Nachrichten Dienstag, 19. Dezember, 2000
Von Lothar Martin
Probebetrieb im ersten Reaktor des KKW Temelin wird fortgesetzt
Die Staatliche Behörde für atomare Sicherheit in Prag hat dem südböhmischen Kernkraftwerk Temelin in der Nacht zu Montag die Erlaubnis zur erneuten Inbetriebnahme des Probetriebs im ersten Reaktorblock erteilt. Das KKW durchlaufe jetzt das Regime Nummer zwei, was charakterisiert wird durch eine Reaktorleistung von bis zu zwei Prozent, erklärte der Sprecher der Behörde Pavel Pittermann am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK. Die Pumpe, die durch einen Ausfall eine zweitägige Unterbrechung verursacht hatte, funktioniere wieder, hatte die Kraftwerksleitung zuvor verlauten lassen. Die seit dem 11. Oktober laufende Kernspaltung war in der Nacht zum Samstag automatisch gestoppt worden, nachdem im ersten Reaktorblock eine Pumpe im Sekundärkreislauf ausgefallen war. Temelin-Gegner hatten daraufhin einen völligen Betriebsstopp der Anlage gefordert. Nach Auffassung des deutschen Bundesumweltministers Jürgen Trittin (Grüne) bestätigt der neuerliche Störfall im KKW die von deutscher Seite geäußerten Sicherheitsbedenken gegen den Reaktor. Am Mittwoch will auch der österreichische Bundespräsident Thomas Klestil während seines eintägigen Besuchs in Prag mit seinem tschechischen Amtskollegen Vaclav Havel über Temelin reden. Mehr zu diesem Thema hören Sie im Anschluss in unserem Tagesecho.
Zeman-Kabinett beschloss Millionen-Zuschuss für Plattenbausiedlungen
Die tschechische Regierung hat auf ihrer Sitzung am Montag u.a. beschlossen, für die Rekonstruktion von Plattenbausiedlungen im kommenden Jahr 200 Millionen Kronen (ca. 11 Millionen Mark) als staatlichen Zuschuss bereit zu stellen. Gleichzeitig legte sie die Bedingungen zur Erlangung der Subventionen fest. Wie Vizepremier Vladimir Spidla der Nachrichtenagentur CTK mitteilte, war es die letzte Sitzung de Kabinetts im zu Ende gehenden Jahr. Die Kabinettsmitglieder blieben aber über die Feiertage telefonisch miteinander verbunden. Einige von ihnen zieht es über Weihnachten und Neujahr auch ins Ausland. Die Ausnahme ist Ministerpräsident Milos Zeman. Laut Regierungssprecher Libor Roucek werde der Premier die Feiertage dort verbringen, wo Schnee liege.
Otakar Motejl trat nach Ablegen des Eids das Amt des Ombudsmans an
Der ehemalige Justizminister Otakar Motejl hat am Montag durch das Ablegen des Eides in die Hand von Abgeordnetenchef Vaclav Klaus offiziell die Funktion des Ombudsmans angetreten. Die tschechischen Abgeordneten hatten Motejl am Dienstag vergangener Woche zum ersten tschechischen Ombudsman für den Zeitraum von sechs Jahren gewählt. Motejl versprach bei seiner Amtseinführung, dass er die Funktion des öffentlichen Hüters der bürgerlichen Rechte unabhängig, unparteiisch und im Einklang mit dem Gesetzen ausüben werde.
Minister Kavan nach erfolgreicher Bypass-OP auf Pflegestation verlegt
Der tschechische Außenminister und Vizepremier Jan Kavan ist nach seiner Herzoperation am Freitag inzwischen von der Intensivstation auf eine standardgemäße Pflegestation verlegt worden. Dies gab der Sprecher des Außenministeriums Ales Pospisil am Montag der Nachrichtenagentur CTK bekannt. Im Ministerium teile man die Ansicht, so Pospisil, dass Kavan Heilig Abend bereits zu Hause verbringen könne. Im Allgemeinen Fakultätskrankenhaus der tschechischen Hauptstadt hatten die Ärzte beim Minister eine klassische, vierfache Bypass-Operation vorgenommen.
Tschechische Geistliche erhalten deutschen Verdienstorden
In Prag haben der Synodalsenior der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, Pavel Smetana, und der Bischof von Litomerice/Leitmeritz, Josef Koukl, für ihre Verdienste um die deutsch-tschechischen Beziehungen das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Die beiden Geistlichen hätten sich seit Jahrzehnten auf vielfältige Weise beharrlich für Aussöhnung und Verständigung engagiert, hieß es zur Begründung. Die Auszeichnung wurde am Montag vom deutschen Botschafter in Prag, Hagen Graf Lambsdorff, in der deutschen diplomatischen Vertretung verliehen.
Leiter des Musikfestivals "Prager Frühling" gestorben
Der Leiter des internationalen Musikfestivals "Prager Frühling", Oleg Podgorny, ist im Alter von 44 Jahren gestorben. Das teilte die Festival-Direktion am Montag in der tschechischen Hauptstadt ohne nähere Hinweise mit. Der Musikwissenschaftler hatte die Führung des Festivals nach der politischen Wende 1989 übernommen und der Veranstaltung mit der Verpflichtung internationaler Künstler zu neuem Renommee verholfen. Mit der allerdings in Tschechien heftig umstrittenen Verteuerung der Eintrittskarten und zahlreichen Sponsorenverträgen gelang ihm zudem der Sprung vom subventionierten Festival zur Unabhängigkeit. Der 56. Jahrgang des "Prager Frühlings" findet im kommenden Jahr vom 12. Mai bis zum 3. Juni statt.
Eishockey: Tschechische Auwahl unterlag Russland im Penaltyschießen
In ihrer zweiten Begegnung beim Baltica Cup in Moskau unterlag die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft am Montag der Mannschaft von Gastgeber Russland knapp mit 4:5 nach Penaltyschießen. Im zweiten Montagspiel behielt die finnische Vertretung mit 4:1 über Schweden die Oberhand.
Saisonbeginn nach Schneefall in tschechischen Wintersportgebieten
In den tschechischen Wintersportgebieten hat am Sonntag die Ski- und Rodelsaison begonnen. Nach dem ersten starken Schneefall des diesjährigen Winters seien die Lifte und Bahnen in Betrieb genommen worden, meldete die Prager Nachrichtenagentur CTK. Bei Fahrten nach Nord- und Ostböhmen sei bereits Winterausrüstung erforderlich. Nach Aussagen der Bergwacht lagen am Sonntag im Riesengebirge etwa 70 Zentimeter und auf der Schneekoppe und in Spindleruv Mlyn/Spindlermühle etwa 50 Zentimeter Neuschnee.