Deutsch bevorzugt: Bilinguale Schule in Cheb lehnt obligatorischen Englisch-Unterricht ab
Bald werden alle Kinder in Tschechien ab der ersten Grundschulklasse obligatorisch Englisch lernen müssen. Dies ist in den neuen Lehrplänen des Bildungsministeriums vorgesehen, die ab 2027 in Kraft treten sollen. Nicht alle Schulen begrüßen die Entscheidung.
Eliška ist acht Jahre alt und besucht die dritte Klasse einer zweisprachigen Grundschule in Cheb. Der Unterricht in Mathematik, Gemeinschaftskunde, Kunst und Musik findet dort gleich ab der ersten Klasse auf Deutsch statt. Damit soll aber ab 2027 Schluss sein. Denn das Bildungsministerium legt in seinen neuen Lehrplänen einen verpflichtenden Englisch-Unterricht in den Grundschulen ab der ersten Klasse fest. Nach Ansicht der Schulleitung sind Kinder in der ersten Klasse aber nicht in der Lage, zwei Fremdsprachen zu lernen.
Die Schule konnte eine finanzielle Förderung für den bilingualen Unterricht gewinnen und arbeitet mit Schulen in Deutschland zusammen. Direktorin Štěpánka Černá zeigt sich enttäuscht über die Entscheidung aus Prag, die ihre bisherigen Bemühungen zunichtemacht.
„Die Verpflichtung, Englisch ab der ersten Klasse zu unterrichten, beeinträchtigt den Unterricht in unseren zweisprachigen Klassen, der unsere Schule einzigartig macht. Der neue Lehrplan würde es unmöglich machen, dieses Programm anzubieten. Wir sind wirklich traurig und wissen nicht, wie es weitergehen soll.“
Bohuslava Hlavničková ist eine der Lehrerinnen. In einem Erweiterungsstudium ergänzt sie derzeit ihre Qualifizierung eben um die deutsche Sprache. Es mache sie sauer, dass es überhaupt in Frage kommen könne, die Wahl von Deutsch als erster Fremdsprache abzuschaffen, sagt die Lehrerin:
„Denn ich höre von Kollegen in unseren deutschen Partnerschulen, dass sie im Gegenteil andere Schulen motivieren, die Nachbarsprache Tschechisch zu unterrichten. Die Tatsache, dass man von uns verlangt, den Deutschunterricht einzustellen, überrascht, beunruhigt und verärgert mich.“
Das Interesse an zweisprachigen Bildungsprogrammen ist in Cheb sehr groß. Sie habe ihre Tochter für das Programm mit Deutschunterricht angemeldet und bedauere sehr, dass dieses Programm nicht fortgesetzt werden könne, sagt die Mutter einer Schülerin. In diesem Jahr musste sogar eine zweite erste Klasse eröffnet werden, um der Nachfrage gerecht zu werden.
Zusammen mit anderen zweisprachigen Schulen hat die 6. Grundschule in Cheb eine Ausnahme beim Bildungsministerium beantragt. Dennoch betont Ressortsprecher Emanuel Vittek, Englisch als Fremdsprache werde schon heute in den meisten zweisprachigen Schulen unterrichtet:
„Das Ministerium rechnet nicht damit, dass eine Ausnahme von der Pflicht, Englisch als erste Fremdsprache zu unterrichten, erteilt wird.“
Insgesamt 95 Grundschulen in Tschechien sind derzeit befugt, den Unterricht in manchen Fächern in einer Fremdsprache anzubieten.