Phänomen Ledecká: Weltspitze auf Ski und mit dem Snowboard

Ester Ledecká
  • Phänomen Ledecká: Weltspitze auf Ski und mit dem Snowboard
0:00
/
4:43

Sie liebt alle möglichen Bretter unter ihren Füßen. Im Sommer sind es Surfboard oder Wasserski, im Winter die Abfahrtsski und das Snowboard. Die Pragerin Ester Ledecká ist ein sportliches Phänomen. Und das hat sie in diesem Jahr mit zwei WM-Medaillen aus zwei unterschiedlichen Wintersportarten eindrücklich bewiesen.

Ester Ledecká | Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz

Es war wieder so ein spezieller Moment: Am Donnerstag gewann Ester Ledecká bei der Snowboard-WM in St. Moritz die Goldmedaille im Parallel-Riesenslalom. Im Finale besiegte sie die Weltcup-Gesamtsiegerin dieses Jahres, Tsubaki Miki aus Japan.

Die Tschechin kam, sah und siegte. Denn seit Jahresbeginn hatte Ledecká nur Rennen auf Ski bestritten. Sie ist die einzige im Weltcup, die die langen dünnen Bretter regelmäßig gegen das breite Snowboard austauscht. Und nur drei Tage lang konnte sich die 29-Jährige auf den WM-Lauf vorbereiten. Im Interview für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte die neue Weltmeisterin:

„Ich wusste nicht, was ich von mir erwarten kann. Die ganze Saison bin ich auf Ski gefahren. Mir war nicht klar, ob ich an meine Gegnerinnen heranreiche. Nur hier und dort habe ich Trainingseinheiten auf dem Snowboard eingestreut, um nicht zu vergessen, wie das geht.“

Ester Ledecká | Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz

Für die Gegnerinnen muss es leicht frustrierend sein: Auch ohne großes Training fährt die Tschechin ihnen auf dem Snowboard häufig davon. So gelang es ihr schon mehrmals, jeweils den Parallel-Riesenslalom in den wenigen Weltcup-Rennen zu gewinnen, an denen sie teilgenommen hat. In dieser Disziplin ist sie auch zweifache Olympiasiegerin und jetzt zum zweiten Mal Weltmeisterin.

Dabei holte Ledecká bei der Alpin-WM, also auf Ski, im Februar in Saalbach schon WM-Bronze in der Abfahrt. Sie ist damit die erste Sportlerin, die im selben Jahr bei zwei Weltmeisterschaften des internationalen Verbandes FIS in unterschiedlichen Sportarten auf dem Treppchen stand. Dabei lasse das Programm keine Ruhepausen zu, sagt Ladislav Polášek, Ledeckás Physiotherapeut...

„Es war sehr schwer, denn nach dem Alpin-Weltcup in Kvitfjell sind wir in Norwegen geblieben, und Ester hat dort auf dem Snowboard trainiert. Danach sind wir nach La Thuile zum nächsten Ski-Weltcup-Wochenende gefahren und anschließend weiter nach Italien wieder zu einer Snowboard-Trainingseinheit. Diese Umstellungen sind unglaublich schwierig. Viele Menschen können sich gar nicht vorstellen, wie sehr man sich dafür quälen und was man dafür opfern muss. Es ist wirklich eine unglaubliche Leistung“, so Polášek.

Ester Ledecká | Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz

In einem Saisonvorbericht gestand Ester Ledecká, dass sie von Polášek oder anderen Mitgliedern ihres Teams manchmal auch gestoppt werden müsse – damit sie sich nicht übernehme.

Doch das andere Problem sind die Terminkollisionen. Nicht immer finden die alpine Ski-WM und die Titelkämpfe im Snowboard in einem solchen Abstand zueinander statt, dass Ledecká bei beiden starten kann. Und für die Winterspiele im kommenden Jahr in Cortina d’Ampezzo und Mailand sind die Aussichten trübe. So sollen die Abfahrt der Frauen und der Parallel-Riesenslalom der Frauen am selben Tag ausgetragen werden.

Dabei war es doch Ledecká, die bei den Spielen 2018 in Pyeongchang die Sportwelt aus dem Häuschen gebracht hat, als sie den Super-G gewann, nachdem sie schon auf dem Snowboard der Konkurrenz keine Chance gelassen hatte. Damit war sie zur ersten Wintersportlerin geworden, die bei ein und denselben Olympischen Spielen Gold in zwei unterschiedlichen Sportarten errang. Ihre jetzige WM-Medaillenausbeute nimmt Ledecká daher auch als Aufforderung an das IOC:

Ester Ledecká | Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz

„Ich hoffe, dies ist ein kleiner Impuls für das Internationale Olympische Komitee, um noch einmal über das Programm für Olympia 2026 nachzudenken und mir die Chance zu geben, die Wettkämpfe in beiden Sportarten zu bestreiten. Mir bedeutet das viel. Und ich denke, es wäre nicht nur für Tschechien eine große Sache, sondern ganz allgemein für den Sport.“

Aber zunächst tritt die vielseitige Frau noch einmal bei der Snowboard-WM an. Und zwar am Samstag im Parallel-Slalom. In dieser Disziplin holte sie 2015 den Titel und zwei Jahre später Silber.

Ester Ledecká | Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz
Autor: Till Janzer | Quellen: Český rozhlas , ČTK
schlüsselwort:
abspielen

Verbunden