Olympia: Ledecká weiter hungrig auf Erfolg, Eishockeyteams wenig berauschend
Bei den Olympischen Winterspielen in Peking ist mehr als die Hälfte der Wettkämpfe vorüber. Für die Eishockeyteams aus Tschechien ist das Turnier für die Frauen schon zu Ende, für die Männer geht es in die heiße Phase. Und Top-Athletin Ester Ledecká will noch ein paar Wörtchen mitreden.
Der Superstar im tschechischen Olympiateam ist zweifellos Ester Ledecká. Die Pragerin hatte bei den Winterspielen vor vier Jahren in Pyeongchang für Aufsehen gesorgt, weil sie als erste Frau überhaupt Olympiasiegerin in zwei verschiedenen Sportarten wurde: in der Disziplin Super-G des Alpinen Skisports sowie als Snowboarderin im Parallel-Riesenslalom. Bei den laufenden Spielen in Peking hat sie ihren Titel in der Snowboard-Disziplin erfolgreich verteidigt. Das war am vergangenen Dienstag, worüber wir berichtet haben. Danach hatte die 26-Jährige nur zwei Tage Zeit, um sich im Training vom breiten Schneebrett auf eine Schussfahrt mit Abfahrtsski einzustellen. Das schaffte sie ganz gut, auch wenn sie nach der Entscheidung im Super-G zugab, immer noch Abläufe vom Snowboarden intus gehabt zu haben:
„Ich denke, für eine Snowboarderin war es eine gute Leistung. Während des Rennens reagierte ich aber manchmal eher aus dem Blickwinkel der Snowboarderin, denn durch einige Bögen bin ich zu rund geschwungen anstatt sie direkt zu nehmen. Doch ich habe getan, was ich konnte.“
Und das, was Ledecká zeigte, reichte am Ende für einen sehr guten fünften Rang. Damit verpasste sie die Titelverteidigung zwar um vier Plätze, doch der Olympiasieg von Pyeongchang gegen die komplette Armada der Spezialistinnen war schließlich eine Riesensensation. Jetzt in Peking hat Ledecká jedoch bestätigt, dass sie mittlerweile auch im Alpinen Skisport zur Weltelite gehört. Und darüber freute sie sich zu Recht:
„Ich bin zufrieden und stolz auf mich. Ich habe all das gezeigt, wozu ich im Moment fähig bin. Ich denke, es war meinerseits ein gutes Rennen.“
Michal Lešák ist Ledeckás Physiotherapeut. Und für ihn stand außer Frage:
„Das ist ein erstaunliches Ergebnis, das Ester erzielt hat. Vor allem wenn man bedenkt, dass sie nur zwei Tage für die Umgewöhnung vom Snowboard auf die Abfahrtsski hatte. Und der Rückstand zur Spitze ist völlig minimal.“
Exakt fehlten Ledecká nur 43 Hundertstelsekunden zur Titelverteidigung und gar nur 13 Hundertstel zur Bronzemedaille. Dies aber ist für die Tschechin eher ein Ansporn als eine Enttäuschung, denn zwei Wettkämpfe bestreitet sie noch. Der erste davon ist der Abfahrtslauf, der am Dienstag auf dem Programm steht. Und dafür hofft sie, noch besser vorbereitet zu sein:
„Nach den zwei hektischen Tagen, die ich hinter mir habe, hoffe ich nun, dass ich das Training für die Abfahrt etwas entspannter durchführen kann. Insgeheim aber bin ich froh, dass ich überhaupt so oft an den Start gehen kann, weil sich die Wettbewerbe nicht überschneiden.“
Eishockey: Frauenteam bleibt vieles schuldig, Männer vor Schweizer Prüfung
Bereits beendet ist die olympische Premiere für die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft der Frauen. Im Viertelfinale unterlag sie nach guter und sehr tapferer Leistung gegen die hochfavorisierten US-Amerikanerinnen mit 1:4. Dabei wollte das Team von Trainer Tomáš Pacina dieses Duell in der ersten K.o.-Runde eigentlich umgehen und stattdessen auf einen leichteren Gegner treffen. Dazu hätten die Spielerinnen um Kapitänin Alena Mills allerdings in der Vorrunde Erster der Gruppe B werden müssen, um dann gegen den Dritten der Gruppe A antreten zu können. Nach den zwei 3:1-Siegen über China und Schweden waren die Tschechinnen dazu auf einem guten Weg, doch dann stolperten sie ausgerechnet gegen Dänemark, dem schwächsten Team der Gruppe. Die 2:3-Niederlage wäre indes zu verkraften gewesen, hätte man die abschließende Begegnung mit Japan gewonnen. Tschechien verlor aber auch diese Partie, mit 1:2 nach Penalty-Schießen. Von den Leistungen seiner Schützlinge war Coach Pacina dann auch wenig begeistert:
„In jedem Spiel der Vorrunde haben wir uns sehr gequält. Zwei Partien haben wir gewonnen, eine verloren und bei der letzten unterlagen wir im Shootout. Das Team spielt nicht nach unseren Vorstellungen, bislang ist es eine große Enttäuschung.“
Bei der letzten WM sowie in der Olympiaqualifikation hatten die tschechischen Frauen noch herzerfrischend frech und locker aufgespielt. Die Lockerheit aber war beim olympischen Turnier einer sichtlichen Nervosität gewichen, in allen Belangen eines Spiels fehle es seinen Spielerinnen an Mut, konstatierte Pacina zerknirscht. Im Viertelfinale gegen die USA aber zeigten sie ein anderes Gesicht. Mit viel Einsatz, hohem läuferischen Aufwand und auch einigen gelungenen Spielzügen boten sie dem hohen Favoriten über zwei Drittel ernsthaft Paroli. Erst als die Kräfte nachließen, wurde aus dem 1;1 noch eine 1:4-Niederlage. Dennoch haben die Tschechinnen zum Abschluss einen guten Eindruck hinterlassen. Zur Leistungssteigerung beigetragen haben vermutlich die Worte, die der Trainer seinen Schützlingen vor dem Spiel eingeimpft hatte:
„Ich habe ihnen gesagt, dass wir uns an dieses Spiel bis zum Ende unseres Lebens erinnern werden. Aber in welcher Weise, das liegt nur an uns. Wenn wir das zeigen, was wir können, dann werden wir uns – egal ob Sieg oder Niederlage – an dieses Duell immer sehr positiv und gern erinnern.“
Im Eishockeyturnier der Männer steht die Entscheidung noch aus, ob Tschechien weiter um eine Medaille kämpft oder frühzeitig aus dem Turnier ausscheidet. Denn am Dienstag steht erst das Achtelfinale an, und in
diesem trifft das Team von Coach Filip Pešán auf die Schweiz. Gegen die Eidgenossen haben die Tschechen in der Vorrunde bereits gespielt und das Match nach Penalty-Schießen mit 2:1 gewonnen. Tschechiens Torhüter Šimon Hrubec aber weiß, dass auch das zweite Duell eine schwere Prüfung wird:
„Die Schweizer haben sich aufgrund ihrer Spielweise schon seit längerem zu den Favoriten gesellt. Die Ära, als sie noch als zweitklassig eingestuft wurden, ist lange vorbei. Jetzt gehören sie für mich zu den Top-Teams, die einem großen Respekt abverlangen.“
Deswegen will sich Hrubec auch gar nicht damit befassen, wie der Vergleich ausgehen könnte.
„Nun, wenn ich das wüsste? Das Achtelfinale wird bestimmt ein anderes Match als in der Vorrunde. Man wird sehen, wer die besseren Nerven hat, denn es ist ein Alles-oder-nichts-Spiel.“