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Regierung vertagt Entscheidung über Entschädigung deutscher Minderheit
Die tschechische Regierung hat am Montag ihre Entscheidung über eine "humanitäre Geste" an Angehörige der deutschen Minderheit wegen ungeklärter Detailfragen um zwei Wochen verschoben. Vermutlich erst Mitte Juli werde das sozialliberale Kabinett den stellvertretenden Regierungschef Petr Mares mit der Bildung einer ressortübergreifenden Kommission beauftragen, teilte die Deutsche Presse-Agentur mit Verweis auf die Aussage eines Diplomaten mit. Das Gremium soll prüfen, wie viele Menschen in der unmittelbaren Nachkriegszeit aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur deutschen Minderheit in der Tschechoslowakei diskriminiert wurden. Experten schätzen die Zahl auf etwa 3000. Diese will die Regierung in irgendeiner, noch nicht näher definierten Art und Weise entschädigen.
IOC tagt in Prag - Exekutivkomitee hebt Suspendierung von Afghanistan auf
In der tschechischen Hauptstadt Prag hält das Internationale Olympische Komitee (IOC) in dieser Woche seine 115. Vollversammlung ab. Hierbei soll u.a. am Mittwoch die Wahl des Austragungsorts der Olympischen Winterspiele des Jahres 2010 vorgenommen werden. Am Sonntag hat das IOC-Exekutivkomitee bereits einige gewichtige Entscheidungen getroffen. So wurde die Suspendierung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) von Afghanistan aufgehoben, wodurch afghanische Sportler schon nächstes Jahr, bei den Sommerspielen in Athen 2004, wieder an olympischen Wettkämpfen teilnehmen dürfen. Dagegen bleibt das NOK des Irak vorerst bis auf weiteres suspendiert. Mit der von der Exekutive vorgeschlagenen Aufnahme von Osttimor und der Pazifikinsel Kiribati wird sich die Zahl der IOC-Mitglieder auf 202 erhöhen. In einer weiteren Entscheidung sprach die IOC-Führung der russischen Skilangläuferin Larissa Lazutina die bei den Winterspielen 2002 gewonnenen zwei Silbermedaillen wegen nachgewiesenen Dopings ab. Dadurch rückten die jeweils Nächstplatzierten in den Konkurrenzen über 5 bzw. 15 km um einen Rang nach vorn. Davon profitierte auch die tschechische Skilangläuferin Katerina Neumannová, die somit nämlich ihre Bronzemedaille über die 15-km-Distanz versilberte sowie über die 5 km nachträglich Bronze gewann.
Behinderte protestieren in Prag und Pardubice gegen den Sozialabbau
In Prag und Pardubice haben am Montag knapp 200 Behinderte gegen den Sozialabbau protestiert, der ihrer Meinung nach mit der von der tschechischen Regierung beschlossenen Finanzreform einhergeht. Die rund 120 Behinderten, die vor dem Prager Regierungsamt demonstrierten, haben bei ihrer Kundgebung u.a. das Recht auf persönliche Betreuung und die Möglichkeit der freien Wahl des Anbieters von Sozialleistungen verlangt. Regierungsvertretern haben sie dabei ein entsprechendes Memorandum überreicht, in dem sie ihre Sorgen und Ängste über die mit der Durchführung der Finanzreform verbundenen sozialen Einschnitte dargelegt haben.
Ex-Kanzleichef Srba zu acht Jahren Gefängnis verurteilt
Wegen eines geplanten Journalistenmordes ist am Montag der ehemalige Staatssekretär des tschechischen Außenministeriums, Karel Srba, vom Kreisgericht in Ceske Budejovice/Budweis zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Nach Überzeugung des Gerichts hatte Srba im vergangenen Jahr einer Bekannten den Auftrag gegeben, die Prager Reporterin Sabina Slonková zu töten. Diese habe immer wieder über Bestechungsfälle in Srbas Umgebung berichtet, hieß es in der Begründung zum Tatmotiv. Srba soll die Strafe in einem streng bewachten Gefängnis verbüßen, hat aber gegen das Urteil Berufung eingelegt. Mit ihm sind drei Komplizen zu Gefängnisstrafen zwischen vier und sechs Jahren verurteilt worden.
Zeitung "Pravo": Europa ist zweigeteilt und nicht einander angepasst
Die linksliberale tschechische Tageszeitung "Pravo" mahnt in ihrer heutigen Ausgabe eine intensivere Integration Europas an: "Europa ist zweigeteilt, denn die Interessen der größeren und der kleineren Länder sind nicht einander angepasst. Zu erkennen ist derzeit die "Integrations-Achse" Paris-Berlin sowie das Weimarer Dreieck Paris-Berlin-Warschau. Dagegen hatte die kriegskritische Achse Paris-Berlin-Moskau ein kurzes Leben, und zudem hat sie zur europäischen Integration nichts beigetragen. Gegen Achsen als solche ist wenig einzuwenden, auch wenn eine Achse, die alle EU-Hauptstädte miteinander verbände, der Gemeinschaft am dienlichsten wäre", schreibt das Blatt.
EU-Diplomat Cibrian und Dirigent Ashkenazy beenden Engagement in Prag
Zwei in Prag bekannt gewordene Ausländer wollen dieser Tage unisono nach fünfjähriger Schaffensphase in Tschechien die Moldaumetropole wieder verlassen und sich anderen Aufgaben zuwenden. Es handelt sich um den Botschafter der Europäischen Kommission und Chef der EU-Delegation in Prag, Ramiro Cibrian, sowie um den Chefdirigenten der Tschechischen Philharmonie Vladimir Ashkenazy. Cibrian hat sich aus diesem Grund am Montag auf der Prager Burg in aller Form vom tschechischen Präsidenten Václav Klaus verabschiedet, teilte Präsidentensprecher Tomás Klvana der Nachrichtenagentur CTK mit. Da die Tschechische Republik nach ihrem Ja zum EU-Beitritt ab dem 1. Mai 2004 selbst ein Mitglied der Union sein wird, erübrigt sich dieses Amt zukünftig in Prag. Anders verhält es sich im Fall des Chefdirigenten der Tschechischen Philharmonie. In dieser Funktion wird Askenazy, der den Klangkörper in den zurückliegenden Monaten wegen inneren Zerwürfnissen nur noch sporadisch dirigiert hatte, ab August durch Zdenek Mácal ersetzt.
In Tschechien wurde 30. Juni als Tag der bewaffneten Streitkräfte begangen
Am Montag wurde in Tschechien der Tag der bewaffneten Streitkräfte begangen. Der Ursprung für die Schaffung dieses Ehrentages für die Einheiten der Tschechischen Armee geht auf das Jahr 1918 zurück, in dem tschechoslowakische Soldaten für ihre im Ersten Weltkrieg geleistete Verbündetenrolle internationale Anerkennung erlangt hatten und die Legionäre dies mit ihrem Eid am 30. Juni 1918 manifestierten. Aus diesem Grund hatte der ehemalige tschechische Präsident Vaclav Havel im Februar 2002 diesen Tag zum Tag der Streitkräfte auserkoren.
Beendeter Metallarbeiterstreik in Ostdeutschland lässt auch Skoda aufatmen
Die vorzeitige Beendigung des Metallarbeiterstreiks in den ostdeutschen Zulieferer-Fabriken hat auch die Gefahr eines Produktionsausfalls für den tschechischen Automobilhersteller Skoda Auto gebannt. Das Mitglied des deutschen Volkswagen-Konzerns wird daher innerhalb dieser Woche die Motorenproduktion wieder für alle Motorentypen komplett im Werk Mladá Boleslav aufnehmen, hieß es in einer CTK-Meldung am Montag.
Neuer Wärmerekord im Juni im südböhmischen Budweis
Der diesjährige Juni, der in Ceské Budejovice/Budweis mit einer durchschnittlichen Temperatur von 20,7 Grad Celsius gemessen wurde, war der konkurrenzlos wärmste Juni aller Zeiten, der an der hiesigen Wetterstation je verzeichnet wurde. Bei der seit dem Jahr 1886 existierenden Wetterstation standen bisher der Juni 1950 und der des Vorjahres mit einer Durchschnittstemperatur von je 19,1 Grad Celsius als Rekordhalter zu Buche. Diese Marke wurde nun um 1,6 Grad Celsius übertroffen wurde der Nachrichtenagentur CTK von einem Mitarbeiter der Wetterstation mitgeteilt.
Und abschließend daher noch ein Blick auf das Wetter:
In der Tschechischen Republik wird in der Nacht zum Dienstag und am Dienstag selbst mit Gewittern, heftigen Niederschlägen und böigen Winden gerechnet. Dieser Wetterumschwung wird verursacht durch eine Kaltfront, die von Deutschland kommend zunächst über Böhmen und später auch über Mähren weiter ziehen wird. Die Tageshöchsttemperaturen, die sich noch am letzten Junitag um die 30 Grad Celsius bewegten, können dadurch bis auf Werte um die 20 Grad Celsius sinken.