Böhmische Schweiz: Kampf gegen Flammen und Glutnester, Pläne für Wiederankurbelung des Tourismus

Seit mehr als einer Woche brennt es im Nationalpark Böhmische Schweiz und auch auf der sächsischen Seite der Grenze. In den letzten Tagen hat sich das Feuer nicht weiter ausgebreitet, die Löscharbeiten dauern aber noch immer an.

Das Rattern der Helikopter ist permanent zu hören über der Sächsischen und der Böhmischen Schweiz. Die Maschinen gehen über der Elbe in den Sinkflug. Direkt aus dem Fluss wird das Wasser in die sogenannten Bambi Buckets geschöpft und anschließend über dem Waldbrand abgelassen.

Foto: Ondřej Hájek,  ČTK

Einem Sprecher der Feuerwehr im Kreis Ústí nad Labem / Aussig zufolge sind auch am Montag wieder sechs tschechische Helikopter und fünf Löschflugzeuge im Einsatz. Wie bereits am Sonntag helfe zudem Deutschland, und zwar mit zwölf Hubschraubern. Die Brandbekämpfung erfolgt aber auch am Boden:

„Hier ist eine Einheit der Freiwilligen Feuerwehr im Einsatz. Die Kameraden konzentrieren sich auf einzelne kleine, schwelende Brandherde. Sie löschen die Bäume und ihre Wurzelsysteme. Und sie graben den Boden im Prinzip mit den Schläuchen um“, schilderte Milan Rudolf von der Feuerwehr im Kreis Ústí nad Labem einem Reporter des Tschechischen Rundfunks. Denn der Waldbrand sei heimtückisch, erklärt Rudolf:

„Wir müssen in die Tiefe gelangen, weil dort das Feuer weiter verborgen brennen kann in Form von Glutnestern. Wenn dann zum Beispiel Wind aufkommt, droht, dass der Brand wieder entfacht wird.“

Hřensko | Foto: Ondřej Hájek,  ČTK

Fast 800 Mann sind am Samstag und Sonntag in der Böhmischen Schweiz im Einsatz gewesen. Und auch wenn der erhoffte Regen ausblieb, sind sie sie bei den Löscharbeiten vorangekommen. Das Feuer breitet sich nicht weiter aus, die Fläche des Brandes beträgt nach wie vor etwa 1000 Hektar. Die Orte Hřensko / Herrnskretschen, Mezná / Stimmersdorf und Mezní Louky / Rainwiese sind derzeit zwar immer noch ganz oder teilweise evakuiert, wieder zurückkehren in ihre Häuser konnten aber bereits die Einwohner von Vysoká Lípa / Hohenleipa . Einer von ihnen ist Oldřich Kohout:

„Ich bin sehr erleichtert, dass mein Haus und vor allem die Umgebung noch in dem Zustand sind, in dem ich sie verlassen habe, als wir evakuiert wurden. Uns hat es Gott sei Dank nicht so schlimm erwischt wie andere Orte.“

Foto: Vojtěch Hájek,  ČTK

Doch es gibt auch Befürchtungen in Vysoká Lípa. Tomáš Joha betreibt dort eine Pension mit Restaurant: „Im Juli und August erzielen wir unsere Einnahmen, von denen wir dann im Winter leben. Nun hat aber die Saison in der Mitte geendet. Wir sind nicht sehr optimistisch“, so Joha.

Die Hoffnung ist groß, dass schon bald wieder Touristen in die Region kommen können – auch im Ort Hřensko, der unmittelbar an Deutschland grenzt. Beliebt ist die Gegend unter anderem wegen ihrer Klammen. Wann wieder Reisende kommen können und mit den Booten die Böhmische Schweiz vom Wasser aus erleben werden, das hängt laut dem Bürgermeister von Hřensko, Zdeněk Pánek (parteilos), von verschiedenen Faktoren ab:

„Das kommt auf den Zustand Bootshauses, der Schiffe und der Kassen an. Wenn alles in Ordnung ist, würde ich mir wünschen, dass wir schnellstmöglich in die Klammen können, um sie in einen guten Zustand zu bringen. So könnten wir die diesjährige Saison vielleicht noch retten und hier Touristen willkommen heißen.“

Ein Hubschrauber der Bundespolizei holt auf der sächsischen Seite der Grenze Wasser aus der Elbe | Foto: Ferdinand Hauser,  Radio Prague International

Um den Anwohnern und Gewerbetreibenden in der Region unter die Arme zu greifen, hat Tschechien eine einmalige Soforthilfe in Höhe von bis zu 69.300 Kronen (2500 Euro) pro Person beschlossen. Doch die Hilfe soll noch weitergehen. So sagte Innenminister Vít Rakušan (Stan) am Wochenende:

„Wenn das Feuer vorbei ist, werden die Bürgermeister die Infrastruktur vor Ort überprüfen. Zum Beispiel ob noch alle Leitungen funktionieren, oder ob diese auch zerstört wurden. Das Ministerium für Regionalentwicklung bereitet eine umfassende Unterstützung vor. Die Schäden sollen mit seiner Hilfe schnell beseitigt werden.“

Eine andere Frage ist die Erneuerung des Nationalparks Böhmische Schweiz. Diese dürfte Rakušan zufolge mehrere Hundert Millionen Kronen kosten. Laut dem Direktor der Nationalparkverwaltung, Pavel Benda, wird ein Großteil des Waldbrandgebietes nach dem Ende des Feuers vermutlich der Natur überlassen. Das heißt, dass nicht unbedingt eine künstliche Aufforstung stattfinden muss.

Foto: René Volfík,  Tschechischer Rundfunk

Doch bis es soweit ist, muss das Feuer zunächst gelöscht werden. Um die Arbeit der Einsatzkräfte nicht zu behindern und zur Wahrung der eigenen Sicherheit ist das Betreten von Teilen der Böhmischen Schweiz derzeit untersagt. Inmitten des Brandgebiets hat die Polizei am Samstag jedoch drei Personen festgenommen. Wächter im Nationalpark haben zudem eine neue Stelle entdeckt, an der Menschen vor Kurzem Feuer gemacht haben – trotz des strengen Verbots. Nationalparkdirektor Pavel Benda sagte dazu: „Ich kann mir das nicht erklären. Mit Verlaub – die menschliche Dummheit ist wirklich unendlich.“

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Autoren: Ferdinand Hauser , Vojtěch Tomášek
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