Nachrichten Dienstag, 20. Juni, 2000
CSOB und IPB werden vorläufig getrennt funktionieren
Auch wenn die CSOB die IPB gekauft hat und die Klienten der IPB bereits Klienten der CSOB sind, werden beide Gesellschaften bis zur Beendigung der umfassenden Überprüfung der IPB getrennt funktionieren. Darüber informierte der Generaldirektor der Ceskoslovenska obchodni banka-CSOB, Pavel Kavanek, am Montag auf einer Pressekonferenz in Prag.
Havel trifft mit Zeman wegen der IPB-Bank zusammen
Vor allem aufgrund der Lage bei der Investicni a postovni banka wird Premier Milos Zeman am Dienstag mit Staatspräsident Vaclav Havel auf Schloss Lany zusammentreffen. Das Treffen, das von Vaclav Havel bereits am Samstag angekündigt wurde, ist am Montag vom Präsidentensprecher Ladislav Spacek bestätigt worden. Havel diskutierte die Lage im Bankwesen und insbesondere in der IPB-Bank mit Zeman bereits am vergangenen Freitag telefonisch. Zudem ließ er sich die jüngsten Ereignisse in der Bank auch vom Gouverneur der Tschechischen Nationalbank Josef Tosovsky erläutern, der den Präsidenten am Freitag noch im Krankenhaus besuchte. Seit Samstag weilt das Staatsoberhaupt auf Schloss Lany bei Prag, wo er sich noch einige Tage lang nach der Bauchdeckenoperation erholen wird.
Kasal: KDU-CSL beunruhigt durch die schnelle Entwicklung um die IPB
Die Christdemokraten sind den Worten ihres Vorsitzenden Jan Kasal zufolge durch die schnelle Entwicklung der Ereignisse um die IPB-Bank beunruhigt. Kasal erklärte am Montag auf einer Pressekonferenz in Brno/Brünn, die Regierung habe ihn zur Zeit noch nicht davon überzeugt, dass es sich um eine eindeutige Lösung handele. Kasal erklärte weiter, er hoffe, dass es dem Kabinett gelingen wird, die politischen Parteien, das Parlament sowie die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass die in den letzten Tagen in der IPB-Bank unternommenen Schritte notwendig waren.
Beitrittswillige Länder nehmen an einem NATO-Seminar in Prag teil
Der Generalstabschef der tschechischen Armee Jiri Sedivy hat am Montag Vormittag in Prag ein Seminar eröffnet, an dem ranghohe Militärs aus Albanien, Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Mazedonien, Polen, Rumänien, der Slowakei, Slowenien, der Ukraine und Ungarn teilnehmen. Das Ziel des Seminars ist es u.a., die beitrittswilligen Länder mit den bisherigen Erfahrungen der neuen NATO-Mitgliedsländer Tschechien, Polen und Ungarn bekannt zu machen. Sedivy bezeichnete die Aufnahme neuer Länder in die NATO als einen langfristigen Prozess. Ihm zufolge sollten sich diese Länder vorerst auf den Aufbau moderner Kommunikations- bzw. Informationssysteme wie auch auf eine effektive Arbeit mit Informationen und die Vorbereitung gut ausgebildeter Armeeexperten konzentrieren.
Kavan: Regierung solidarisch mit der EU bezüglich Österreich
Die Tschechische Republik wird den Worten von Außenminister Jan Kavan zufolge auch weiterhin eine mit der EU solidarische Haltung gegenüber Österreich einnehmen, in dessen Kabinett schon fast ein halbes Jahr lang Mitglieder der rechtspopulistischen FPÖ im Amt sind. Kavan reagierte damit auf die Erklärung des Vizechefs der Christdemokraten Cyril Svoboda vom Sonntag, der die Haltung des tschechischen Kabinetts gegenüber Österreich als absolut kritikwürdig bezeichnete. Svoboda brachte Bedenken darüber zum Ausdruck, dass sich das Kabinett nicht bemühe, die tschechisch-österreichischen Beziehungen irgendwie zu verbessern. Er stellte dabei fest, dass es die Tschechische Republik gleichzeitig ablehnt, sich in der Problematik der Benes- Dekrete, der Rückgabe des Eigentums der vertriebenen österreichischen Sudetendeutschen oder der Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Temelin zu öffnen. Außenminister Kavan erklärte, es gelte auch weiterhin, dass die Tschechische Republik jedwede Verknüpfung der Inbetriebnahme von Temelin oder der Benes-Dekrete mit dem EU-Beitritt ablehnen wird. Mit der Haltung von Cyril Svoboda hat sich am Montag der ODS-Abgeordnete Jan Zahradil identifiziert, der den Außenministerposten in dem von der Demokratischen Bürgerpartei zusammengestellten Schattenkabinett inne hat. Zahradil erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur ctk, das tschechische Kabinett kopiere völlig blind die unproduktive europäische Politik, die Österreich zu einem Zeitpunkt isoliere, in dem man mit Österreich eher verhandeln sollte. Zahradil betonte, Österreich sei ein Nachbar der Tschechischen Republik und diese könne es nicht einfach unterlassen, mit Österreich nicht zu verhandeln.
Verheugen wird Tschechien besuchen
Der EU-Kommissar für die Erweiterungsangelegenheiten Günter Verheugen wird in der zweiten Hälfte dieser Woche das ostböhmische Hradec Kralove/Königgrätz und das mährische Prostejov besuchen, um mit den Bewohnern dieser Städte zu diskutieren. Am Donnerstag wird er gemeinsam mit dem tschechischen Premier Milos Zeman bei der Konferenz "Auf dem Weg in die EU - von der Assoziierung zur vollen Mitgliedschaft" in Prag auftreten. In Hradec Kralove und Prostejov wird der EU-Kommissar vom tschechischen Außenminister Jan Kavan begleitet.
Havel wünschte Präsident Schuster baldige Genesung
Der tschechische Staatspräsident Vaclav Havel hat am Montag seinem slowakischen Amtskollegen Rudolf Schuster ein Telegramm übermittelt, in dem er ihm eine baldige Überwindung seiner gesundheitlichen Probleme wünschte. Schuster musste nach einem fünftägigen Aufenthalt im Krankenhaus plötzlich am Dickdarm operiert werden. Einer ähnlichen Operation wie Schuster musste sich Vaclav Havel vor zwei Jahren in Innsbruck unterziehen.
Flüchtlinge demonstrieren in Prag
Zehn der elf Flüchtlinge aus den Ländern der Sowjetunion, die am Montag vor dem Prager Sitz der hohen UNO-Kommissarin für Flüchtlinge demonstrierten, verbrachten die Nacht zum Dienstag vor dem Gebäude der kubanischen Botschaft. Die Flüchtlinge protestieren gegen eine angebliche Verletzung der Rechte der Flüchtlinge in Tschechien und beabsichtigen, Asyl auf Kuba zu beantragen. Darüber informierte einer der Flüchtlinge die Nachrichtenagentur ctk.
Janacek-Musikfestival in Hukvaldy wird fortgesetzt
Das internationale Janacek-Musikfestival, das alljährlich in Janaceks Geburtsort Hukvaldy stattfindet, wurde am Sonntag mit dem Konzertabend von Lubomir Brabec, der zu den berühmtesten Gitarristen der Gegenwart gehört, fortgesetzt. Das Musikfestival, das zum siebten Male stattfindet, bietet den Gästen eine Woche lang verschiedene Veranstaltungen und Konzerte auf der normährischen Burg Hukvaldy an.
"Rudolf-Stollen" in Prag wieder geöffnet
Am Montag wurde im Prager Park Stromovka im siebten Stadtteil der Moldaumetropole der sog. "Rudolf-Stollen" wieder geöffnet. Der Stollen hat in der Vergangenheit die Wasserreservoirs im ehemaligen Königlichen Wildgehege mit Wasser aus der Moldau versorgt. Er wird für die Öffentlichkeit bis Oktober zugänglich sein. Am Dienstag wird vor dem Eingang in den Rudolf- Stollen der Europäische Musiktag gefeiert. Der Rudolf-Stollen wurde im Rahmen des Projektes "Prag - europäische Kulturstadt 2000" wieder geöffnet.