Künstlersymposium in Hradek nad Nisou
Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zu dieser Ausgabe von Regionaljournal. Diesmal ist es keine Quizsendung und daher besuchen wir keine der Städte der Tschechischen Inspiration, sondern zwei Grenzgebiete, in denen sich in den vergangenen Tagen einiges getan hatte. Welche es sind und was dort passiert ist, erfahren Sie in den folgenden Minuten von meinen Kollegen Gerald Schubert und Dagmar Keberlova, die Sie durch die Sendung führen.
In den vergangenen zwei Wochen hat im nordböhmischen Hradek nad Nisou, dass im tschechisch-polnisch-deutschen Dreiländereck liegt, ein Künstlersymposium stattgefunden. In der Grenzstadt sind insgesamt 26 Künstler aus Tschechien und aus Deutschland zusammengekommen, um hier gemeinsam vor allem Skulpturen und Plastiken aus unterschiedlichen Materialien zu erarbeiten. Der Bürgermeister der Stadt, Milan Faltus, will die fertigen Kunstwerke, die im Rahmen dieser Begegnung entstanden sind, in der Natur platzieren, so dass sie die Gegend um die Stadt schmücken. Gleichzeitig sollen sie aber auch darauf hinweisen, dass hier der Treffpunkt von drei Ländern ist, der Tschechischen Republik, Deutschlands und Polens. Die Bürgermeister von Hradek und Zittau bemühen sich seit mehreren Jahren, diesen Treffpunkt hervorzuheben. Milan Faltus erinnert sich, wie sie auf die Idee kamen, so ein Symposium ins Leben zu rufen:
"Bei uns gibt es seit einem Jahr das Kulturzentrum Olympia, das ein Verband von jungen Künstlern aus Prag ist, die zu uns nach Hradek gekommen sind. Hier haben sie ihr zu Hause gefunden, haben sich hier niedergelassen und helfen uns sehr im kulturellen Bereich. Das Kulturzentrum befindet sich in einem alten Kino, bei dem wir eher nicht gewusst haben, was wir damit anfangen sollen, weil es geschlossen war. Jetzt ist dort eine Galerie tätig, die oft Ausstellungen veranstaltet oder auch Theatervorstellungen für Kinder und Erwachsene. Im Laufe des Jahres ist die Idee entstanden, dieses Symposium zu organisieren. Ich freue mich, dass dieses Symposium durch das Projekt Phare von der Europäischen Union unterstützt wird, wir haben dafür eine Förderung bekommen, da das Symposium die Zusammenarbeit von deutschen und tschechischen Künstlern unterstützt."
Die Veranstaltung hat dieses Jahr zum ersten mal stattgefunden, der Bürgermeister wünscht sich allerdings, dass es sich zu einer Tradition entwickelt. Von dem ersten Jahrgang hat er ein sehr gutes Gefühl, bei dem Treffen hätte eine freundschaftliche Atmosphäre geherrscht, die die Künstler als Inspiration empfunden hätten. Die Stadt hatte den Künstlern bei der Veranstaltung freie Kost und Logis geboten und auch das Material wurde ihnen frei gestellt. Dafür mussten die Künstler dann die fertigen Kunstwerke vor Ort lassen.
Am Samstag vor zwei Wochen wurde in der Gemeinde Kvilda/Aussergefilde im Böhmerwald der Grundstein für ein "Museum des Eisernen Vorhangs" gelegt, das innerhalb von drei Jahren in ehemaligen Kasernen entstehen soll. Das Projekt soll vor allem kommenden Generationen zeigen, was die Folgen des totalitären Regimes waren, sagte einer der Initiatoren des Projektes von der "Stiftung Eiserner Vorhang". An dem Festakt nahmen zahlreiche tschechische Politiker und ausländische Diplomaten teil. Innenminister Stanislav Gross, der bereits vor einem Jahr von der Stiftung "Eiserner Vorhang" angesprochen wurde, erklärte, warum er diese Idee unterstützt:
"Das Volk und die Menschen, die ihre Vergangenheit nicht kennen und keine Lehre aus ihr ziehen, sind dazu verurteilt, diese noch einmal zu erleben. Dieser Gedanke bewegte mich dazu, das Angebot zur Zusammenarbeit zu akzeptieren. Ich bin froh, dass ich mich als Vertreter eines Ressorts, das in der Vergangenheit ein Symbol der totalitären Macht war, an der Verwirklichung der Idee einer solchen Gedenkstätte beteiligen kann."
Einer der Redner, Frantisek Zahradka von der Konföderation politischer Häftlinge, hat grausame Erfahrungen mit dem Eisernen Vorhang gemacht:
"Als Mitglied einer Pfadfindergruppe in Ceske Budejovice kannte ich im Jahre 1948 und 1949 den Böhmerwald sehr gut. Wir halfen hin und wieder Menschen, vor den Kommunisten zu flüchten. Am 3. September 1950 wurde ich verhaftet, verhört und sollte zuerst die Todesstrafe bekommen. Schließlich wurde ich zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Ich war immer von Menschen umgeben, mit denen ich dem totalitären Regime Widerstand geleistet habe. Die meisten von ihnen haben entschieden gegen die Nazis gekämpft und sind dann als erste den Kommunisten zum Opfer gefallen, wurden verurteilt und verhaftet. Viele von uns haben den Terror nicht ausgehalten und sind gestorben. Wenn ich heute hier um mich sehe, könnte ich die Überlebenden an einer Hand zusammenzählen."
Herr Zahradka appellierte im Rahmen seiner Rede an das ganze Volk:
"Ich möchte von diesem Ort aus, sie alle, die sie heute da sind und das ganze Volk warnen - es darf nicht vergessen, dass die Grundbedingung für das totalitäre Regime eben der Eiserne Vorhang war. Ich habe den Eisernen Vorhang sehr gut kennengelernt, ich bin nach der Hochzeit nach Stachy gezogen und sah auch bei Spaziergängen, was der Eiserne Vorhang bedeuten kann. Er ermöglicht einem totalitären Regime, beliebig Unheil anzurichten."
Der österreichische Botschafter in Tschechien, Dr. Klas Daublebsky, erinnerte sich daran, wie er zum erstenmal den Eisernen Vorhang erlebte:
Und damit sind wir wieder am Ende des heutigen Regionaljournals angelangt, auf ein Wiederhören in zwei Wochen freuen sich Gerald Schubert und Dagmar Keberlova.