Feuer in der Böhmischen Schweiz: Evakuierungen, niedergebrannte Häuser, Rauchgeruch im ganzen Land

Feuer in der Böhmischen Schweiz

Seit Sonntag brennt es in der Böhmischen Schweiz und mittlerweile auch auf der deutschen Seite der Grenze. Der Rauch ist selbst in Prag noch zu riechen.

Dorf Mezná | Foto: Ondřej Hájek,  ČTK

Über 400 Einsatzkräfte der Wehren waren am Dienstag im Einsatz. Der Brand wütet auf einer Fläche von 1000 Hektar und ist somit einer der größten Waldbrände in der Geschichte Tschechiens.

Bisher wurden 450 Menschen evakuiert. So das Dorf Mezná / Stimmersdorf, in dem in der Nacht zu Dienstag mehrere Häuser in Flammen standen. Auch der Ort Vysoká Lípa / Hohenleipa wurde von der Feuerwehr geräumt. Die Gemeinde verlassen mussten am Dienstag nicht nur die Einwohner, sondern auch Touristen. So etwa Renata und Pavel sowie ihre zwei Kinder. Wohin der Evakuierungsbus sie bringt, war für sie am Dienstagabend noch unklar…

„Das wissen wir noch nicht. Wir würden gern irgendwohin kommen, wo wir übernachten können. Und dann am Morgen nach Hause. Eigentlichen sollten wir hier eine ganze Woche bleiben, bis Samstag. Wir haben gehofft, dass das Feuer einen anderen Weg geht, dass es wieder kehrtmacht und wir hier Urlaub machen können. Aber das hat nun nicht geklappt. Mit so etwas haben wir wirklich nicht gerechnet.“

Hřensko | Foto: Ondřej Hájek,  ČTK

Auch der Grenzort Hřensko / Herrnskretschen wurde zum Teil evakuiert. Die Straße nach Deutschland ist derzeit aus beiden Richtungen geschlossen. Die Befürchtungen sind groß in Hřensko, dass sich das Feuer weiter ausbreitet…

„Wir sind hierher gefahren, um nachzusehen, wie die Lage ist und ob das Feuer schon unseren Verkaufsstand erreicht hat. Denn wir wollen wissen, ob wir unsere Waren wieder zurückbringen können oder sie lieber noch im Lager lassen. Nun, es sieht hier nicht gerade berauschend aus“, sagt Oliver, der in Hřensko Bekannten geholfen hat, ihren Verkaufsstand zu räumen. In diesen Stunden ist die Solidarität der Bevölkerung groß. Auch Brian Grešík aus Děčín / Tetschen will helfen. Er hat sich an der Lebensmittelsammlung für die Feuerwehrleute beteiligt, die der Nationalpark Böhmisch Schweiz veranstaltet hat. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte er:

Petr Fiala | Foto: René Volfík,  Tschechischer Rundfunk

„Es ist super, die Hilfsbereitschaft zu sehen. In der letzten Zeit gab es einige Dinge auf der Welt, die die Menschen auseinandergebracht haben. Aber wenn so etwas passiert, halten die Leute zusammen und versuchen zu helfen.“

Am Ort der Naturkatastrophe lobte am Dienstag Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) die Arbeit der Einsatzkräfte:

„Wie der Einsatz aller Beteiligten organisiert ist, wie ein Großteil des Dorfes Mezná gerettet werden konnte, das alles zeugt von hoher Professionalität. Es zeigt aber auch, dass im notwendigen Augenblick ausreichend Feuerwehrleute und die entsprechende Technik zu Verfügung standen.“

Foto: Ondřej Hájek,  ČTK

So bekommen die Feuerwehrleute vor allem Unterstützung aus der Luft. Gelöscht wird etwa mit einem speziellen Flugzeug sowie mit Hubschraubern der tschechischen Armee und der Polizei. Die Helikopter entnehmen dabei das Wasser direkt aus der Elbe und sind von Sonnenaufgang bis -untergang im Einsatz.

Zudem haben Polen und die Slowakei zusätzliche Löschhelikopter zugesagt, die bereits im Einsatz sind. Große Hoffnung liegt des Weiteren auf zwei Löschflugzeugen aus Italien. Innenminister Vít Rakušan (Stan) sagte dazu am Mittwoch:

Vít Rakušan | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

„Heute werden die beiden Flugzeuge auf dem Flughafen in Prag-Vodochody landen. Dort erfolgt noch einmal ein Service. Heute oder spätestens morgen werden sie dann zum Löschen eingesetzt.“

Die beiden italienischen Flugzeuge können große Wassermengen direkt von der Oberfläche von Gewässern aufnehmen. Laut dem Innenminister sollen sie dort eingesetzt werden, wo es nicht mehr akut brennt, ein erneutes Ausbrechen des Feuers aber zu befürchten ist.

Die Hilfe aus Deutschland hält sich derweil in Grenzen, zum einen weil die Feuerwehr mit einem mehrere Hundert Hektar großen Waldbrand in Brandenburg beschäftigt war, aber auch, weil der Brand in der Böhmischen Schweiz mittlerweile auf die Sächsische Schweiz übergegriffen hat. 250 Hektar Wald brennen auf der deutschen Seite des Nationalparks. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge besteht deshalb ein Waldbetretungsverbot.

Foto: Ondřej Hájek,  ČTK

Beiderseits der Grenze hofft man nun auf einen Wetterumschwung. In den letzten Tagen hatte der Wind das Feuer weiter angefacht. Am Mittwoch nun gab es bereits leichte Regenfälle in der Böhmischen Schweiz. Für die Nacht von Freitag auf Samstag werden schließlich stärkere Niederschläge erwartet, die dem Waldbrand Einhalt gebieten könnten.

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