Nachrichten Donnerstag, 21. September, 2000
Von Alexandra Klausmann
Köhler: Für den Euro und gegen die Armut
Der Euro sei stark unterbewertet, eine Intervention zu seinen Gunsten von Seiten des Internationalen Währungsfonds (IWF) sei daher nicht ausgeschlossen. Das sagte am Mittwoch der IWF Vorsitzende Horst Köhler auf einer Pressekonferenz, die anlässlich der bevorstehenden Herbsttagung von IWF und Weltbank in Prag stattfand. Köhler sagte weiter, es sei auf lange Sicht gesehen, wichtig, für den Rückgang der Armut in der Welt zu kämpfen. "Daher müssen wir ausarbeiten, wie wir armen Ländern Finanzen zukommen lassen können, aber auch Projekte, auf deren Basis diesen Ländern Kapital zur Disposition stehen wird," sagte Köhler. Er würde es ausserdem gerne sehen, wenn der IWF mit Kapitalmärkten zusammenarbeiten würde. In seinem Kampf gegen die Armut will der IWF mit der Weltbank zusammen vorgehen. Schon nächsten Monat sollten beide Institutionen eine Initiative zur Hilfe der am stärksten verschuldeten Länder starten, sagte Köhler.
Tagungsteilnehmer sollen eingeschlossen werden
Die anti-Globalisierungsorganisation INPEG, will die Finanziers von IWF und Weltbank im Prager Kongresszentrum einschliessen. Die Sprecherin der INPEG, Alice Dvorska sagteam Mittwoch , dass ihre Organisation plane, das Kongresszentrum während der Tagung am 26. September so zu blockieren, dass die Tagungsteilnehmer nicht mehr hinauskönnten. Sie unterstrich aber, dass es sich dabei um eine symbolische Aktion handeln werde.
Autofreier Tag
Die Globalisierungsgegner haben die Finanziers von IWF und Weltbank dazu aufgefordert, während ihres Aufenthaltes in Prag den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Während einer Veranstaltung auf dem Prager Altstädter Ring am Mittwoch forderten die Aktivisten die Weltbank auf, die Unterstützung des Autoverkehrs zu stoppen und stattdessen Initiativen für Fussgänger und Radfahrer anzuregen. Der Donnerstag wurde von verschiedenen anti-Globalisierungsorganisationen als Autofreier Tag ausgerufen.
Verstärkung aus Nordmähren
Ungefähr 500 Polizisten aus Nordmähren sind am Mittwoch in einem eigens für sie eingerichteten Zug nach Prag gereist, um dort ihre Kollegen während der IWF/Weltbanktagung zu unterstützen. Die Polizisten aus der Region Ostrava/Ostrau sollen vor allem im Prager Stadtzentrum eingesetzt werden, wo die meisten anti-IWF/Weltbank Demonstrationen erwartet werden. Im Zusammenhang mit der IWF/Weltbanktagung werden in Prag bis zu 20 000 Demonstranten erwartet, denen ein Aufgebot von rund 11 000 Polizisten und über 1500 Soldaten gegenüber stehen soll.
Neues Zollabkommen abgeschlossen
Der südafrikanische Vizepräsident Jacob Zuma und der tschechische Finanzminister Pavel Mertlik unterschrieben heute in Prag ein Zollabkommen, das zu besseren Handelsbeziehungen zwischen der Tschechischen und der Südafrikanischen Republik führen soll. Nach einem Vier Augen Gespräch mit Premierminister Milos Zeman gab Zuma zu, die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern seien noch unbefriedigend und müssten deshalb vertieft werden. Das könne nur den Menschen beider Länder zu Gute kommen, meinte Zuma. Auf dem weiteren Programm des südafrikanischen Vizepräsidenten steht heute Nachmittag ein Besuch bei Präsident Vaclav Havel, dem Vorsitzenden des Abgeordnetenhauses, Vaclav Klaus und dem tschechischen Aussenminister Jan Kavan.
Gesetzesnovelle abgelehnt
Das Abgeordnetenhaus hat heute mit einer grossen Mehrheit eine Novelle der gesetzlichen Krankenversicherung abgelehnt. Das bisherige Gesetz verliert am 31. Dezember dieses Jahres seine Gültigkeit verlieren, bis dahin müssen die Abgeordneten entweder eine Novelle verabschiedet haben oder einen anderen Weg gefunden haben, um die Gültigkeit des Gesetzes zu verlängern. Die heute vorgeschlagene Novelle beinhaltete einige Neuerungen, wie zum Beispiel eine Erhöhung des Eigenbetrags, was bei Abgeordneten aller Parteien auf Missfallen fiel.
Welturaufführung in der Prager Staatsoper
In der Prager Staatsoper bereitet sich schon alles auf die heutige Uraufführung des neuen Werkes "Faidra" von Emil Viklicky vor, und hat dazu in der neuen Saison noch weitere fünf Premieren auf dem Programm. So soll zum Beispiel auch die neue Oper "Die Physiker", die auf dem Werk Friedrich Dürrenmatts basiert in Prag seine Weltpremiere feiern. Die heutige Uraufführung "Faidra" wurde von tatsächlichen Begenheiten motiviert, die tschechische IFOT Truppen bei ihrer Mission im Jahre 1996 erfuhren und ist als Parallele zur antiken Legende konzipiert.