Jindrichuv Hradec feirte den 400jährigen Geburtstag von Adam Michna von Otradovice
Im letzten Teil unserer Kultursendung bleiben wir bei der Musik, werden aber das Genre wechseln. Große Feierlichkeiten hat am vergangenen Wochenende die südböhmische Stadt Jindrichuv Hradec (Neuhaus) erlebt. Man gedachte des 400jährigen Geburtstags des barocken Komponisten und Dichters Adam Michna von Otradovice, der höchstwahrscheinlich gerade aus Neuhaus stammt. Er ist Autor mehrerer Liederbücher, war aber auch ein geehrter Bürger von Neuhaus, wo er mehrere Häuser besaß, und wo er als Kantor und Regenschori im dortigen Jesuitenkolleg wirkte. Eine neue Gedenktafel, die im Stadtzentrum enthüllt wurde, erinnert an die Geburt des "bedeutendsten böhmischen Barockkomponisten, Dichters und Organisten Adam Vaclav Michna von Otradovice".
Mojmir Polacek, der Leiter des Collegiums pro arte antiqua, das sich an der Vorbereitung und Realisierung des Festivalprogramms beteiligte, fügt jedoch "der bedeutendste frühbarocke Komponist" hinzu, weil er im 18. Jahrhundert eine Reihe von Nachfolgern gehabt habe. Worin sieht Mojmir Polacek Michnas Bedeutung?
"Michna war nach dem Weißen Berg eigentlich der erste böhmische Autor, der sich ans Verfassen der Musik und Lieder, vor allem der Kirchenlieder, in tschechischer Sprache gemacht hat. Dies war bis dahin nicht üblich, und die hohe Kultur, die es vor dem Weißen Berg gab, war durch den Dreißigjährigen Krieg völlig begraben worden. Michna machte sich am Aufschwung der Literatur verdient. Und die Jesuiten, bei denen er arbeitete, unterstützten eigentlich die tschechische Kultur. Man kann sagen, dass die Kultur ohne ihre Wirkung, die sich besonders auf das Schulwesen konzentrierte, kaum so aussehen würde, wie sie heute aussieht."
Bei der Gestaltung des Festivalprogramms wollte man besonders die Tatsache unterstreichen, dass Michna ein Autor der sakralen Musik war. Auch z.B. bei dem Zyklus "Böhmische Laute", in dem einige Experten erotische Motive finden, sieht Mojmir Pospisil eine reine Allegorie und poetische Lizenz, die sich auf den geistlichen Bereich bezieht. Im Programm wurde u.a. Michnas Requiem aufgeführt, oder Kompositionen aus der Zeit zwischen 1550-1650, von denen Michna lernen und schöpfen konnte.
"Einen außerordentlichen Bestandteil bildete unser beliebtes und durch Jahre bewährtes Convivium musicum, d.h. Musikfestmahl. Es handelt sich um eine improvisierte Programmfolge der etwas leichteren Musik, die sich in Klosterarchiven bewahrt hat und in die wir auch das Publikum einbezogen haben, das mit uns gesungen hat."
Soweit Mojmir Pospisil von der Gesellschaft Collegium pro arte antiqua. Die Michna-Festspiele sind in der Stadt keine Neuigkeit. Darüber sowie über weitere Veranstaltungen des Jubiläumsjahres spricht die Leiterin der Kulturabteilung des Stadtamtes, Jirina Hovorkova:
"Die Veranstaltung dieser Festspiele stellt eigentlich schon eine Tradition dar. Alles begann schon 1993, als die Stadt 700 Jahre seit ihrer ersten schriftlichen Erwähnung in Annalen feierte. Dies war einmalig, erst seit 1997 finden diese Festspiele alljährlich statt. Aber in diesem Jahr, das für uns sehr bedeutend ist, wird in jedem Konzert seit Anfang des Jahres durch eine Komposition an den Geburtstag Adam Michnas von Otradovice erinnert. Und neben diesen Konzerten und den Festspielen, wird für Mitte September eine Konferenz über Adam Michna von Otradovice und seine Zeit vorbereitet, in deren Rahmen eine Ausstellung im Neuhauser Museum eröffnet wird."