Nachrichten Donnerstag, 05. Oktober, 2000
Von Alexandra Klausmann
Gross: Keine Polizeibrutalität
Der tschechische Innenminister Stanislav Gross ist überzeugt davon, dass hinter den Informationen über den angeblichen brutalen Umgang der Polizei mit den verhafteten Demonstranten in Polizeistationen, die in der in- und ausländischen Presse aufgetaucht sind, eine gut organisierte Gruppe von Aktivisten aus dem In- und Ausland steht. Die Initiative gegen ökonomische Globalisierung sowie die zivile Beobachtungsstreife verneinen diese Anschuldigungen des Ministers. Die Berichte über die Polizeibrutalität nach den Verhaftungen im Rahmen mit den Demonstrationen gegen die IWF und Weltbanktagung basierten allein auf Aussagen von Zeugen, so die Sprecher beider Organisationen, Viktor Piorecky und Marek Vesely.
Rychetsky im Baltikum
Vizepremier Pavel Rychetsky ist am Mittwoch zu einem offiziellen Besuch in Litauen angetreten. Ziel seines Besuches ist sowohl die Eröffnung einer NATO Vertretung in den neuen Räumen der tschechischen Botschaft in dieser baltischen Republik als auch die Teilnahme an einer Konferenz über Kulturschätze, die während des Holocaust geraubt wurden.
Neues Tschechisches Zentrum
In München wurde am Mittwoch ein neues Tschechisches Zentrum eröffnet. Die feierliche Eröffnung fand unter Anwesenheit der tschechischen Senatsvorsitzenden Libuse Benesova und Vertretern der bayerischen Landesregierung statt. Hören Sie gleich mehr dazu im Tagesecho.
Strafanzeige gegen Unbekannt
Die Bürgerorganisation Meritum hat am Mittwoch wegen der Unruhen während der IWF/Weltbanktagung letzte Woche in Prag Strafanzeige gegen Unbekannt erstellt. Als Konsequenz der Organisatoren der Proteste, so der Meritum Sprecher Jaroslav Novak, hätten unbekannte Täter sich Vergehen wie Angriffe auf Ordnungskräfte, Gefährdung der Öffentlichkeit, der Freiheitsbeschränkung und Beschädigung fremden Eigentums schuldig gemacht. Die Anti-IWF Vertreter lehnen diese Beschuldigung ab. "Wir haben niemanden zu etwas genötigt und auch keine Zustimmungen gegeben," sagte der Sprecher der Anti-Globalisierungsgruppe Inpeg der Nachrichtenagentur ctk.
Tschechisch - österreichische Kommission in Temelin
Direkt im Areal des AKW Temelin ist am Mittwoch eine gemeinsame Kommission tschechischer und österreichischer Abgeordneter und Experten zusammengetroffen. Ziel ist, die angespannte Situation zwischen beiden Nachbarländer betreffs des Kraftwerks zu klären und zu einem besseren Informationsaustausch zwischen beiden Ländern beitragen.
Die Bürgervereinigung Südböhmische Mütter hat am Mittwoch vor dem KKW Temelin mit Ballonen mit der Aufschrift "Stop Temelin" gegen die geplante und schon oft Inbetriebnahme des ersten Reaktorblocks protestiert. Nachdem die Inbetriebnahme des Reaktors letzte Woche wegen Sicherheitsmängel verschoben wurde, wird die Temperatur innerhalb des AKWs seit Mittwoch wieder erhöht, um ihn auf seine Inbetriebnahme vorzubereiten, so Temelin Sprecher Milan Nebesar. Gleichzeitig hat das Europäische Parlament am Mittwoch eine Resolution verabschiedet, die Temelin nicht zum Thema der Beitrittsverhandlungen machen soll.
Für mehr Polizeigewalt
Die Mehrheit der tschechischen Bevölkerung ist für ein rasanteres Eintreten der Polizei bei Demonstrationen. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts STEM für den Tschechischen Rundfunk und das Tschechische Fernsehen zufolge haben sich 63% der Befragten für den Einsatz von Gummigeschossen in bestimmten Fällen ausgesprochen.
Tschechen eher konservativ
Die tschechische Öffentlichkeit ist auch weiterhin politisch eher konservativ. Das bestätigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts IVVM, nach der sich 35% der Bevölkerung eher konservativen Parteien nahe fühlen. Dagegen sympathisieren 22% mit den Mitte-Links Parteien, davon am ehesten Rentner, Arbeiter und Menschen mit niedrigerem Lebensstandard.
Preis an tschechische Umweltschützer
Die tschechischen Umweltschützer von Hnuti Duha/Regenbogen erhielten am Mittwoch von der bayerischen Umweltschutzorganisation den prestigeträchtigen Haas/Lechner Preis. Die deutsche Organisation verleiht den Umweltschützern aus Tschechien den Preis wegen ihrer "beispielhaften und hervorragenden Umweltschutzarbeit, so der Sprecher von Hnuti Duha Jaromir Blaha.
Umberto Eco in Prag
Der italienische Schriftsteller Umberto Eco besucht in diesen Tagen Prag, wo er sich am Mittwoch Abend mit Präsidentengattin Dagmar Havlova und einer Reihe tschechischer Schriftsteller getroffen hat. Eco kommt auf Einladung der Stiftung Vize 97 an die Moldau und wird am Donnerstag, für seine Beitrag zur allgemeinen Kultur, einen Preis dieser Stiftung entgegennehmen.