Kontroverse um tschechische Internetseite über Zerstörung von Lidice

64 Jahre nach der Zerstörung des mittelböhmischen Ortes Lidice durch Gestapo und Schutzpolizei hat eine kontroverse Internetseite den Protest tschechischer Opferverbände provoziert. Die heutige Holocaust-Gedenkstätte in Lidice hatte der Idee einer Werbeagentur zugestimmt, unter der Adresse "www.totalburnout.cz" ein scheinbares Computerspiel ins Netz zu stellen. Nach einer vermeintlichen "Wahl der Waffen" erscheint stattdessen aber die Aufforderung, die Webseite des Museums zu besuchen: "In Lidice war das kein Spiel, sondern Realität". Überlebende des Massakers kritisierten die Seite am Dienstag als "zynisch". Hingegen verteidigte der Leiter der Gedenkstätte, Milous Cervencl, die Idee: "Nur mit solchen Projekten kann man heute das Interesse junger Menschen wecken." In Lidice waren am 11. Juni 1942 mehr als 170 männliche Einwohner ermordet worden, Frauen und Kinder wurden in Konzentrationslager oder zur "Germanisierung" nach Deutschland gebracht. Danach wurde das Dorf gesprengt und eingeebnet. In Lidice hatten die Nationalsozialisten Beteiligte am Attentat auf SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich vermutet, das zuvor in Prag verübt worden war.

Autor: Lothar Martin