Bahninvestitionen Tschechiens: Umbau des zweitgrößten Rangierbahnhofs und Schnellfahrstrecken

Visualisierung der Eisenbahnkreuzung in Česká Třebová

Im tschechischen Eisenbahnnetz starten in diesem Jahr einige wichtige Investitionsvorhaben. Unter anderem wird der zweitgrößte Rangierbahnhof des Landes modernisiert und mit dem Bau eines ersten Abschnitts künftiger Schnellfahrstrecken begonnen.

Česká Třebová / Böhmisch Trübau liegt auf der Böhmisch-Mährischen Höhe. Die Kleinstadt ist einer der wichtigsten Bahnknotenpunkte Tschechiens und beherbergt einen der größten Rangierbahnhöfe Europas. Hier fahren pro Tag über 400 Züge durch, unter anderem auf der wichtigsten Trasse zwischen Berlin und Wien. Die 60 Kilometer Schienen und 400 Weichen vor Ort sollen nun ausgetauscht werden. Es ist eines von mehreren wichtigen Investitionsprojekten in das tschechische Eisenbahnnetz in diesem Jahr.

Jiří Svoboda | Foto: Tschechische Eisenbahnverwaltung

Jiří Svoboda ist Generaldirektor des Eisenbahninfrastrukturbetreibers (Správa železnic) in Tschechien und sagt:

„In Česká Třebová stammen die ganze technische Ausstattung und vor allem das Bahnstromsystem noch aus den 1960er Jahren, sie befinden sich am Ende ihrer Betriebsfähigkeit. Die Modernisierung ist damit verbunden, dass auch das Zugbeeinflussungssystem ETCS eingebaut sowie neue Weichen verlegt werden. Am schlechtesten steht es um das Sicherungssystem und die Oberleitungen, sie werden komplett erneuert.“

Die Arbeiten beginnen in den kommenden Wochen und sollen sieben Jahre lang dauern. Für den tschechischen Staat ist es die größte Bahninvestition der vergangenen zehn Jahre mit einem Gesamtwert von 17 Milliarden Kronen (680 Millionen Euro). Da bei vollem Betrieb modernisiert wird, sollen kaum Einschränkungen für Reisende entstehen…

Visualisierung der Eisenbahnkreuzung in Česká Třebová | Foto: Tschechische Eisenbahnverwaltung

„Es wird immer nur ein Bahnsteig aus dem Betrieb genommen. Die anderen reichen aber für das Zugaufkommen aus. Deswegen denke ich nicht, dass die Modernisierung einen unmittelbaren Einfluss auf den Reisekomfort haben wird“, so Svoboda.

Und noch ein weiterer wichtiger Bahnhof in Tschechien wird modernisiert. Nachdem im vergangenen Jahr die Arbeiten an jenem in Pardubice / Pardubitz beendet wurden, soll der im nahegelegenen Hradec Králové / Königgrätz den nötigen Facelift bekommen. Die technische Ausstattung dort ist noch aus den 1950er Jahren, zudem soll die Verbindung nach Pardubice endlich zweispurig werden – und dementsprechend sind Umbauten nötig.

Aber nicht nur die Bahnhöfe selbst, sondern auch zwischen ihnen wird dieses Jahr intensiv modernisiert. Konkret heißt das, dass sich der Eisenbahninfrastrukturbetreiber an die ersten Schnellfahrstrecken macht. Dazu Verkehrsminister Martin Kupka (Bürgerdemokraten):

Martin Kupka | Foto: Regierungsamt der Tschechischen Republik

„Wir beginnen damit, zwei Gleisabschnitte zu Schnellfahrstrecken für bis zu 200 Stundenkilometer auszubauen – und zwar zwischen Přerov und Brünn. Daran schließt dann bereits die Mährische Pforte an.“

Mit Mährischer Pforte, der Wasserscheide zwischen Ostsee und Schwarzem Meer, meint der Minister die erste Hochgeschwindigkeitstrasse in Tschechien. Sie soll genau über dieses Verkehrsnadelöhr führen, das heißt von Prosenice / Prossenitz bei Přerov / Prerau bis Ostrava / Ostrau, und Fahrten von bis zu 350 Stundenkilometern ermöglichen. Die Bauarbeiten werden aber erst 2027 aufgenommen.

Schon in diesem Jahr hingegen werden die ersten Schienen für den Anschluss des Václav-Havel-Flughafens an die S-Bahn-Verbindung zwischen Prag und Kladno gelegt.

„Noch in diesem Jahrzehnt soll der Anschluss erfolgen“, sagt Jiří Svoboda.

Quelle: Tschechische Eisenbahnverwaltung

Knapp 63 Milliarden Kronen (2,5 Milliarden Euro) will der tschechische Staat dieses Jahr in die Bahninfrastruktur investieren. Es sind rund 40 Prozent der gesamten Ausgaben für den Bereich Verkehr, die bei 160 Milliarden Kronen (6,4 Milliarden Euro) liegen. Der größere Teil fließt derzeit noch ins Autobahnnetz. Allerdings plant Minister Kupka, künftig sowohl den Anteil für die Investitionen in die Bahn anzuheben, als auch die Gesamtsumme:

„In den kommenden Jahren dürften wir die Grenze von 200 Milliarden Kronen durchbrechen. Und in den 2030er Jahre sollten wir uns in den Bereichen von 300 Milliarden Kronen bewegen, gerade wegen des Baus der Hochgeschwindigkeitstrassen.“

Umgerechnet sind dies acht beziehungsweise zwölf Milliarden Euro.

Autoren: Till Janzer , Jakub Vik | Quelle: Český rozhlas
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