Jugendliche aus Böhmen und Sachsen simulieren EU-Beitrittsverhandlungen

Foto: Europäische Kommission

Dass die EU-Beitrittsverhandlungen nicht nur Sache der Politiker sein müssen, hat der Verein "Die Brücke" am praktischen Beispiel gezeigt: Im Rahmen des durch INTERREG geförderten Projektes "Jugend und neue Medien" veranstaltete "Die Brücke" in der vergangenen Woche ein dreitägiges EU-Planspiel. Akteure der Verhandlungen waren etwa 60 junge Menschen aus Sachsen und Böhmen - vom Auszubildenden bis zum Studenten. Über Ziel und Verlauf dieses Projektes hat sich Silja Schultheis mit dessen Organisator, Karl-Heinz Knoll, unterhalten.

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Knoll: "Bezwecken wollten wir mit der Veranstaltung zwei Dinge: Zum einen wollten wir die Jugendlichen über die realen Prozesse, die ein potentieller Beitrittskandidat zur Europäischen Union in einem mehrjährigen Verfahren durchläuft, informieren, um Verständnis für diese Abläufe zu wecken. Zum zweiten - und das war für uns der wesentlich wichtigere Punkt - wollten wir Jugendliche aus Sachsen und Böhmen gemeinsam an eine Aufgabe setzen und die Möglichkeit zu geben, sich kennen zu lernen und diese Aufgabe gemeinsam zu lösen."

Schultheis: "Wie sind jetzt die Verhandlungen verlaufen. Sie endeten ja - wie in der Realität - mit der feierlichen Unterzeichnung der Beitrittsverträge. Waren die Verhandlungen selbst auch an der Realität orientiert?"

Knoll: "Die Verhandlungen waren absolut an der Realität orientiert. D.h. es sind der EU-Rat, die Kommission, das Parlament gebildet worden. Es sind fünf Länder gebildet worden, die der EU beitreten wollten. Diese Länder haben sich vorbereiten müssen, sie haben ihre Anträge geschrieben und vor den Gremien vertreten. Die einzelnen Gremien der EU haben entschieden. Von den fünf Kandidaten sind letztlich drei durchgekommen, es sind also auch zwei auf der Strecke geblieben - also so, wie es in der Realität auch läuft. Die Resonanz der echten Politiker auf diese Veranstaltung war sehr gut und es wurde gefordert, gerade Jugendbegegnungen mit politischen Themen in Zukunft noch stärker zu forcieren."

Schultheis: "Wie sahen denn die Teilnehmer die Zukunft ihrer Region nach dem EU-Beitritt? Sie kamen ja alle aus dem unmittelbaren Grenzgebiet..."

Knoll: "Vorbehalte, die auf beiden Seiten der Grenze, auch bei jungen Menschen, noch da sind, haben wir ein ganzes Stück abbauen können. Es herrscht keine absolute Euphorie, aber das Verständnis für die jeweilige Situation des anderen ist auf jeden Fall gewachsen. Und ich denke in der momentanen Situation - gerade bei Jugendlichen - haben wir damit schon eine ganze Menge erreicht."