Jiri Balvin bleibt nach Vertrauensabstimmung Direktor des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens (CT)

Jiri Balvin

Zwei Jahre sind vergangen, seit zehntausende Tschechen auf die Straße gegangen sind, um gegen die politische Beeinflussung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens (CT) und namentlich gegen dessen Generaldirektor sowie die Zusammensetzung des Fernsehrates zu demonstrierten. Die Situation im Tschechischen Fernsehen zu beruhigen und eine umfassende Re-strukturalisierung durchzuführen - mit diesem Ziel ist vor einem Jahr Jiri Balvin als neuer CT-Generaldirektor angetreten. Doch die meisten Mitglieder des nach der Krise neu besetzten Fernsehrates sind der Meinung, dass Balvin seine Ziele verfehlt hat und sprachen ihm am Montag ihr Misstrauen aus. Silja Schultheis berichtet.

Jiri Balvin,  Foto: CTK
Neun von dreizehn Mitgliedern des Fernsehrates stimmten am Montag gegen CT-Generaldirektor Jiri Balvin. Eine Stimme zuwenig, um Balvin von seinem Posten tatsächlich abzuberufen, denn dafür wäre laut Gesetz eine Zweidrittel-Mehrheit von 10 Stimmen nötig gewesen. Die Kritik gegen den Direktor richtete sich dem Vorsitzenden des Fernsehrates, Jan Mrzena, zufolge in erster Linie gegen das defizitäre Wirtschaften des Tschechischen Fernsehens und die langsame Vorbereitung der nötigen Schritte zur Re-Strukturalisierung. Balvin habe sich dabei eine Reihe von Fehlern im Management erlaubt. Unter Kritik geraten war der Generaldirektor beispielsweise auch dafür, dass er Zbynek Honys zum Nachrichtenchef ernannte, der von vielen Seiten für die schlechte Kommunikation mit seinen Mitarbeitern kritisiert wurde.

In ähnliche Richtung zielte auch die jüngste Abstimmung des Fernsehrats über Balvin selbst, sagte der Vorsitzende des Fernsehrats, Jan Mrzena:

"Wir haben mit der Abstimmung unsere Meinung über die Stärke des Mandats des Generaldirektors ausgedrückt und vielleicht auch über ihn selber, damit er sich überlegt, auf welche Weise er mit dem Fernsehrat kommunizieren will."

Balvin selbst hingegen erkennt hinter der Abstimmung politischen Druck von seiten des Abgeordnetenchefs Lubomir Zaoralek, den er bereits zuvor mehrfach dafür kritisiert hatte. Von dem Votum des Fernsehrats zeigte sich Balvin nach eigenen Worten weder überrascht noch enttäuscht. Er will dementsprechend auch keine Konsequenzen aus dem deutlichen Misstrauensvotum der Mehrheit der Ratsmitglieder ziehen:

"Ich werde gar nichts machen. Das ist selbstverständlich ihre Sache. Und ich werde das machen, was ich jetzt auch machen: das heißt, mich bemühen, wenigstens in maximalem Maße zu arbeiten das zu realisieren, was ich mit meinem Management realisiere - ohne Rücksicht auf diese Abstimmung."

Vor der Abstimmung hatte Balvin an alle Angestellten des Tschechischen Fernsehens einen Brief geschickt, in dem er darauf hinwies, dass einige Mitglieder des Fernsehrats dem guten Namen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens schadeten und die Situation darin destabilisieren wollten. Ebenfalls vor der Abstimmung am Montag hatten CT-Gewerkschaftler dem Fernsehrat einen offenen Brief überreicht, in dem sie die Meinung äußerten, dass das Tschechische Fernsehen seine Aufgaben auch ohne Generaldirektor erfüllen könne.