FrauenComputerZentrumBerlin /FCZB/
Willkommen zur heutigen Ausgabe der Sendereihe Begegnungen, die für Sie unsere freie Mitarbeiterin in Berlin, Brigitte Silna, vorbereitet hat.
Eigentlich kann es sich kein Land leisten, die Hälfte seines Menschenpotentials ungenutzt zu lassen. Eine Demokratie verliert an Glaubwürdigkeit, wenn 50 % der Bevölkerung nicht in entscheidende Prozesse mit eingebunden werden. Das können Statistiken bestätigen, die den Zugang von Frauen zur politischen Macht beiderseits des Atlantiks betreffen.
Das FrauenComputerZentrumBerlin veranstaltete in Zusammenarbeit mit der Schwedischen EU Ratspräsidentschaft am 25. und 26. Juni ein Transnationales Seminar der sog. Europäischen Datenbank - Frauen in Führungspositionen. In das Felleshuset der Nordischen Botschaften in Berlin wurden Politikerinnen, Forscherinnen und Journalistinnen aus der Europäischen Union, den Beitrittsländern und den USA eingeladen, um über den Stand weiblicher Führungspotentiale in der europäischen und internationalen Politik Bilanz zu ziehen.
Die Vertreterinnen des Berliner FrauenComputerZentrums realisierten 5 Jahre lang ein EU-Projekt für die Politik im Rahmen der Chancengleichheit von Frauen und Männern. Es behandelte die Unterrepräsentanz von Frauen in politischen Entscheidungsprozessen. Über entsprechende Expertinnen aller EU-Mitgliedstaaten und des Europäischen Wirtschaftsraums wurden viele Fakten und Zahlen in einer Datenbank gesammelt und aufgeschlüsselt. Bedeutend ist eben dabei die Veröffentlichung sämtlicher Informationen im Internet, bzw. in Broschüre-Form.
Die Geschäftsführerin des FrauenComputerZentrums Berlin, Renate Wielpütz, führte einige Rahmenbereiche der Untersuchungen an: Solche Indikatoren wären beispielsweise ein frühes Wahlrecht, hohe Frauenerwerbsbeteiligung, die Quoten der Parteien oder das Wahlgesetz wie in Frankreich und Belgien, welche Hintergrundsbedingungen für Frauen in der Politik schaffen. Nochmals Renate Wielpütz zu den Analysen des Zentrums: Von den europäischen Beitrittsländern gab es nur die Vertreterin Michaela Marksová-Tominová aus der Tschechischen Republik, die von ihrer konkreten Arbeit berichten konnte und ebenso bestimmte Impulse mit sich nach Hause nahm. Sie ist als Beraterin des tschechischen Ministers ohne Portefeuille sowie als Direktorin für Public Relations im Zentrum für Gender Studies in Prag tätig. Brachte dieses Seminar ihrer Arbeit einen verwertbaren Nutzen? Und welche Aussagen beeindruckten Michaela Marksová-Tominová besonders? Welche Perspektiven sieht sie in bezug auf die EU-Erweiterung? Im Rahmen der Analysen gelangte man zu interessanten Erkenntnissen: Beispielsweise sind häufig Frauen in politischen Ressorts anzutreffen, wo es massive Probleme gibt und es um die Verwaltung des Mangels geht. Es wurde nach qualitativen Dimensionen gefragt: Haben Frauen einen anderen Politik-Stil? Intervenieren sie anders bei Konflikten? Was bedeutet es qualitativ, wenn viele Frauen in einem Landesparlament sitzen usw. Die Zentrums-Leiterin Renate Wielpütz bekräftigte die Feststellung für die EU, dass die Partizipation von Frauen und deren Aufstiegs-Chancen stark mit dem Wahlsystem zu tun hätten. Ein brisantes Thema bildeten Rassismus, Nationalismus und Fremdenhass aus der Perspektive der Frauenproblematik. Dazu Angela Mickley, Prof. für Friedenserziehung und Ökologie aus Potsdam: Das deutsche Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wird die Fortsetzung und Erweiterung dieses Projekts auf die Kandidatenländer der ersten Welle, also einschließlich der Tschechischen Republik, weiter fördern. Im September ist dann auch darüber die Entscheidung der Europäischen Kommission zu erwarten.