Musikalische Moldau-Fahrt
In der heutigen Touristensprechstunde geht die musikalische Serie zu Ende, die uns das ganze Jahr durch diese Rubrik begleitete. Als letzte Folge hat Markéta Maurová eine musikalische Moldau-Fahrt für Sie vorbereitet. Und an deren Ziel werden dann auch die letzten Gewinner ausgelöst, die in unserem Hörerwettbewerb zum Thema "Musik" erfolgreich geantwortet haben.
Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer. Ich möchte Sie nun zu einer Bootsfahrt Moldauabwärts einladen. Früher war dies ein bedeutender Wasserweg für die Holzfäller, heute dient der Fluss auf seinem Oberlauf besonders den Wassersportlern. Um die Spuren der Moldau zu verfolgen, müssen wir uns zunächst in den Böhmerwald begeben, an die Stelle, wo zwei kleine, unauffällige Bächlein entspringen. Haben Sie selbst die beiden Bächlein erkannt? Auf diese Weise hat der Komponist Bedrich Smetana in seinem symphonischen Gedicht "Die Moldau" die Brünnlein vertont. Die Warme Moldau, entspringt am Fuß des Schwarzberges in einer Höhe von 1172 Metern und schlängelt sich weiter durch die Moorlandschaft der sog. Toten Aue. Die Kalte Moldau kommt aus Bayern, um sich mit ihrer Schwester zu treffen. Gemeinsam machen sie sich dann auf den langen Weg zum Meer, auf dem sie zunächst dem Lipno-Stausee begegnen.
Als ob sich der Fluss im stehenden Wasser des Lipno-Sees ausgeruht hätte, strömt er umso wilder durch das schmale Felsenbecken darunter. Doch ein riesiger Steinhaufen und ein Fels bilden plötzlich eine Hürde für den Strom. Eine Sage erzählt, dass sich dort einst Teufel niedergelassen haben. Sie sahen mit Unwillen, dass ein bisschen stromabwärts, dort, wo seit jeher ein Furt den Fluss überquerte, ein Kloster gebaut wird. Sie entschlossen sich daher, den Fluss mit riesigen Felsblöcken zu versperren, danach frei zu machen und durch eine Überflutungswelle den Bau zu vernichten. Doch der Hahnenschrei verhinderte ihr Vorhaben - sie warfen die Steine in das Flussbecken und verschwanden. An diese Sage knüpfte Bedrich Smetana mit seiner Oper "Die Teufelswand" an. Das Kloster Vyssi Brod (Hohenfurt) konnte also gebaut werden und wir können dieses einzigartige frühgotische Bauwerk bis heute bewundern. Die Luftentfernung zwischen Hohenfurt und Rosenberg, einem weiteren Stop auf unserer Fahrt, ist nicht groß. Man glaubt, schon am Ziel zu sein, doch der Fluss biegt noch mal nach links ab, und noch zweimal nach rechts, fließt noch um eine Aue herum, schafft noch einige Mäander, bis wir endlich in dem kleinen Städtchen ankommen, über dem die Burg Rozmberk (Rosenburg) emporragt. Die Rosenberger, ein mächtiges südböhmisches Geschlecht, gaben nicht nur der Burg, sondern auch einer Kapelle ihren Namen. Die "Rosenberger Kapelle" war im 16. Jahrhundert im Schloss Krumlov-Krumau und später in Trebon-Wittingau und erhöhte den Prunk des Rosenberger Hofes. Mit der Rosenburg geht nun die romantischste Flussstrecke zu Ende. Beginnend mit der Burg wendet sich der Fluss jäh dem Norden zu. Diese Richtung wird er bis zu seinem Zusammenfluss mit der Elbe beibehalten.
Einen kühnen Bogen zeichnet die Moldau unterhalb der Burg von Cesky Krumlov (Krumau). Die Wassersportler genießen in dieser Stadt - einem Kleinod aus der Gotik und Renaissance - eher die dortigen Kneipen, von denen die mit dem Namen Na louzi die beliebteste ist. Doch die Stadt bietet auch ein reiches Kulturangebot. Anlässlich eines der vielen Festivals, die dort stattfinden, komponierte F. X. Thuri ein Musikwerk, das er der Stadt widmete - "Eine Wassermusik für Cesky Krumlov": An dem gotischen Kloster Zlata koruna (Goldkron) und der mächtigen Burgruine Divci Kamen (Frauenstein) vorbei, fließt der Strom weiter. Die meisten Wasserwanderer auf ihren Kanus und Boote verlassen ihn kurz vor Budweis, in Borsov. Nur wenige setzen ihre Schifffahrt bis in die Stadt fort, von der das folgende Volkslied erzählt. Im Unterschied zu den ehemaligen Flößern, die noch eine lange Reise erwartete, nehmen auch die letzten Wassersportler in Cesko Budejovice (Budweis), der südböhmischen Metropole, Abschied von dem Fluss.
Die Landschaft, durch die die Moldau weiter wandern wird, ist zwar auch schön, doch für eine romantische Bootsfahrt allzu zivilisiert. Der Fluss fließt aber noch an interessanten Orten vorbei, wie etwa der Burg Zvikov und dem Schloss Orlik. Danach wird er die Dämme und Stauseen der Moldau-Kaskade überwinden müssen, die Hauptstadt Prag mit seinem Bogen umarmen und sich schließlich bei Melnik mit der Elbe verbinden. Auch Bedrich Smetana, der unsere Sendung eröffnet hat, hat die Moldau auf ihrem Weg bis zu diesem Zusammenfluss begleitet. Und dann winkt er den beiden Flüssen durch ein sanftes Pianissimo auf ihrer gemeinsamen Wanderung zum fernen Meer zu. In der stürmischen Nordsee endet auch unsere heutige Sendung. Aus den Meereswogen müssen wir jedoch noch drei Gewinner herausfischen, die mit einer Videocassette belohnt werden. Sie haben uns nämlich richtig geschrieben, dass es die Grafen von Pachta waren, die aus dem Schloss Citoliby ein einzigartiges Musikzentrum schufen. Also herzlichen Glückwunsch an Gerhard Langer aus München, Günter Spiegelberg aus Güstrow und Ludwig Waage aus Mainz.