Seltene Pilze und CO2-Emissionen: Wissenschaftler untersuchen Waldbrandgebiet in Böhmischer Schweiz

Der Wald im Nationalpark Böhmische Schweiz nach dem Brand

Am Donnerstag öffnet der Nationalpark Böhmische Schweiz weitere Teile wieder für die Öffentlichkeit. Doch die Klamm bei Hřensko / Herrnskretschen etwa bleibt nach dem verheerenden Waldbrand weiter für den Besucherverkehr geschlossen. Stattdessen sind in dieser Gegend derzeit tschechische Wissenschaftler am Werk. Sie untersuchen die Veränderungen in der Natur.

Der Wald im Nationalpark Böhmische Schweiz nach dem Brand | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Auf rund 1060 Hektar Fläche wütete der Waldbrand in diesem Sommer im Nationalpark Böhmische Schweiz. Das große Gebiet der Vernichtung bietet nun für Forscher ein interessantes Terrain. Unter anderem ist der Geobotaniker Michal Hejcman dort unterwegs:

„Wenn man hier auf die Seite schaut, dann sieht man unten den verbrannten Wald. Das waren die borkenkäfergeschädigten Fichten. Das Feuer hat sich dann immer weitergefressen, bis es an den Rand des Eichenwalds gelangte. Den haben die Flammen aber nicht erfasst.“

Der Wissenschaftler von der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität in Ústí nad Labem / Aussig geht gerade nahe der Gemeinde Mezná / Stimmersdorf in Richtung Pravčický důl, also dem Prebischgrund. Intakte Laubwälder würden längst nicht so brennen und daher eine natürliche Barriere bilden, betont Hejcman. Besonders interessiert ihn aber die Asche aus dem Waldbrandgebiet…

Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

„Asche ist ein wirklich interessanter mineralischer Dünger, der langfristig auf das Ökosystem einwirkt. Wenn es brennt, wird organischer Phosphor mineralisiert. Dieser Stoff ist für die Natur eine Nährstoffbombe“, so der Geobotaniker.

Asche ist laut Hejcman das älteste Düngemittel überhaupt. Deswegen hat er in dem Waldbrandgebiet schon knapp einhundert Proben genommen. Den Boden analysiert er dann im Labor nicht nur auf den Gehalt von Phosphor, sondern auch von Blei und Kohlenstoff:

„Interessant wird zu berechnen, wie viel Kohlenstoff vor dem Ausbruch des Feuers im Ökosystem war und wie viel es jetzt ist. Dadurch erhält man die CO2-Bilanz des Waldbrandes – das heißt, wie viel Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre entlassen wurde.“

Michal Hejcman | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Weitere Wissenschaftler untersuchen derzeit, welche Insektenarten sich unmittelbar nach den Löscharbeiten als erste in den Waldbrandgebieten einnisten. Dies ist das Fachgebiet des Entomologen Lukáś Blažej von der Nationalparkverwaltung.

„Derzeit breitet sich dort die wärmeliebende Fauna aus, die an unterschiedliche Ruderalvegetationen gebunden ist. Diese wärmeliebenden Insekten sind in gewisser Weise Konkurrenten für die kälteliebenden Arten. Um dieses Verhältnis zueinander geht es uns bei unseren Untersuchungen hauptsächlich“, sagte Blažej in einem Interview für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.

Michal Hejcman wiederum hat noch einen weiteren Spezialbereich. Das sind die seltenen Pilze, deren Entstehung er schon in Waldbrandgebieten anderswo auf der Welt beobachtet hat. Zusammen mit einem Doktoranden sei er nun auch in der Böhmischen Schweiz auf einiges gestoßen, so der Geobotaniker.

Auch wegen dieser und weiterer Beobachtungen gehen die Wissenschaftler davon aus, dass sich die Natur in der Böhmischen Schweiz schnell wieder erholen dürfte.

Foto: Daniela Pilařová,  Tschechischer Rundfunk
Autoren: Till Janzer , Daniela Pilařová
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