Prag wird zum Schweizer Käse: Neue Tunnel für Regionalzüge geplant

Prager Hauptbahnhof
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Mehrere Jahre schon wird in Prag darüber diskutiert, Teile des Zugverkehrs unterirdisch abzuwickeln. Nun liegt die finale Machbarkeitsstudie für die Untertunnelung vor. Geplant ist ein Riesenprojekt mit zwei Röhren und mehreren Bahnhöfen. 2047 sollen die ersten Züge im Untergrund rollen.

Bei einer Pressekonferenz wurde am Dienstag das Konzept für den neuen Eisenbahnknoten Prag vorgestellt. Während der Fernverkehr an der Oberfläche verkehren soll, wird der Regionalverkehr durch zwei neue Tunnel geleitet. Unter dem Hauptbahnhof etwa soll ein zweistöckiger Tiefbahnhof entstehen. Zu der dort geplanten Station sagte Tschechiens Verkehrsminister Martin Kupka (Bürgerdemokraten) gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

Martin Kupka | Foto: Khalil Baalbaki,  Tschechischer Rundfunk

„Es wird gute Anschlüsse zu künftigen Hochgeschwindigkeitszügen geben sowie zu klassischen Schnellzügen und zum öffentlichen Personennahverkehr. Zudem werden die Verbindungen vom Prager Flughafen direkt im Untergrund des Hauptbahnhofs halten.“

Weitere unterirdische Bahnhöfe sollen unter dem Wenzelsplatz, dem Karlsplatz sowie im Viertel Karlín entstehen, eine Station wird zudem noch in der Nähe des Busbahnhofs Florenc gebaut. Die Tunnel treffen unterhalb des Hauptbahnhofs aufeinander.

Prags Verkehrsstadtrat Zdeněk Hřib (Piraten) sieht als größten Vorteil des Projekts, das man künftig schneller und bequemer ans Ziel kommen werde:

„Der Schienenverkehr wird dadurch attraktiver. Und das bedeutet weniger Autos in Prag – weniger Abgase und weniger Lärm.“

Zdeněk Hřib | Foto: Michaela Danelová,  Tschechischer Rundfunk

An den langjährigen Verhandlungen über den Eisenbahnknoten war neben der Stadt Prag und der Eisenbahnverwaltung (SŽ) auch der Kreis Mittelböhmen beteiligt. Denn es sind vor allem Pendler aus den Regionen rings um die Hauptstadt, die man mit den neuen Verbindungen erreichen will. Derzeit seien die Züge aus dem Umland in der Spitze oft überfüllt, sagt Petr Borecký (Stan), der im mittelböhmischen Kreisparlament für Verkehrsfragen zuständig ist:

„Wir sind heute schon nicht mehr in der Lage, weitere Züge auf die Schiene zu schicken. Und dabei wissen wir, dass in den nächsten 20 bis 25 Jahren 300.000 Menschen in den Kreis Mittelböhmen ziehen werden.“

Die Gesamtlänge der Prager Tunnel soll über zehn Kilometer betragen. In den Röhren könnten stündlich bis zu 16 Züge verkehren, hieß es bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie. Mit einem Baubeginn wird allerdings nicht vor 2035 gerechnet, frühestens 2047 sollen dann die ersten Züge rollen.

Quelle: Tschechische Eisenbahnverwaltung

Die Kosten für das Megaprojekt beziffern die Projektpartner auf 185 Milliarden Kronen (7,4 Milliarden Euro). Verkehrsminister Kupka kündigte an, EU-Fördergelder beantragen zu wollen. Zudem erwäge man die Auftragsvergabe als Public-private-Partnership (PPP), also eine enge Kooperation zwischen öffentlicher Hand und Privatkonzernen.

Als nächsten Schritt will man nun die geplante Streckenführung in die strategischen Verkehrspläne aufnehmen, zudem müssen Raumordnungs- und Flächennutzungspläne angepasst werden.

Die geplante Untertunnelung ist nur eines von vielen Eisenbahninfrastrukturprojekten, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten in und um Prag realisiert werden sollen. So will man demnächst den Prager Hauptbahnhof und die Station im Stadtteil Smíchov umfassend umbauen. Östlich der Moldaumetropole soll vor den Toren der Stadt zudem ein neues Terminal für Hochgeschwindigkeitszüge entstehen, die dann mit über 300 Kilometern pro Stunde verkehren werden.

Umbau des Bahnhofs Smíchov | Foto: Hana Slavická,  Radio Prague International
Autoren: Ferdinand Hauser , Františka Rohlíčková
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