Nachrichten Dienstag, 31. Oktober, 2000

Von Marketa Maurova

Doppelmörder im mährischen Mirov ausgebrochen und noch flüchtig

Der tschechischen Polizei ist es bisher nicht gelungen, den seit Sonntag flüchtigen Doppelmörder Jiri Kajinek wieder gefangen zu nehmen. Am Montag wurde die internationale Organisation Interpol in dieser Sache um Hilfe gebeten. Kajinek war in den frühen Sonntag-Abendstunden aus dem streng bewachten Gefängnis im nordmährischen Mirov ausgebrochen und ist seitdem auf der Flucht. Die Ursache für den Ausbruch und dessen Verschuldung seitens einzelner Mitarbeiter der Haftanstalt wird derzeit überprüft.

Justizminister Pavel Rychetsky hat am Montag das Gefängnis in Mirov besucht. Seiner Meinung nach sind die dortigen Wächter nicht ihren Pflichten nach gegangen. Die Generaldirektorin der Haftanstalten der Tschechischen Republik, Kamila Meclova, gab bekannt, sie werde personelle Konsequenzen aus dem Fall in der Mirov Strafanstalt ziehen.

Der Bürgermeister von Mirov, Jaroslav Jilek, hat am Montag Kritik im Zusammenhang mit dem Vorgehen der Polizei geübt. Ihm zufolge wurden weder die Gemeindeverwaltung noch die Bewohner von Mirov von der Flucht des Häftlings informiert.

Prinz Charles beginnt Besuch in der Tschechischen Republik

Zu einem dreitägigen Besuch der Tschechischen Republik ist am Montag der britische Thronfolger Prinz Charles in Prag eingereist. Er wurde zunächst von Präsident Vaclav Havel auf der Prager Burg empfangen. Hauptanliegen seines Programms am ersten Tag war dabei der Besuch von Prager Gedenkstätten und Sehenswürdigkeiten. Hierbei kommt dem Besuch der renovierten Gärten unter der Prager Burg eine besondere Bedeutung zu, hat sich doch die gemeinsame Stiftung von Prinz Charles und Präsident Vaclav Havel , der Prager Denkmalsfonds, an deren Rekonstruktion beteiligt.

Präsident Havel wies die Bankgesetznovelle zurück

Präsident Vaclav Havel lehnte es am Montag ab, die Novelle des Gesetzes über die Tschechische Nationalbank zu unterzeichnen. Er wies das Gesetz an das Abgeordnetenhaus zurück, das am Freitag dank den Stimmen der Sozial- und der Bürgerdemokraten das Veto des Senats überstimmte. Das Staatsoberhaupt kritisiert an dem Gesetz, dass es in einigen Passagen ohne Gründe und im Widerspruch zur Verfassung in die autonome Stellung der Tschechischen Nationalbank eingreife. Am Dienstag wird sich Havel mit dem Gouverneur der Zentralbank, Josef Tosovsky, treffen.

Proteste gegen das AKW Temelin unterbrochen

Die Gegner des südböhmischen Kernkraftwerks Temelin haben am Sonntag Nachmittag ihre Proteste an der tschechisch-österreichischen Grenze beendet und eine Fortsetzung nicht angekündigt. Die weitere Entwicklung werde von Ergebnissen des Treffens der Regierungsrepräsentanten der beiden Staaten abhängig sein, informierte Manfred Doppler von dem österreichisch- tschechischen Anti-Atom Komitee die Nachrichtenagentur CTK. Der tschechische Premier Milos Zeman und sein österreichischer Amtskollege Wolfgang Schüssel werden sich am Dienstag im Schloss Zidlochovice bei Brno/Brünn über die Standpunkte ihrer Länder austauschen.

Offener Brief des Direktors des AKW´s Temelin

Der Direktor des Atomkraftwerks Temelin , Frantisek Hezoucky, hat sich an den Leiter des Wiener Instituts für Risikoforschung, Wolfgang Kromp, einem offenen Brief gewandt. Er fordert ihn auf, die österreichische Öffentlichkeit über den Besuch österreichischer Abgeordneter im AKW Anfang Oktober wahrheitsgemäß zu informieren. Hezoucky verlangt von Kromp, vor österreichischen Journalisten das zu wiederholen, was er in Temelin sagte - nämlich dass es dort keinen schlechten Reaktor gebe. Kromp soll auch öffentlich bestätigen, das sein Institut seit mindestens zehn Jahren alle geforderten Informationen über das Kraftwerk erhalten hat und das seine Mitarbeiter im Jahre 1997 Möglichkeit hatten, das AKW ausführlich zu besichtigen.

Empfehlung des Internationalen Währungsfonds

Die Tschechische Republik sollte sofort eine Haushaltsreform sofort und das weitere Anwachsen des Budgetdefizits verhindern. Gleichzeitig soll man die bisherige bewegliche Währungspolitik fortsetzen. Dies wird in einem Bericht des internationalen Währungsfonds empfohlen, dessen Mission dieser Tage Prag besuchte.

EU zahlt weitere 59 Millionen Euro ins Phare-Programm

Die Tschechische Republik wird im Rahmen des Programms Phare der Europäischen Union durch weitere 59 Millionen Euro unterstützt. Die Finanzmittel werden vor allem im Bereich der Beratungstätigkeit, im Bildungswesen und für Bauarbeiten genutzt. Weitere 6,5 Millionen sind für die Beteiligung Tschechiens an den schon existierenden Ausbildungs-Programmen der Europäischen Union bestimmt. Das Memorandum über die Gewährleistung der Finanzen wird am Dienstag vom Leiter der Delegation der Europäischen Kommission in Prag Ramiro Cibrian und vom stellvertretenden Finanzminister Jan Mladek unterzeichnet.

Konferenz über Zukunft europäischer Universitäten in Brno

Repräsentanten europäischer Universitäten werden am 2. November zu einer zweitägigen internationalen Konferenz in der mährischen Metropole Brno/Brünn zusammenkommen. Das Treffen mit dem Namen "Universitäten und die Deklaration von Bologna. Strategie der Veränderungen" wird von sechs Brünner Hochschulen und der Stadt veranstaltet. Die sog. Deklaration von Bologna, die europäische Schulminister im letzten Jahr unterzeichnet hatten, fordert Veränderungen in der Struktur des Hochschulstudiums. "Die Konferenz soll eine offene Debatte über den in der Bologna-Deklaration erklärten Prozess vermitteln, deren Erfüllung letztendlich zur Internationalisierung der Universitäten auf dem europäischen Kontinent führen wird," sagte dazu der Prorektor der Masaryk-Universität in Brünn, Jiri Fukac.

Wetter

Abschließend der Wetterbericht. Eine Kaltfront wird sich am Dienstag über das Gebiet der Tschechischen Republik ziehen. In der Nacht soll es leicht bewölkt sein, die Temperaturen liegen zwischen 10 und 6 Grad. Während des Tages wies es bewölkt bis bedeckt sein, im Westen der Republik muss mit Regenschauern gerechnet werden. Die Tageshöchstwerte erreichen 12 bis 16 Grad Celsius.