Einige Einwohner des schlesischen Hultschiner Ländchens beantragen die deutsche Staatsangehörigkeit

Etwa zweitausend Bürger aus dem Gebiet, das man bis zum Krieg das Hultschiner Ländchen nannte, und das im nordmährischen Schlesien liegt, haben in den letzten zwei Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit beantragt. Ihrer Herkunft nach sind sie nämlich Deutsche, denen Anfang der fünfziger Jahre die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft aufgezwungen wurde. Mehr zu diesem Thema von Daniela Králová.

Frau Helga Bernardová ist heute sechzig. Ihre Mutter ist eine Deutsche aus Oberschlesien, ihr Vater ist im Krieg als Wehrmachtssoldat gefallen. Kurz nach dem Krieg kam sie mit ihrer Familie in die Gemeinde Koberice - Köberwitz, wo sie bis heute lebt. Frau Bernardová steht zu ihrer deutschen Identität, die deutsche Staatsbürgerschaft jedoch, die ihrer Mutter 1951 abgenommen wurde, konnte sie bisher nicht wiedererlangen:

Heute möchte sich Frau Bernardová einen neuen langwierigen Prozess um die Erlangung der deutschen Staatsangehörigkeit nicht antun, sie fand sich bereits damit ab, bis an ihr Lebensende mit einem tschechischen Pass zu leben.

Zur deutschen Kultur verlor Frau Bernardová auch während ihres ganzen Lebens nicht den Kontakt, was sich auch darin äußert, dass sie immer noch sehr gut Deutsch spricht.

Einen vollkommen anderen Umgang mit ihrer Herkunft pflegt die jüngere Generation. Milan Bernard, der gerade seinen Hochschulabschluss gemacht hat, findet die deutsche Staatsangehörigkeit aus anderen als Identitätsgründen wichtig:

"Ich fühle mich klar als Tscheche und bin stolz darauf, ein Tscheche zu sein. Es ist zwar unsere Geschichte, aber meine Gefühle verändert es nicht. Ich sehe nur den Vorteil neuer Möglichkeiten. Durch die deutsche Staatsangehörigkeit eröffnen sich Möglichkeiten Richtung Westen, nach Deutschland und in die Europäische Union."

Schwierigkeiten im Alltagsleben haben die Deutschen und Deutschstämmigen in Köberwitz offenbar nicht, wie Helga Bernardová sagt:

Autor: Daniela Kralova
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