Nachrichten Donnerstag, 24. August, 2000
Von Marcela Pozarek
HAVEL INTRESSIERT SICH FÜR DEN LÄNDLICHEN RAUM
Staatspräsident Vaclav Havel hat sich auf seiner Reise in die nördliche Pilsnerregion am Mittwoch vor allem mit Fragen des tschechischen Landschaftraumes auseinandersetzen. Er kam auf seinem Ausflug u.a. mit Fachleuten aus den Bereichen Landschaftsschutz und Forstwirtschaft zusammen um mit ihnen über die regionalen Probleme zu sprechen. In Manetin sah sich Havel die Kirche Johannes des Täufers mit dem Altar und den Bildern von Petr Brandl an. Der Pilsner Bischof Frantisek Radkovsky informierte ihn zudem über eine geplante Konferenz über das barocke Landschaftsbild.
HAVEL ZUR DISKREDITIERUNG DER POLITIKERIN BUZKOVA
Havel äusserte sich vor Journalisten am Mittwoch auch zu der sogenannten Affäre Blei, die die ehemalige stellvertretende Parteivorsitzende der tschechischen Sozialdemokraten, Petra Buzkova hätte diskreditieren sollen. Havel meinte, dass ihn das Ganze an die früheren Manieren der kommunistischen Staatsicherheit Stb erinnere : "Ich habe in der Zeitung diesen Text gelesen, der in einer mir wohlbekannten Sprache der Stb geschrieben ist und eine Art Anleitung der Stb darstellt wie man jemanden zu Fall bringen kann." Die Affäre Blei würde Havel an die kommunistische Ära erinnern, in der er unzählige Male von der Polizei verhört worden war.
AMERIKANER FINANZIEREN EISENBAHNSTUDIE
Am Mittwoch Nachmittag hat der amerikanische Botschafter in Prag, John Shattuck einen Vertrag unterschrieben, der es ermöglichen wird, dass das tschechische Verkehrsministerium eine Studie über die Entwicklung der Eisenbahn erstellen kann. Die amerikanische Agentur für Entwicklung hat in einer ersten Etappe 144. 405 US Dollar zur Verfügung gestellt damit eine Studie über die Restrukturalisierung der tschechischen Staatsbahn durchgeführt werden kann.
IN CHEB WILL MAN PROSTITUTIONSPROBLEM LÖSEN
In der westböhmischen Stadt Cheb, Eger sind am Mittwoch Vertreter von insgesamt 39 tschechischen Kommunen zusammengekommen, um über Massnahmen gegen grenzüberschreitende Prostitution zu beraten. Insbesondere soll eine Deklaration verabschiedet werden, mit der das tschechische Parlament zur Verabschiedung eines speziellen Prostitutionsgesetzes gedrängt werden soll. Im Vorfeld der Beratung äusserten sich die Verwaltungsvertreter hoffnungsvoll über den ausführlichen Erfahrungsaustausch in Cheb, an der auch ein Vertreter der deutschen Botschaft teilnimmt. Die Zusammenkunft in Eger ist die erste dieser Art in Tschechien. Die Regionen an den Grenzen zu Deutschland und Österreich waren in den vergangenen Jahren immer wieder durch Strassenstrich und die Häufung von Bordellen in die Schlagzeilen geraten.
ERHART BUSEK GEGEN HAIDERS DROHUNGEN
Der österreichische Regierungsbeauftragte für die EU Osterweiterung Erhard Busek lehnte wiederholt die Drohungen des FPÖ Politikers Jörg Haider ab, demzufolge man den Beitritt Tschechiens und Sloweniens in die EU verhindern müsse, falls diese Länder ihre Dekrete über die Vertreibung der deutschen Minderheiten nach dem 2.Weltkreig nicht annullieren würde. Wien versicherte Prag offiziell, dass die Frage um die sogenannten Benesdekret an keine Beitrittsbedingungen geknüpf werde.
DEUTSCHE VORBEHALTE GEGEN ATOMMEILER TEMELIN
Die deutsche Regierung hat Tschechien offiziell nicht gebeten, das Atomkraftwerk Temelin nicht in Betrieb zu setzen, dies gab am Dienstag der Sprecher des tschechischen Aussenministeriums Ales Pospisil bekannt. Laut Pospisil habe man kein offizielles deutsches Dokument erhalten, nichts desto trotz würde sich Tschechien einer allfälligen Diskussion wegen des umstrittenen Kernkraftwerks, dass im September ans Netz gehen soll, stellen. Temelin würde Pospisil zufolge alle strengen Kriterien, die in der EU für Atommeiler gelten, erfüllen. Am Dienstag veröffentlichte das deutsche Umweltministerium eine Erklärung, in der darauf hin gewiesen wird dass es im Zusammenhang mit dem südböhmischen Kernkraftwerk offene Sicherheitsfragen gebe. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in unserem anschliessenden Tagesecho.
BESUCHERREKORD IM TSCHECHISCHEN PAVILLON AN DER EXPO
Am Dienstag registrierte man im tschechischen Pavillon an der Expo 2000 in Hannover einen Rekord von über 10 000 Besuchern. Seit dem Beginn der Expo wurde der tschechische Pavillon durchschnittlich von 5000 Interessierten pro Tag besichtigt. Gestern haben im Pavillon der Fernsehstab des NDR und des ZDF gedreht, man interessierte sich eines Pressecommuniques zufolge vor allem für die Reinkarnationsmaschine, sowie das tschechische Spezialitätenrestaurant.
AUSSTELLUNG BRIEFE AN OLGA
Präsident Vaclav hat sich am Dienstag Abend im nationalen Literaturarchiv in Prag die Ausstellung der handschriftlichen Originale der Briefe an Olga angesehen, die Havel zwischen den Jahren 1979 und 1983 seiner ersten Frau Olga aus kommunistischen Gefängnissen schrieb. Die Exposition ist Teil eines Projektes "Vaclav Havel - Schriftsteller und Dramatiker", das im Rahmen Prag - Kulturstadt Europas 2000 stattfindet. Die Originale der Briefe, 172 Blätter bewahrte Olga Havlova in einer Schuhschachtel, im Jahre 1998 übergab Vaclav Havel die Briefsammlung dem nationalen Archiv für Schriftentum. Havel erwog bei seinem Besuch am Dienstag die Möglichkeit, dass er seine gesamten Schriften in Zukunft dem Archiv übergeben könnte.
JANACEK FILHARMONIE TRITT IN ÖSTERREICH AUF
Die Ostrauer Janacek Filharmonie tritt am kommenden Samstag zusammen mit der koreanischen Geigerin I Hwa-so an einem internationalen Festival im österreichischen Grafenegg auf. Das Orchester wird unter dem Taktstock des österreichischen Chefdirigenten Werke von Antonin Dvorak und Jean Sibelius zur Aufführung bringen. Die Janacek Filharmonie ist eines der grössten und berühmtesten Orchester in Tschechien und wurde vor 46 Jahren gegründet.