Nachrichten Dienstag, 22. August, 2000

Von Martina Schneibergova

In Prag und in Brno fanden Gedenkveranstaltungen zum 21. August statt

Mehrere Gedenkveranstaltungen haben am Montag im Zentrum Prags an den 32. Jahrestag des Einmarsches der Warschauer-Pakt-Truppen in die ehemalige Tschechoslowakei erinnert, der im August 1968 die Reformbemühungen in der tschechoslowakischen Gesellschaft beendete. Mit einem Gedenkakt vor dem Gebäude des Tschechischen Rundfunks wurden am Vormittag Opfer der Straßenkämpfe mit den Okkupanten geehrt. Der Generaldirektor des Tschechischen Rundfunks Vaclav Kasik, der Prager Oberbürgermeister Jan Kasl und Vizeverteidigungsminister Jaromir Novotny legten vor dem Rundfunkgebäude Kränze nieder. Gerade in der Nähe des Rundfunkgebäudes spielten sich am 21. August 1968 die schärfsten Auseinandersetzungen zwischen den Okkupanten und den Pragern ab, die dort gegen die Besetzung protestierten.

Die Vertreter der Stadt Brno/Brünn haben am Montag das Andenken von vier Menschen geehrt, die im August 1968 und 1969 in Brno ums Leben kamen. An den Gedenktafeln wurden Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Mit dem 32. Jahrestag des Einmarsches der Warschauer-Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei befassen wir uns ausführlicher im Tagesecho im Anschluss an die Nachrichten.

Rechter Block verlangt, dass ehemalige Kommunisten das öffentliche Leben verlassen

Die Vertreter der Partei Rechter Block haben auf ihrer Versammlung am St.- Wenzelsdenkmal in Prag verlangt, dass ehemalige Kommunisten das politische Leben und auch den Unternehmerbereich verlassen. Die Versammlung, an der ca. 200 Menschen teilnahmen, wurde am Montag anlässlich des 32. Jahrestags des Einmarsches der Warschauer Vertragstruppen in die ehemalige Tschechoslowakei organisiert. Der Vorsitzende des Rechten Blocks Petr Cibulka bezeichnete die Revolution vom November 1989 lediglich als einen Privatisierungsputsch des sowjetischen Geheimdienstes KGB, dessen Ziel es gewesen sei, die ehemaligen kommunistischen Spitzenfunktionäre in legale Besitzer des bis zu der Zeit staatlichen Eigentums zu verwandeln.

Kommunistische Funktionäre wurden für den Hochverrat immer noch nicht verurteilt

Die letzten zwei Fälle der Strafverfolgung ehemaliger kommunistischer Funktionäre, die im Zusammenhang mit den Ereignissen im August 1968 Hochverrat begangen haben sollen, werden immer noch erst untersucht. Darüber informierte der Sprecher der Behörde für die Dokumentation und Untersuchung der Verbrechen des Kommunismus Jan Srb am Montag die Nachrichtenagentur ctk. Es handelt sich um den Fall von Milos Jakes und Jozef Lenart, die am 22. August 1968 auf der sowjetischen Botschaft in Prag an den Verhandlungen über die Errichtung der sog. "Arbeiter- und Bauern-Regierung" teilnahmen, und um den Fall des damaligen Chefs der Zentralen Verwaltung der Kommunikationen Karel Hoffman. Dieser ordnete am 21. August in der Nacht an, die Rundfunksendungen einzustellen und versuchte damit, die Verbreitung der Standpunkte der damaligen legalen Organe zu verhindern, die den Einmarsch der Warschauer Pakttruppen verurteilt hatten.

Handelsdefizit stieg im Juli auf 14,4 Mrd. Kronen an

Die Handelsbilanz der Tschechischen Republik wies im Juli dieses Jahres ein 14,4 Milliarden Kronen hohes Defizit auf. Im Vergleich mit demselben Monat des Vorjahrs stieg das Handelsdefizit um 7,8 Milliarden Kronen. Die Analytiker haben dabei nur mit einem Handelsdefizit in Höhe zwischen 7 und 12 Milliarden Kronen gerechnet. Die Angaben wurden am Montag vom Tschechischen Statistischen Amt veröffentlicht.

Ministerien wollen den Haushaltsentwurf für 2001 erhöhen

Allzu hohe Ansprüche der einzelnen Ressorts würden das vorgeschlagene, 20 Milliarden Kronen betragende Haushaltsdefizit für das nächste Jahr um 94 Milliarden Kronen erhöhen. Dies erklärte der Sprecher des Finanzministeriums Libor Vacek. Er stellte fest, das die höchsten Geldsummen vom Schulministerium, dem Ministerium für Arbeit und Soziales und dem Verkehrsministerium gefordert werden.

Kovalsky: Der Staat soll den Export in Entwicklungsländer fördern

Josef Kovalovsky von der Ceskoslovenska obchodni banka-CSOB ließ im Zusammenhang mit den am Montag veröffentlichten Angaben über das Handelsdefizit verlauten, dass die Ferienmonate traditionsgemäß nicht zu den stärksten Exportmonaten gehören. Die Dynamik des Exportes in hochentwickelte Länder war immer noch solide, während der Export in die Entwicklungsländer nur langsam anstieg. Kovalovsky betonte, ohne staatliche Exportförderung werden die Märkte in den Entwicklungsländern auch weiterhin nur für einige wenige Firmen zugänglich sein.

Tschechischer Hubschrauber hilft in Makedonien

Der Feuerwehrhubschrauber, der vom tschechischen Innenministerium am Sonntag nach Makedonien entsendet worden war, wurde ab heute bei der Bekämpfung umfangreicher Waldbrände eingesetzt. Es wird damit gerechnet, dass der tschechische Hubschrauber bei den Rettungsaktionen vier bis fünf Tage lang helfen wird. Mit dem Hubschrauber sind zwei komplette Besatzungen, d.h. sechs Rettungsleute, nach Mazedonien entsendet worden.

Rollstuhlfahrer reist quer über die Tschechische Republik

Der 18-jährige Rollstuhlfahrer Dusan Petrvalsky hat am Montag in Velke Hledsebe unweit von Cheb in Westböhmen seine Reise quer über die Tschechische Republik gestartet. Die 522 Kilometer lange Strecke möchte er innerhalb einer Woche zurücklegen, um in das Guiness-Rekord-Buch eingetragen zu werden. Der Mann, dessen Beine nach einem Verkehrsunfall gelähmt sind, erklärte, er möchte unter Menschen kommen. Seinen Rekord- Versuch habe er ein Jahr lang geplant.

10.000 Fans besuchten das Rockfestival in Trutnov

An die 10.000 Rockfans haben das dreitägige Open Air Music Festival in Trutnov/Trautenau in Nordostböhmen besucht. Das 10. Rockfestival in Trutnov, das am Freitag begann, stand im Zeichen der Erde und des Weltalls. Ausführlicher berichten wir über das Rockfestival im Tagesecho im Anschluss an die Nachrichten.

Kunstschmiede treffen auf der Burg Helfstyn zusammen

Am Samstag hat der deutsche Kunstschmied Martin Breidenbach mit seinen sechs Mitarbeitern das einwöchige Schmiedeforum auf der Burg Helfstyn in Mähren eröffnet. Direkt in der Schmiedewerkstatt der Burg arbeiten die Handwerker an einer Metallplastik mit dem Titel "Verbindung". Am nächsten Wochenende wird auf der Burg Helfstyn das traditionelle internationale Treffen der Kunstschmiede "Hefaiston" stattfinden, wo einige Hundert Handwerker, Theoretiker, Historiker und Architekten aus 13 Ländern über die gegenwärtigen Trends in der Schmiedekunst diskutieren werden.

Beim Nachtsturm kam ein Mädchen ums Leben

Der Nachtsturm, der ortsweise mit Hagel verbunden war, forderte in Chlumec nad Cidlinou in Ostböhmen ein Menschenleben. Nach Polizeiangaben ist bei dem Sturm ein Baum auf das Zelt gefallen, in dem ein neunjähriges Mädchen schlief.

Der Sturm verursachte auch große materielle Schäden. Rettungsmannschaften mussten in der Region von von Hradec Kralove/Königgrätz in mehr als 30 Orten eingesetzt werden.