Nachrichten Donnerstag, 14. September, 2000
Von Dagmar Keberlova
Tschechische Parlamentarier zu Verhandlungen in Wien
Eine Delegation der tschechischen Parlamentarier des Ausschusses für öffentliche Verwaltung, regionale Entwicklung und Umwelt ist am Dienstag zu einem zweitägigen Besuch in Wien eingetroffen, um mit ihren österreichischen Amtskollegen über verschiedene Themen der österreichisch - tschechischen Beziehungen zu diskutieren. Das Hauptthema der Gespräche am Dienstag war erwartungsgemäß das tschechische Atomkraftwerk Temelin, es wurden ebenfalls auch die Benes-Dekrete erwähnt. "Die österreichische Seite verlangt von uns eine Reihe von Schritten, die Tschechien einfach nicht machen kann. Wir sind ein souveränes Land und haben unsere eigenen Gesetze," sagte nach den Verhandlungen Miroslav Benes, der Vorsitzende des Ausschusses für öffentliche Verwaltung, regionale Entwicklung und Umwelt. Des weiteren machte er darauf aufmerksam, das die tschechischen Gesetze über nukleare Sicherheit und Umweltschutz in vielen Fällen anspruchsvoller sind, als es die Europäische Union verlangt. Im Rahmen der Verhandlungen haben die Freiheitlichen erneut die Aufhebung der Benes-Dekrete verlangt, was einer der Bedingungen des EU-Beitritts Tschechiens sein soll.
Bei den Verhandlungen am Mittwoch haben sich die tschechischen und die österreichischen Abgeordneten darauf geeinigt, dass noch vor der Inbetriebnahme des ersten Reaktorblocks sich Experten und Abgeordneten beider Seiten im AKW Temelin treffen werden. Dies sagte am Mittwoch in Wien der Leiter der Delegation Pavel Brozik der tschechischen Nachrichtenagentur CTK.
Irland für einen schnellen EU-Beitritt Tschechiens
Irland ist an einem schnellen EU-Beitritt Tschechiens interessiert. Dies sagte Joe Walsh, der Landwirtschaftsminister Irlands, anlässlich der zweitägigen Visite des tschechischen Landwirtschaftsministers Jan Fencl in Irland. Der Nachrichtenagentur CTK teilte dies am Mittwoch der Pressesprecher des tschechischen Landwirtschaftsministers Pavel Kovar mit und führte weiter an, dass Walsh nach dem EU-Beitritt Tschechiens mit einer Ausweitung des gegenseitigen Agrarhandels rechnet.
Kontrasummit 2000
Der Kontrasummit 2000, der in den Tagen vom 22. bis 24. September an drei Orten in Prag von der Initiative gegen wirtschaftliche Globalisierung INPEG veranstaltet wird, soll ein Gegenpol zur Sitzung der Finanzleute in Prag darstellen. Neben Soziologen, Philosophen und Ökonomen, die Einwände gegen die beiden zur selben Zeit tagenden Finanzinstitutionen, den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank haben, werden auf dem Kontrasummit auch Menschen teilnehmen, die in ihrem Leben durch die Tätigkeit der Finanzinstitutionen beeinflusst wurden.
Greenpeace-Aktivisten protestieren vor dem Regierungsgebäude in Prag gegen AKW Temelin
Greenpeace hat am Mittwoch vor der Regierungsbehörde in Prag gegen die Aktivierung des AKW Temelin protestiert. Die Umweltaktivisten legten sich vor den Eingang des Regierungsgebäudes, wo ab 10 Uhr das Kabinett tagt, schalteten Alarmsirenen ein und breiteten ein Spruchband mit Namen von Atomkraftwerken aus, in denen es zu Unfällen gekommen war. Der Leiter der tschechischen Greenpeace-Organisation Jiri Tutter erklärte gegenüber Journalisten, das Kabinett müsse sich dessen bewusst werden, dass es die Verantwortung für Leben und Gesundheit der Menschen im Falle jedwedes Unfalls in dem Atomkraftwerk tragen wird. Nach Tutters Worten soll das Kabinett die Aktivierung der Brennstäbe im ersten Reaktorblock des AKW verhindern und Informationen über Störungen überprüfen lassen, die die Sicherheit des AKW gefährden.
Tschechisch-deutsche Woche in Krnov
Einige Dutzend Deutsche sind am Dienstag zum sechsten Jahrgang der Tschechisch-deutschen Woche in das nordmährische Krnov bei Bruntal gekommen. Die ehemaligen deutschen Bürger werden auf der Fußgängerzone neben dem Rathaus am Sonntag unter Anwesenheit des tschechischen Kulturminister Pavel Dostal ein Denkmal dem deutschen Architekten Leopold Bauer enthüllen, der in Krnov geboren wurde. Das Rathaus beteiligt sich dem Vizebürgermeister Jiri Vodicka zufolge an der Veranstaltung, um so zur Auflockerung der früher sehr angespannten Beziehungen mit den Deutschen beizutragen. Krnov war vor dem Zweiten Weltkrieg eine deutsche Stadt, 94 Prozent der Bevölkerung waren Deutsche.
Wiederaufbau von der Burg Hartenberg
Ausländische Studenten helfen in diesen Tagen beim Wiederaufbau der Ruinen der Burg Hartenberg unweit von Josefov im nordböhmischen Bezirk Sokolov. Diese Aktion, an der sich Studenten aus Japan, Großbritanien, Frankreich und der Türkei beteiligen, ist eine Begleitveranstaltung des Internationalen Lagerseminar, welches das Kennenlernen der einheimischen Kultur und Geschichte zum Ziel hat. Erste Angaben über Hartenstein stammen aus dem 13. Jahrhundert und auch Johann Wolfgang Goethe besuchte diese Burg auf seiner letzten Böhmenreise und feierte hier seinen 72. Geburtstag.
Das Projekt Madame Monsieur des Schweizers Olza auf der Prager Burg
Der Schweizer Choreograph Philippe Olza hat auf der Prager Burg für die Abende vom 19. Bis zum 23. September das Projekt Madame Monsieur vorbereitet, in dem Tanz, Pantomime und Musik in Beziehung zu Architektur verbunden werden. Während der einstündiger Vorstellung über Mann und Frau wird das Publikum mit den Interpreten durch das gotische Stockwerk des Alten Königlichen Palais in die Vorstellung eingebunden. Das Internationale Projekt wandert durch die Kulturstädte Europas und in jedem lässt sich Olza von der dortigen Atmosphäre inspirieren.