Mobil ans Ziel
Ahoi und Signal auf Grün zu einer neuen Ausgabe unseres Verkehrsmagazins "Mobil ans Ziel". Aus dem Prager Studio begrüßen Sie dazu ganz herzlich Dasa Keberlová und Lothar Martin.
Vor einem Monat haben wir hier an dieser Stelle über das 150-jährige Jubiläum der Eisenbahnverbindung Prag - Dresden berichtet. Oder genauer: über die Feierlichkeiten, die anlässlich dieses Jubiläums vornehmlich im Bahnhofsbereich von Decín/Tetschen in Nordböhmen stattgefunden haben und über die großen Perspektiven, die diese Strecke in naher Zukunft haben wird. Etwas zu kurz kam jedoch ein geschichtlicher Abriss über die traditionsreiche Gleisverbindung. Genau aus diesem Grund waren wir Ende Mai im Nationalen Technischen Museum von Prag auch bei der Eröffnung der Ausstellung "150 Jahre Eisenbahn zwischen Prag und Dresden" zugegen. Dabei hatten wir Gelegenheit, zu diesem Thema mit dem Direktor des Museums, Dr. Karel Zeithammer, ins Gespräch zu kommen.
Auf die Frage nach den Besonderheiten der Strecke sagte er uns: "Die ganze Eisenbahnstrecke ist sehr schön. Insbesondere einige Abschnitte sind hervorzuheben. Mir persönlich gefällt der Abschnitt zwischen Prag und Nelahozeves. Danach kommt das Teilstück bis kurz vor Lovosice, wo man nahezu 200 km/h fahren kann, und dann natürlich der wunderschöne Elbabschnitt zwischen Ústí nad Labem/Aussig, Decín/Tetschen, Königstein und Pirna, wo man wirklich nicht schnell zu fahren braucht, da sich die Fahrgäste mit Sicherheit nicht langweilen werden. Das gesamte Elbtal ist auch als Verkehrsmagistrale bewundernswert konzipiert: sowohl auf der linken als auch auf der rechten Uferseite finden sie je eine Eisenbahn- und Straßenverbindung vor und in der Mitte natürlich noch den Wasserweg. Eine ähnliche Ansammlung von Verkehrswegen trifft man nur noch entlang einiger Abschnitte des Rheins und an einigen anderen großen europäischen Flüssen an."
Und auf unsere Frage nach den herausragenden Verkehrsbauten entlang der Strecke antwortete uns Dr. Zeithammer: "Unter allen Verkehrsbauten auf dieser Strecke ragt das Negrilluv-Viadukt in Prag-Karlin heraus, dem sie unmittelbar nach der Abfahrt des Zuges vom Hauptbahnhof begegnen. Dessen Daten lassen sich gut merken, denn das Viadukt ist 1111 Meter lang und in der Zeit, wo es gebaut wurde, nämlich am Ende der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts, wurde es als eines der Eisenbahnwunder der Welt bezeichnet. Aber letztlich muss man sagen, dass der Bau der gesamten Strecke eine hervorragende Leistung darstellt, denn er war sehr kompliziert, weil die Strecke entlang von Moldau und Elbe verläuft und man hier ein hohes Maß an felsigem Gestein abtragen musste. Das war auch bei den drei Tunnels nahe Nelahozeves der Fall, die ich ebenfalls zu den bedeutenden Verkehrsbauten dieser Strecke zählen möchte."
Von Herrn Dr. Zeithammer erfuhr ich, dass die 150-jährige Gleisverbindung zwischen Prag und Dresden nach den Strecken Nürnberg - Fürth und Leipzig - Dresden zu den ältesten Strecken in der Welt gehört und die Ausstellung daher auch viele historisch wertvolle Dokumentationen und Fotos zu bieten hat. Die Ausstellung selbst ist noch bis zum 1. Juli im Technischen Museum in Prag zu sehen. Danach soll sie auch in Dresden gezeigt werden.
Nach diesem kleinen Exkurs in die Geschichte nun zu den Aktualitäten im tschechischen Eisenbahnverkehr. Und hier gleich die wichtigste zuerst:
Die Tschechischen Eisenbahnen Ceské drahy und die Deutsche Bahn AG haben sich darauf geeinigt, den kostenlosen Wochenendtarif im deutsch-tschechischen Grenzgebiet bis zum Ende dieses Jahres aufrechtzuerhalten. Dies bedeutet, dass im Einzugsgebiet der beiderseitigen Grenze von einem grenznahen Bahnhof bis zum Grenzpunkt gelöste Fahrkarten zur kostenlosen Weiterfahrt bis zu einem grenznahen Bahnhof auf der anderen Seite der Grenze berechtigen. Tschechische Bürger können zum Beispiel an Wochenenden nahezu unentgeltlich bis nach Görlitz, Bautzen, Dresden, Chemnitz, Zwickau, Plauen, Bayreuth, Weiden, Regensburg und Passau und wieder zurück gelangen. Für Reisende aus Deutschland trifft das in die entgegengesetzte Richtung ebenso zu.
Des weiteren ist zu vermerken, dass der neue Fahrplan der Tschechischen Eisenbahnen um ein halbes Jahr länger ist als gewöhnlich und am 14. Dezember 2002 endet. In dieser Zeit werden täglich im Durchschnitt 7261 Züge auf dem tschechischen Schienennetz verkehren, von denen allein die Personenzüge täglich 275.780 Kilometer zurücklegen werden. Darunter sind auch die 20 neuen Zugverbindungen, die im Kreis Plzen/Pilsen zum Tragen kommen. Von diesen verdient der InterCity Egrenzis, der seit Sonntag zusätzlich auf der Strecke zwischen Prag und Nürnberg verkehrt, die größte Beachtung.
Spezielle Züge, die den Transport von Fahrrädern und Skiern ermöglichen, verkehren ab sofort auch an jedem Wochenende im Kreis Liberec/Reichenberg. "Sie sollen die Rad- und Wintersportler bequemer in das Iser- und in das Riesengebirge bringen," erklärte dazu der Bahnhofsvorsteher von Jablonec nad Nisou/Gablonz, Jindrich Berounský. Ansonsten aber müssen die Reisenden während der neuen Fahrplanperiode insbesondere auf den Hauptstrecken mit etwas längeren Fahrtzeiten rechnen. Der Grund dafür sind die Bauarbeiten auf den zukünftigen Eisenbahnkorridoren, die Ende 2002 abgeschlossen werden sollen.
Zum Abschluss unserer heutigen Sendung gehen wir aber noch einmal auf die Straße. Denn auch von hier gibt es Neuigkeiten zu vermelden und eine erfreuliche dazu. Denn schon am kommenden Montag wird der 16,3 Kilometer lange Abschnitt der Autobahn D8 von Nová Ves nach Lovosice seiner Bestimmung übergeben. Dadurch ist die Autobahn von Prag nach Dresden ab Montag zwischen Prag und Lovosice auf einer Gesamtlänge von 48,3 Kilometer durchgängig befahrbar. Für die tschechische Seite stehen damit noch die Fertigstellung der Teilstücke zwischen Lovosice und Rehlovice über 16,4 km und zwischen Trmice zur Staatsgrenze mit der Bundesrepublik Deutschland über 23,3 km aus. Diese Bauvorhaben sollen bis zum Jahr 2005 beendet werden.
Da wir schon bei der deutsch-tschechischen Grenze angelangt sind, hier für alle Kraftfahrer noch der Hinweis: der böhmisch-sächsische Grenzübergang Hrensko/Schmilka ist ab diesem Freitag von 18 Uhr bis zum Montag um 6 Uhr morgens für den Autoverkehr gesperrt. In diesem Zeitraum kann er nur von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden. Darüber hinaus wird dieser Grenzübergang auch vom 22. bis 25. Juni sowie vom 27. bis 28. Juli für den Autoverkehr gesperrt bleiben. Der Grund dafür sind Straßenarbeiten in Bad Schandau. Die Polizei empfiehlt, in dieser Zeit auf die Grenzübergänge Dolní Poustevna/Sebnitz und Petrovice/Bahratal auszuweichen.