Nach sechs Toten bei Brand in Gaststätte: Tschechien diskutiert über Gasheizstrahler

In der Stadt Most / Brüx kam es am späten Samstagabend zu einem tragischen Unglück: Ein Restaurant brannte nach einer Explosion komplett nieder, sechs Menschen starben und acht wurden teils schwer verletzt. Nun wird in Tschechien über Gasheizstrahler in Gaststätten diskutiert. 

Foto: Lucie Heyzlová,  Tschechischer Rundfunk

Es ist die schwerste Brandkatastrophe, die das nordböhmische Most jemals erlebt hat. Am Samstagabend um 23.17 Uhr ging bei der Feuerwehr der Stadt der Notruf ein, dass das Restaurant U Kojota (Zum Kojoten) brenne. Das Feuer war auf der Vorterrasse entstanden, die aus Holz war, und erfasste dann das ganze Gebäude. Zuvor gab es wohl mehrere Explosionen. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks schilderte ein Bewohner eines nahen Hauses:

„Zwei oder drei enorme Explosionen haben wir gehört. Das war wohl kurz nach 23 Uhr. Aus dem Fenster sahen wir, wie die Flammen vielleicht bis zu 30 Meter hochschlugen.“

Alles ging wohl so schnell, dass die Feuerwehr erst da war, als auch schon das Gebäude mit dem Hauptteil des Restaurants in Flammen stand.

Foto: Vojtěch Hájek,  ČTK

„Die Lage nach der Ankunft der ersten Einheiten hatte wirklich apokalyptische Ausmaße. Die ersten Feuerwehrleute sahen das ganze Gebäude in Flammen stehen. Auf der Straße befanden sich Menschen, die durch das Feuer verletzt waren. Der Einsatzleiter musste daher die Einheit so einteilen, dass sowohl den Verletzten geholfen, als auch der Löschvorgang gestartet wurde und zudem ein Trupp ins Gebäude ging, um einen Menschen zu retten, der dort auf einer Toilette von den Flammen eingeschlossen war. Wir hatten die Information erhalten, dass er dort sei. Unsere Leute fanden ihn und konnten ihn in Sicherheit bringen. Die Person war schwer verletzt, aber am Leben“, so Petr Pelikus, Sprecher der Feuerwehr im Kreis Ústí nad Labem / Aussig.

Im Strahl des Löschwassers musste der Trupp direkt in die Flammen gehen, um den Menschen auf der Toilette zu retten.

Doch die Bilanz von Explosion und Brand ist tragisch: Sechs Menschen starben, acht wurden verletzt, davon sechs schwer oder sehr schwer.

Foto: Jan Beneš,  Tschechischer Rundfunk

Das Feuer habe ein Großaufgebot der Feuerwehr erfordert, sagte Einsatzleiter Zdeněk Bláha:

„Ab dem frühen Morgen des Sonntags waren nacheinander 19 Löschzüge im Einsatz – das waren 90 Feuerwehrleute und 34 Stück Technik.“

Die konkrete Ursache des Brandes wird zwar erst noch ermittelt. Doch es gibt eine Version des Hergangs, den die Feuerwehr über den Kurznachrichtendienst X als wahrscheinlich bezeichnet hat. Demnach soll auf der hölzernen Terrasse ein Gasheizstrahler umgefallen sein. Zeugen berichten, dass sich danach die Propangasflasche in dem Heizpilz entzündet und die Flammen schnell ausgebreitet hätten. Auch noch während des Löscheinsatzes explodierten Propangasflaschen. Insgesamt 19 weitere Flaschen konnten die Einsatzkräfte aus dem Gebäude tragen – wären sie ebenfalls in die Luft gegangen, wäre das Unglück wohl noch größer gewesen.

Foto: Jan Beneš,  Tschechischer Rundfunk

Sind also Heizpilze in Restaurants allgemein eine Gefahr? In Tschechien werden diese vielerorts im Winter in Gaststätten genutzt. So etwa in der Popup Bar in der Straße Na Příkopě im Zentrum Prags. Manager David Ležák sagt, er habe bisher keine schlechten Erfahrungen mit den Geräten gemacht:

„Es gibt da eine Sicherung. Sollte sich etwa der Strahler überhitzen oder Ähnliches, dann stoppt automatisch die Gaszufuhr. Bei uns kontrollieren die Bedienungen auch immer die Heizstrahler. Und wir machen die Gäste darauf aufmerksam, dass sie aufpassen sollen, um zum Beispiel mit der Jacke nicht zu nahe heranzukommen.“

Experten sagen ebenfalls, dass die Gasheizstrahler eigentlich sicher seien, wenn alle Regeln eingehalten würden. Stürzten sie allerdings um, könne es zu einer gefährlichen Situation kommen, erläuterte der Brandschutzexperte Václav Kratochvíl im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen:

Foto: Jan Beneš,  Tschechischer Rundfunk

„Dann tritt das Propan in flüssiger Form aus und entzündet sich. Dieses ist deutlich höher konzentriert, als wenn es gasförmig ist. Damit steigt die Temperatur an dem Ort auf hohe Werte und entfaltet eine Wirkung, für die die Vorrichtung nicht konstruiert ist.“

Die Frage ist wohl, ob im Restaurant U Kojota alle Vorschriften eingehalten wurden. Das hat die Politik auf den Plan gebracht. Richard Brabec (Partei Ano) ist Hauptmann des Kreises Ústí nad Labem. Er kündigte an, zumindest in seinem Zuständigkeitsbereich, die Restaurants auf einen fachgerechten Umgang mit Heizpilzen zu überprüfen.

„Wir werden die Städte und die zuständigen Organe dazu aufrufen, entweder flächendeckende oder stichprobenartige Kontrollen solcher Restaurant-Vorgärten anzuordnen. Und die Stadt Most macht das auf jeden Fall auch ohne diesen Aufruf“, so Brabec.

Der Kreishauptmann und weitere Politiker bis hoch zu Staatspräsident Petr Pavel und Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) sprachen den Hinterbliebenen der Opfer ihre Anteilnahme aus und versprachen unbürokratische Hilfe.

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Autor: Till Janzer | Quellen: Český rozhlas , Česká televize , ČTK
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