Nachrichten Dienstag, 12. September, 2000
Von Dagmar Keberlova
Wiederaufnahme der Beziehungen zu Österreich nach Aufhebung der EU- Sanktionen
Die tschechische Regierung wird die Beziehungen zu Österreich erst dann wieder aufnehmen, wenn die Europäische Union die Sanktionen gegenüber Österreich aufheben wird. "Wenn die Europäische Union über eine Lockerung oder Aufhebung der Sanktionen entscheiden wird, dann haben wir keinen Grund, die Meinung des Clubs nicht zu respektieren, dessen Mitglied wir in historisch absehbarer Zeit sein wollen," sagte am Sonntag Premier Milos Zeman vor Journalisten. Die Regierung hat laut Zeman nicht vor, die Entscheidung über die Aufhebung der Sanktionen mit der Haltung Österreichs zum Atomkraftwerk Temelin verbinden. Viele Politiker sind der Meinung, dass die Sanktionen sobald als möglich widerrufen werden sollten. Der ODS- und Parlamentsvorsitzende Vaclav Klaus glaubt, dass sich die tschechische Regierung an den Sanktionen mit ihren ausländischen sozialdemokratischen Partnern beteiligte, während die liberale ODS immer gegen die Sanktionen war.
Auch EU-Finanzminister werden EU-Kandidatenländer bewerten
Zum ersten Mal wird die Tschechische Republik zusammen mit den weiteren EU-Kandidatenländern in diesem Herbst nicht nur einen Jahresbericht der Europäischen Kommission erhalten, sondern auch einen Bericht der 15 EU- Finanzminister. Die im Juli getroffene Entscheidung über diesen Bericht haben die Finanzminister am vergangenen Wochenende bei einem informellen Treffen in Versailles bestätigt. In der Montagausgabe der Tageszeitung "Die Welt" wird der deutsche Finanzminister Hans Eichel zitiert, dessen Meinung nach es sich bei dem Bericht nicht um ein neues Hindernis für die Kandidatenländer handele, sondern vielmehr um eine Kontrollaufsicht darüber, ob und wie die Makroökonomie der angehenden EU-Mitgliedsländer fungiere.
Protest gegen Geflügelfarmen in Domazlice
Die Gegner des Ausbaus von drei großräumigen Geflügelfarmen in der westböhmischen Region Domazlice werden am Montag Nachmittag vor die deutsche Botschaft in Prag ziehen und die staatliche Vertretung um ihre Unterstützung im Ringen gegen den Deutschen Anton Pohlmann, einem der Investoren der Geflügelfarmen, ersuchen. Dem Organisator der Demonstration, Jan Rovensky, zufolge, ermöglichten die tschechischen Behörden Anton Pohlmann in Tschechien unternehmerisch tätig zu sein, während ihm die Geflügelaufzucht in Deutschland verboten wurde. Die Gegner der Anlage bei Domazlice werden die deutsche Botschaft um einen offiziellen Protest gegen das Vorgehen der tschechischen Behörden ersuchen. Dies teilte am Montag Jan Rovensky der Nachrichtenagentur CTK mit.
Prix Bohemia Radio 2000
Vom 2. bis 5. Oktober wird in der mittelböhmischen Kurstadt Podebrady das 10. internationale Rundfunkfestival Prix Bohemia Radio 2000 stattfinden. In drei Kategorien werden bis an die 70 Sendungen vorgestellt. Die internationale Kategorie der publizistischen Sendungen hat als Thema "Die Gegenwart und die Zukunft der Europäischen Union" gewählt. Die anderen zwei Kategorien sind den Aufnahmen von Live-Sendungen und dem Hörspiel gewidmet.
Burg Veveri war im Rahmen der Europäischen Tage des Kulturerbes geöffnet
Nahezu 4000 Besucher haben am vergangenen Wochenende die südmährische Burg Veveri unweit der Brünner Talsperre besichtigt. Die staatliche Burg Veveri war eines der 807 Objekte, die im Rahmen der Tage des Europäischen Kulturerbes in Tschechien der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Das Burgtor bleibt ansonsten für die Öffentlichkeit geschlossen, da die Rekonstruktion der Burg aufgrund mangelnder Finanzen abgebrochen wurde und das Objekt sich daher in einem sehr schlechtem Zustand befindet.