Direktor von Regierungschefamt in Prag nach Protesten zurückgetreten

Wenige Tage nach seiner Ernennung ist der Chef der Regierungskanzlei in Prag, Pavel Pribyl, am Freitag wegen seiner Rolle bei der politischen Wende von 1989 zurückgetreten. Pribyl hatte als damals 25-Jähriger eine Polizeigruppe geführt, die gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen war. Sein Rücktritt gilt als innenpolitische Schlappe für den neuen Ministerpräsidenten Stanislav Gross. In den vergangenen Tagen hatten hunderte Menschen vor dem Amtssitz des Regierungschefs gegen Pribyl demonstriert. Auch der Ex-Präsident und frühere Dissident Vaclav Havel hatte die Ernennung in einem Offenen Brief an Gross "ein Verlachen" jener genannt, die 1989 zum Sturz des totalitären CSSR-Regimes beigetragen hätten. Pribyl hatte einen Rücktritt bisher mit dem Argument abgelehnt, er persönlich habe 1989 keine Regimegegner geschlagen. Die Prager Zeitung "Lidove noviny" hatte dies am Freitag mit der Ausrede eines Aufsehers im früheren KZ Theresienstadt verglichen, der Juden "nur deportiert, aber nicht persönlich getötet" habe.

Autor: Lothar Martin