Hörerforum

Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, nach zwei Wochen wieder beim Blättern in der Postmappe, in Ihrer beliebten Sendereihe Hörerforum. Wie Sie aus unseren Sendungen oder anderen Medien in ihren Ländern vielleicht wissen, tobt in Tschechien seit Wochen der sog. Fernsehkrieg, der auch bei Ihnen reges Interesse hervorrief. Da wir in den vergangenen zwei Wochen von Ihnen viele Zuschriften zu dieser Thematik erhalten haben, wollen wir die heutige Sendung ausschließlich der Fernsehkrise widmen. Am Mikrophon begrüßen Sie hierzu Olaf Barth und Dagmar Keberlova.

Zu der seit letzter Dezemberwoche im Tschechischen öffentlich rechtlichen Fernsehen herrschenden Krise sprachen Sie sich, liebe Hörerinnen und Hörer, im Allgemeinen unterstützend für die streikenden Redakteure aus. In diesem Sinne schrieb uns Horst Krüger aus Hannover:

"Ich sehe soeben Bilder von der eindrucksvollen Demonstration gegen die Vorgänge in Ihrem Fernsehen. Ich bin sehr beeindruckt, mit welcher Entschlossenheit Ihre Bürger gegen den Versuch auftreten, dieses Medium nach dem Willen der großen Parteien zurechtzubiegen oder gar zu privatisieren. Bemerkenswert auch, dass ihr Präsident sich auf die Seite der Rebellen stellt. Halten Sie durch. Es geht um viel, sehr viel!"

Einige von Ihnen haben uns in diesen Tagen öfter eingeschaltet, um über die Prager TV-Krise aus erster Hand informiert zu sein. So auch Horst Cersovsky aus Sangerhausen. Zitat:

"Ich habe gezielt das Programm aus Prag eingeschaltet, weil ich mich aus erster Hand über die Krise beim Tschechischen Fernsehen informieren wollte. Hier werde ich auch an den nächsten Tagen dranbleiben. Was beim Fernsehen geschieht, findet meine große Aufmerksamkeit. Meinungsfreiheit ist ein wertvolles Gut und ich finde es sehr wichtig, wie man damit umgeht!"

Aber nicht nur aus unseren Sendungen können Sie sich über den aktuellen Verlauf der Fernsehkrise informieren. Alle großen Fernsehanstalten wie CNN und BBC haben sich mit der Thematik ausführlich auseinandergesetzt. So auch die Printmedien, darüber berichtete uns Thomas Kubaczewski aus Berlin:

"Bei der gestrigen Erstausstrahlung Ihres nur wenige Minuten langen Berichtes dachte ich nur: Na, die Prager sind wieder mal auf den Barrikaden. Heute früh konnte ich ihre aktuelle Berichterstattung durch den Zeitungsartikel in den Potsdamer Neuesten Nachrichten in meinem Kopf so richtig verinnerlichen. So habe ich festgestellt, dass Rundfunk- und Zeitungsberichterstattung sich ergänzen können."

Soweit Herr Kubaczewski aus Berlin. Einige von Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, schrieben uns, dass für Sie die ganze Problematik aus der Ferne etwas unklar ist. So auch Fritz Andorf aus Meckenheim:

"Rundfunk- oder besser Fernsehgeschichte wird zur Zeit auch in Prag geschrieben. Für uns hier in Deutschland sind die Hintergründe der gegenwärtigen Krise beim staatlichen Fernsehen natürlich schwer zu durchschauen. Offenbar geht es bei der Besetzung der Stelle des Generaldirektors um den Versuch einer Partei, die Programmpolitik und -inhalte massiv zu beeinflussen. Ich frage mich natürlich, wie es beim Rundfunk aussieht. Stehen da auch parteipolitisch ausgesuchte Leute an der Spitze, die Einfluss auf die Programme nehmen? Ist durch das geplante neue Gesetz auch hier eine Änderung in Richtung Unabhängigkeit vorgesehen?"

Der Rat des öffentlich rechtlichen Rundfunks wurde in den letzten zwei Jahren nach den gleichen Prinzipien bestellt und auch hier ist eine Änderung in Sicht. Das neue Rundfunkgesetz wird allerdings nicht wie das Fernsehgesetz in einem legislativem Notstand im Parlament verabschiedet, also wird man hier das neue Gesetz, das zur Entpolitisierung führen soll, noch einige Monate abwarten müssen. Soweit nur eine kurze Antwort auf die Frage des Herrn Andorf aus Meckenheim. Auch Herr Engelbert Borkner sieht einen Zusammenhang der derzeitigen Krise mit den Interessen der politischen Parteien. Zitat:

"Die augenblickliche Geschichte um das Tschechische Fernsehen ist quasi eine Geschichte ohne Ende. Und, wie sie in ihren Nachrichten meldeten, dass bei der Sitzung des Rates des Tschechischen Fernsehens nach dem Rücktrittsangebot des Direktors eine Vertreterin der ODS dagegen gestimmt hat, daran sieht man doch einwandfrei, woher der Wind weht. Daraus geht doch wohl eindeutig hervor, dass Parteiinteressen und damit eine Einflussnahme auf die politische Richtung und Inhalt der Fernsehprogramme eine ganz große Rolle spielen."

Eine Meldung kam auch aus der Schweiz. Roland Ruckstuhl aus Zürich schrieb uns über die Fernsehkrise folgendes:

"Ein ungutes Gefühl kommt da hoch, wenn einzelne Redakteure und Politiker versuchen, ihre politische Einstellung durchzudrücken. Es ist wichtig, dass man sich für ein freies und unabhängiges Fernsehen einsetzt. Gerade die öffentlich-rechtlichen Programme haben eine Verantwortung seriöse und ausgewogene Berichterstattung zu machen. Ich hoffe, es wird eine Lösung im Sinne der Demokratie und der Pressefreiheit geben."

Die Geschehnisse um das öffentlich rechtliche Fernsehen erinnern Bernd Bickelhaupt aus Seeheim-Jugenheim an die Praktiken des kommunistischen Regimes. Zitat:

"Die Vorgänge um das Tschechische Fernsehen erinnern mich an die alten Zeiten vor 1989. Journalisten, die nicht auf Parteilinie sind, werden fristlos entlassen, regimekritische Berichte nicht gesendet, und schließlich die Notbremse, die Abschaltung aller Sender. Es fehlte nur noch der Polizeieinsatz und der Schauprozess. Die Politik muss sich nun entscheiden, was sie will: Unabhängige, objektive Berichterstattung oder ein Staats- bzw. Partei-Fernsehen."

Die aktuellste Nachricht, die bei uns zum Thema Fernsehen eingegangen ist, stammt vom Montag, den 15. Januar. Herr Albert Peter Rehmann schrieb uns in seiner e-mail:

"In den letzten Wochen habe ich auf Ihren Internetseiten immer wieder die Nachrichten über die Entwicklung im Tschechischen Fernsehen verfolgt. Ich war positiv überrascht, dass sie als staatliche Sendeanstalt mit guten journalistischen Mitteln und einer gewissen Unabhängigkeit informiert haben. Eine solche Arbeitsweise spricht für eine gute demokratische Kultur!"

Soweit der Kommentar des Herrn Rehmann aus Passau über die Berichterstattung von Radio Prag zur Fernsehkrise der letzten Wochen.

Und das war auch das letzte Zitat, das wir Ihnen heute bieten wollten und konnten. Für alle, die das Thema des öffentlich rechtlichen tschechischen Fernsehens weiter verfolgen wollen, möchten wir nun auf den Schauplatz am kommenden Sonntag hinweisen. In unserer Sendereihe Schauplatz, die sich immer mit aktuellen Themen des Landes befasst, werden wir Ihnen eine Diskussion zur Fernsehproblematik bieten.

Autoren: Olaf Barth , Dagmar Keberlova
abspielen