend ist:

Foto: Dáša Kubíková,  Tschechischer Rundfunk

„Sogenanntes rotes Fleisch wird stark zurückgefahren, also vor allem Schweine- und Rindfleisch. Vor allem Letzteres ist aber die beste Eisenquelle überhaupt. Eisen kommt ansonsten kaum in unserer Ernährung vor, wir nehmen zu wenig davon auf. Rotes Fleisch zu reduzieren, erscheint mir von daher nicht richtig.“

Statt Fleisch soll in Zukunft häufiger auch Fisch auf den Teller kommen – doppelt so oft wie bisher, nämlich einmal die Woche. Doch Dostálová wirft die Kostenfrage auf und betont, Fisch sei sehr teuer. Und auch bei den weiteren Neuerungen bestehen der Expertin zufolge Fragezeichen:

„Es soll weniger Kartoffeln geben – eine traditionelle Zutat, die hierzulande angebaut oder wenn überhaupt aus den Nachbarländern eingeführt wird. Ersetzt wird sie etwa durch Quinoa. Das ist ein sogenanntes Pseudogetreide, das sehr teuer ist und wegen der Einfuhr einen großen CO2-Fußabdruck hat.“

Die neue Zutatenliste für die Schulspeisung wird derzeit an 29 Grundschulen in Tschechien getestet. Den Plänen zufolge soll die Verordnung zum Schuljahr 2025/2026 in Kraft treten.

Autoren: Ferdinand Hauser , Renata Kropáčková
schlüsselwort:
abspielen