Nachrichten Donnerstag, 03. Dezember, 1998

Vizepremier Rychetsky: Regierungsumbildung im nächsten Jahr

Mit seiner Aussage, dass die Tschechische Republik im Falle einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage eine Regierung mit einer parlamentarischen Mehrheit brauche, hat der tschechische Vizepremier Pavel Rychetsky gestern für Aufregung gesorgt. Gegenüber der linken Tageszeitung Pravo erklärte er, seine sozialdemokratische Minderheitsregierung verfüge über Prognosen, die einen deutlichen Einbruch der tschechischen Wirtschaft für Anfang nächsten Jahres vorhersehen. Eine solch ernste Lage erfordere eine breite politische Mehrheit hinter der REgierungspolitik. Rychetsky gab jedoch nicht an, welche Koalitionsmöglichkeiten er sich vorstellen könnte. Infrage käme vor allem eine Beteiligung der christdemokratischen Partei KDU- CSL an der Regierung, die jedoch auch damit über keine parlamentarische Mehrheit verfügen würde und auf die Unterstützung weiterer politischer Subjekte angewiesen wäre. Der Sprecher der tschechischen Regierung, Libor Roucek, sagte in REaktion auf das Interview Rychetskys, es handele sich um die Privatmeinung eines Regierungsmitgliedes und nicht um einen offiziellen Standpunkt.

Humanitäre Hilfe für Rumänien

In die immer noch von den Folgen einer Hochwasserkatastrophe im Sommer betroffenen nord- und zentralrumänischen Gebiete hat die tschechische Stiftung Mensch in Not einen LKW-Konvoi mit humanitären Hilfsgütern, vor allem Baumaterialien, geschickt. Vom tschechischen Aussenministerium wird die Aktion mit 4 Millionen Kronen unterstützt.

Handelsbilanzdefizit CR-Vietnam

Die Tschechische Republik weist im Handel mit Vietnam, einst einem der wichtigsten ausländischen Geschäftspartner, in den ersten zehn Monaten dieses Jahres ein Defizit von 22 Millionen Dollar aus. Dies gab auf einer Konferenz über die Handelsbeziehungen mit Vietnam ein VERtreter des tschechsichen Handels- und Industreminsiteriums an, nach dessen Worten das GEsanthandelsvolumen beider Länder 41 Millionen Doller beträgt. Tschechien exportiert vor allem Maschinenbauprodukte in das südostasiatische Land, während Vietnam nach Tschechien hauptsächlich Lebensmittel und Fertigprodukte ausführt.

Eröffnung von Arzneimittelausgabestellen in kleinen Orten

Der Präsident der tschechischen Apothekerkammer, Jindrich Oswald, hat heute die Eröffnung von Arzneimittelausgabestellen in Orten, in denen keine Apotheken existieren angekündigt. Das tschechsiche Gesetz verbiet Ärzten, Medikamente an Patienten abzugeben, und vor allem in kleineren Gemeinden ist der Weg zur nächsten Apotheke oft weit. Den Worten des Präsidenten der Apothekerkammer zufolge haben daher bereits mehrere Apotheker Anträge auf Eröffnung kleiner Ausgabestellen für Medikamente eingereicht. In Tschechien gibt es derzeit etwa 1700 Apotheken, die sich jedoch vor allem in Städten und grossen Orten befinden. Viele von ihnen sind in letzter Zeit aufgrund der schlechten Zahlungsmoral der Krankenkassen in finanzielle Schwierigkeiten geraten.

Autohersteller Skoda senkt Produktion

Der grösste tschechische Automobilhersteller Skoda plant, die Produktion der Modellreihe Felicia einzuschränken.In diesem Jahr war eine Gesamtproduktion dieser Modellreihe von 287.000 Wagen geplant, die nun jedoch um 10.000 Stück verringert werden soll. Als Grund wird vor allem die gesunkene Inlandsnachfrage angeführt. Infolge der Produktionseinschränkungen dürfte es in absehbarer Zeit zur Entlassung von Beschäftigten in dem mit den deutschen VW-Konzern verbundenen Automobilwerk kommen.

Abgeordnetenhaus: Abstimmung über Steuererhöhungen

Über einen Regierungsvorschlag zur Erhöhung der Verbrauchssteuern auf Tabak und Treibstoffe wird heute das tschechische ABgeordnetenhaus abstimmen. Auch eine weitere Regierungsvorlage, die eine Verbesserung der steuerlichen Absetzungsmöglichkeiten für Betriebe vorsieht, soll heute von den ABgeordneten behandelt werden.

Verkehrspolitik: Anbindung an europäische Netze hat Priorität

Die Vollendung des tschechischen Eisenbahnetzes und die Anbindung der tschechischen Eisenbahnlinien an das europäische Netz sind Prioritäten der staatlichen Verkehrspolitik. Dies erklärte heute ein Vertreter des tschechsichen Verkehrsministeriums auf einer Konferenz zum Thema Bahnverkehr. Seinen Worten zufolge bestehen die dringendsten Aufgaben in einer Modernisierung der wichtigsten Verkehrskorridore und des Fahrzeugparks. Auch rechne man mit einer weiteren Elektrisierung von Bahnstrecken.

Abschliessend die weiteren Wetteraussichten bis Freitag: Ab Donnerstag wird der Hochdruckausläufer über Mitteleuropa, der derzeit auch das Wetter in Tschechien beeinflusst, schwächer. Nachttemperaturen minus 2 bis minus 6, vereinzelt bis minus 10 Grad Celsius. Tageshöchstwerte minus 3 bis plus 1 Grad Celsius. Ab Freitag wieder kälter mit Schneefall.