Vor 80 Jahren: Größte Luftschlacht des Zweiten Weltkriegs über dem Protektorat
Das „Protektorat Böhmen und Mähren“ war eigentlich kein wichtiger Schauplatz des Zweiten Weltkriegs. Doch am 17. Dezember 1944 kam es in Mittelmähren zu einer großen Luftschlacht. Und an diese ist am Dienstag in einigen Städten der Gegend erinnert worden. Im Folgenden mehr úber die Schlacht und das Gedenken.
Bereits am Dienstagvormittag wurde in Přerov / Prerau der Opfer gedacht, die vor 80 Jahren die größte Luftschlacht des Zweiten Weltkriegs im damaligen „Protektorat Böhmen und Mähren“ gefordert hat. Die Veranstaltung fand auf dem städtischen Friedhof statt. Danach schlossen sich Gedenkakte in Troubky / Traubek, Rokytnice / Roketnitz und Olomouc / Olmütz an.
Bei der Schlacht am 17. Dezember 1944, die auch als „Blutiger Sonntag“ in die tschechische Geschichte eingegangen ist, kamen 63 US-amerikanische Flieger ums Leben und 21 deutsche. Warum aber spielte sie sich überhaupt über Mittelmähren ab? Ladislav Mika beschäftigt sich mit der Geschichte der Luftfahrt und sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Die US-Armee entschied damals, in Oberschlesien einen Fabrikkomplex für die Produktion von synthetischem Benzin für die deutsche Kriegswirtschaft zu bombardieren. Dieser Komplex war 1944 in Betrieb genommen worden. Der Operationsstab der 15. US-Luftflotte im süditalienischen Bari bereitete dafür einen großen Luftangriff vor.“
Insgesamt 527 US-amerikanische Bomber vom Typ Liberator B-24 machten sich auf den Weg über die Alpen und das Protektorat nach Oberschlesien. Am Vormittag des dritten Advents sollten sie drei Fabriken der Oberschlesischen Hydrierwerke AG in Blachownia Śląska / Blechhammer und Przywory / Odertal zerstören und dann zurückkehren. Allerdings mussten die Maschinen dafür hin und zurück insgesamt acht Stunden über feindlichem Gebiet fliegen. Das sei das eine Problem gewesen, schildert Mika und ergänzt:
„Das zweite Problem war das schlechte Wetter, es war neblig. Zudem verspäteten sich die 300 Abfangjäger, die die Bomber begleiten und absichern sollten. So kamen einige negative Faktoren zusammen, die dann den glatten Verlauf der Aktion behinderten.“
Dabei waren die Amerikaner von der Annahme ausgegangen, dass die deutsche Luftwaffe durch die Lage an der Ostfront und auch im Westen in den Ardennen geschwächt wäre und nur wenig Widerstand leisten würde.
„Als die Deutschen jedoch über ihre Radaranlagen, die in Istrien stationiert waren, das riesige Bombergeschwader ausfindig machten, starteten sie den bis dahin größten Einsatz von Jagdflugzeugen, die sie südlich von Berlin stationiert hatten. Zum Aufeinandertreffen mit dem amerikanischen Geschwader kam es dann in Mittel- und Nordmähren“, so Mika.
Es war das Jagdgeschwader 300, das mit 100 Maschinen der Typen Focke-Wulf Fw 190 und Messerschmitt Bf 109 angriff. Im Dreieck Přerov-Olmütz-Prostějov kam es zur Luftschlacht. Diese spielte sich über der Nebeldecke ab und dauerte rund eine halbe Stunde. Dabei verloren die US-Amerikaner insgesamt 28 Flugzeuge, darunter 22 Bomber, und die Deutschen aber sogar 53 Maschinen, also die Hälfte ihres Geschwaders. Da letztlich noch die verspätete Eskorte zur Luftschlacht hinzustieß, ging der Sieg an die Alliierten. Und die Bomber flogen dann ihre Angriffe auf die Chemiewerke in Oberschlesien.
Zahlreiche US-Amerikaner überlebten auch den Abschuss oder Absturz ihrer Flugzeuge. 114 von ihnen gerieten in deutsche Gefangenschaft. Laut späteren Berichten halfen aber auch einheimische tschechische Widerstandskämpfer auch den abgestürzten Fliegern aus Übersee.
Die gefallenen Amerikaner wurden begraben. Aber schon im Oktober 1946 seien die sterblichen Überreste exhumiert worden, schildert Ladislav Mika:
„Es war eine umfangreiches AktionVorhaben, die Regierung in Washington hatte die Exhumierung der gefallenen Flieger angeordnet. Ihre sterblichen Überreste wurden auf einen Soldatenfriedhof in Frankreich gebracht, und einige von ihnen später auch auf den Nationalfriedhof Arlington in den USA.“
In den Absturzorten in Mittelmähren erinnern mittlerweile zahlreiche Gedenksteine an die Opfer der Luftschlacht.