Nachrichten Donnerstag, 19. November, 1998
FRANKREICHS PREMIER JOSPIN KOMMT ZU STAATSBESUCH NACH PRAG
Der französische Premier Lionel Jospin traf am Mittwochabend in Begleitung einiger Minister seines Kabinetts, darunter Aussenminister Hubert Vedrin und Verteidigungsminister Alain Richard, auf dem Prager Flughafen Ruzyne zu einem zweitägigen offiziellen Staatsbesuch in der Tschechischen Repubklik ein. Im Rahmen seines Besuchs wird Jospin mit Präsident Vaclav Havel und mit Ministerpräsident Milos Zeman zusammentreffen. Frankreich unterstütze die Erweiterung der Europäischen Union, die eine Chance für den ganzen europäischen Kontinent darstellt. Es sei aber wichtig, bei der Erweiterung zügig voranzuschreiten, auch wenn es gegenwärtig vonnöten ist, realistisch zu bleiben und eventuelle Schwierigkeiten nicht zu verschweigen. Dies führte Lionel Jospin einen Tag vor seiner Abreise in die Tschechische Republik gegenüber der Nachrichtenagentur CTK an.
TSCHECHISCHER AIRBUS IN KANADA NOTGELANDET
Ein Airbus der tschechischen Fluggesellschaft CSA hat auf dem Weg von New York nach Prag in Gander 'Kanada) notlanden müssen. Wie tschechische Tageszeitungen am Mittwoch berichteten, war in dem mit 107 Passagieren besetzten Flugzeug kurz nach dem Start Rauch bemerkt worden. Wie sich jetzt herausstellte, war die Ursache für den ungeplanten Zwischenstopp keine Rauchentwicklung, sondern ein Druckabfall in der Steuerkabine des Flugzeugs. Wie der CSA-Vizepräsident für Marketing, Jirí Prusa, auf einer Pressekonferenz am Dienstag in Prag angab, habe kondensierender Dampf den Passagieren den Eindruck einer Rauchentwicklung vermittelt. Ohne Probleme konnte der Airbus am Mittwoch um 12.35 Uhr mitteleuropäischer Zeit von Gander aus seinen Flug nach Prag fortsetzen.
VERHANDLUNG ZWISCHEN TÜRKISCHEN UND TSCHECHISCHEN ABGEORDNETEN
Die Entwicklung der Beziehungen zwischen der Tschechischen Republik und der Türkei war das Thema der Verhandlungen einer türkischen Parlamentsdelegation mit den Mitgliedern des Auswärtigen Ausschusses des tschechischen Abgeordnetenhauses am Mittwoch in Prag. Die türkischen Abgeordneten schlugen dabei ihren tschechischen Amtskollegen zum Beispiel die Gründung einer parlamentarischen tschechisch-türkischen Gesellschaft oder die Einführung sogenannter offener Visa für in die Tschechische Republik einreisende türkische Unternehmer vor. Dies teilte der Leiter der türkischen Delegation, Sabri Tekir, gegenüber Journalisten mit.
GEDENKEN AN DEN 17. NOVEMBER 1989
Mit einem Laternenumzug durch das Prager Stadtzentrum gedachten am Dienstagabend rund 300 Studenten der Prager Hochschulen der Niederschlagung der Studentendemonstration auf der Prager Nationalstrasse vor neun Jahren, die die sogenannte "Samtene Revolution" in Gang setzte und den Zerfall des kommunistischen Regimes in der damaligen Tschechoslowakei zur Folge hatte. Mehr dazu hören Sie in unserem anschliessenden Beitragsblock.
BEWERBUNG ALS STAATSDIENER MIT GEFÄLSCHTEN DOKUMENTEN
Bei ihrer Bewerbung um einen Arbeitsplatz im Staatsdienst haben zahlreiche Tschechen möglicherweise gefälschte Dokumente benutzt. Wie tschechische Tageszeitungen am Mittwoch berichteten, waren jahrelang unechte Unbedenklichkeits- Bescheinigungen von Untersuchungsbehörden auf dem Schwarzmarkt erhältlich. So konnte vor allem für 10.000 Kronen 'etwa 500 Mark) ein "Lustrationsbescheid" gekauft werden. Darin versichert normalerweise das Innenministerium, dass der Inhaber vor der demokratischenb Wende 1989 nicht mit dem kommunistischen Regime zusammengearbeitet hat. Ein positiver Bescheid ist Voraussetzung für einen Posten im tschechischen Staatsdienst.
TSCHECHISCHE REGIERUNG WILL HÄRTER GEGEN SKINHEADS VORGEHEN
Die tschechische Regierung will härter gegen Rechtsradikale vorgehen. Wie die Tageszeitungen in ihren Mittwochausgaben berichteten, hat Ministerpräsident Milos Zeman Innenminister Vaclav Grulich angewiesen, ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten. Geplant sei beispielsweise die Bildung einer Polizei-Sondereinheit zur Überwachung der Skinhead-Szene. Skinheads waren 1997 in Tschechien nach Medienberichten für etwa 200 rassistische Straftaten verantwortlich.
TSCHECHISCHE REPUBLIK ERSUCHT UM WEU-MITGLIEDSCHAFT
Die Tschechische Reoublik bemühe sich um die Aufnahme als Mitglied der Westeuropäischen Union 'WEU) im ersten Halbjahr des kommenden Jahres. Dies versicherte der tschechische Aussenminister Jan Kavan, der gemeinsam mit Verteidigungsminister Vladimir Vetchy an der zweitägigen Tagung des WEU-Ministerrates in Rom teilnahm, am Dienstag gegenüber Journalisten. Kavan führte dabei aus, dass er in dieser Richtung Unterstützung von Seiten des deutschen Verteidigungsministers Rudolf Scharping erhalten habe, der versprach, dass sich sein Land dafür einsetzen werde, wenn es im ersten Halbjahr des Jahres 1999 den WEU-Vorsitz und zugleich den Vorsitz in der Europäischen Union übernehmen werde.
SLOWAKISCHES INTERESSE AN BESUCH AUS TSCHECHIEN WÄCHST
Der Chef der slowakischen Diplomatie Eduard Kukan hat nach seinem Treffen mit Tschechiens Aussenminister Jan Kavan während des WEU-Gipfels am Dienstag in Rom erneut die Erwartungen in Bratislava bekräftigt, dass - so Kukan wörtlich "der erste Besuch des tschechischen Premiers in der Slowakei bereits konkrete Ergebnisse bringen möge". Der slowakische Aussenminister ergänzte, dass die neue slowakische Regierung mit gro3er Zufriedenheit die positiven Signale aus Prag registriert habe und Interesse daran habe, diese ebenso positiv zu erwidern. Tschechiens Premier Milos Zeman und weitere Mitglieder seines Kabinetts werden für kommenden Montag zum ersten offiziellen Staatsbesuch einer tschechischen Regierungsdelegation in der Slowakei erwartet.
BILDUNG VON KOMMISSION ZUR LÖSUNG DES KONFLIKTS STAAT - KIRCHE
Einer von der tschechischen Bischofskonferenz veröffentlichten Pressemitteilung zufolge hat sich der apostolische Nuntius Giovanni Coppa bei seinem Gespräch mit Premier Milos Zeman vergangene Woche auf die Bestellung einer Kommission zur Lösung des Problems der Beziehungen von Staat und Kirche in Tschechien geeinigt. Die Kommission soll paritätisch mit Vertretern beider Seiten besetzt werden und unabhängig von einer anderen Kommission, die das Kulturministerium einrichten will, arbeiten. Die Frage der Beziehungen von Staat und Kirche war in jüngster Zeit wieder aktuell geworden, als der tschechische Kardinal Miloslav Vlk vergangene Woche die Regierung von Premierminister Zeman für ihren Umgang mit der katholischen Kirche heftig kritisierte. Gleichzeitig hatte Vlk angekündigt, keine kirchlichen Vertreter in die geplante Kommission beim Kulturministerium zu entsenden.
INTERNET-BOYKOTT
Internet-Boykott in der Tschechischen Republik. 800 Server und 80.000 Internet-Benutzer protestierten am Mittwoch gegen die von der Telekom geplante 60%ige Erhöhung der Telefongebühren für Ortsgespräche. Die Internet-Server haben dabei den ganzen Tag ihren Betrieb eingestellt und Internet-Benutzer dazu aufgefordert, von den Diensten der Telekom in keiner Weise Gebrauch zu machen.
Und noch eine Meldung vom Sport:
In ihrem Auftaktspiel zum Damen-Tennis-Masters in New York unterlag die tschechische Titelverteidigerin Jana Novotná der ungesetzten Steffi Graf aus Deutschland in drei Sätzen mit 7:6, 4:6 und 1:6 und ist damit bereits nach der ersten Runde bei der diesjährigen inoffiziellen Tennisweltmeisterschaft der Damen ausgeschieden.
Abschlie3end der aktuelle Wetterbericht:
Am Donnerstag hält die Kaltluftzufuhr in die Tschechische Republik an. Es wird bewölkt bis bedeckt sein, örtlich ist mit Schnee oder Schneeschauern zu rechnen. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen Werte zwischen minus 2 und plus 2 Grad Celsius.
Die weiteren Aussichten: Am Freitag und Samstag keine wesentlichen Wetterveränderungen. Die Nachttemperaturen sinken auf Werte zwischen minus 3 und minus 9 Grad, die Tageshöchsttemperaturen bewegen sich an beiden Tagen zwischen minus 3 und plus 1 Grad Celsius.